Kauf mir einen Stern – oder ein Stück vom Mond…

Verschiedene Unternehmen im Internet bieten Sterne – oder Mondgrundstücke zum Kauf an. Auch wenn dies nicht direkt illegal ist, so wird einem doch vorgegaukelt, dass es sich dabei um etwas „Offizielles“ handle.

Meins!
Meins!
Der Grundgedanke ist eigentlich sehr schön: Warum nicht einem geliebten Menschen einen Stern am Himmel schenken? Es gibt so viele Sterne, viel mehr als es Menschen gibt (allein in unserer Galaxis etwa 200 Milliarden, davon sind aber nur etwa 5000 von Auge sichtbar, die anderen sind zu leuchtschwach oder zu weit weg), man müsste also nicht damit rechnen, dass einem in absehbarer Zeit die Sterne ausgehen. Firmen wie die „ISR“ (International Star Registry) beuten diesen Gedanken kommerziell aus. Auf ihren Webseiten verkaufen sie Sterne – pro Stern etwa 50 Dollar (die schweizer Version ist deutlich teurer, ca. 200 Franken). Dafür erhält man eine formschöne Urkunde, ein Baseball-Cap und die Zusicherung, dass der Stern und sein Besitzer in einem „zentralen Register“ eingetragen werde, das unter anderem in der renomierten amerikanischen „Library of Congress“ und in einem „schweizerischen Banktresor“ hinterlegt werde. Klingt doch gut oder?

Die Absicht ist natürlich, es irgendwie „offiziell“ klingen zu lassen. Denn ohne diesen offizellen Touch hat der „Sternkauf“ nur symoblische Bedeutung, und das ist nicht eben verkaufsfördernd. Natürlich ginge es auch anders: Firmen, etwa in Deutschland, die ebenfalls Sterne verkaufen, halten zum Teil fest, dass es sich um einen symbolischen Kauf handelt, ähnlich, wie wenn man jemandem einen Glückskäfer schenkt (ganz ähnlich ist es übrigens bei den Horoskopen, wo unterdessen bekannt sein dürfte, dass sie völlig untauglich sind, und trotzdem ist das ganze eine Milliardenindustrie…). Natürlich wird der Verkauf von Sternen aggressiv beworben, etwa mit Prominenten oder bekannten Firmen, die schon Sterne gekauft hätten.

Etwas ist völlig klar: Diese Sternkäufe / Sterntaufen sind absolut inoffiziell. Jeder, der Lust und Zeit hat, kann eine Seite im Internet aufmachen und Sterne zum Kauf anbieten. Es gibt keine Kontrolle, und niemand, ausser dem „Besitzer“ und vielleicht der Verkäuferfirma selbst, wird diesen Namen jemals gebrauchen. Ausser dem Besitzer wird niemand wissen, dass dieser oder jener Stern von der Verkäuferfirma im Namen eines gutgläubigen Käufers „getauft“ wurde. Der Gegenwert, den man für sein Geld erhält, beschränkt sich also auf die Urkunde, die Sternkarte und das Büchlein, das einem zugestellt wird (tatsächlich gibt es sogar Hinweise darauf, dass viele Sterne doppelt verkauft wurden – gibt es denn offenbar nicht genug davon?).

Ist das ein Problem? Könnte man jetzt nicht sagen, na gut, wenn die Leute dumm genug sind, einen Stern zu kaufen, sollte man sie lassen? Vielleicht. Aber die Geschichte hat auch eine traurige Seite. Wie Phil Plait in einem Artikel für den aktuellen Skeptical Inquirer berichtet, kommt es hin und wieder vor, dass Menschen, die eine ihnen nahe stehende Person verloren und einen Stern nach ihr benannt haben, eine Sternwarte aufsuchen und dort nach „ihrem“ Stern fragen. Natürlich kennt der Astronom den Stern nicht, denn wie gesagt, alles ist völlig inoffiziell – die Angehörigen dürften sich jetzt ziemlich betrogen vorkommen.

Ganz ein ähnliches Spiel wird mit „Mondgrundstücken“ (oder Grundstücken auf anderen Himmelskörpern, wie etwa dem Mars, aber ich habe auch schon Angebote für den Jupiter gesehen…) betrieben. Im Gegensatz zu den Sternkäufen könnte dieses Thema – zumindest beim Mond – schon bald etwas mehr Brisanz erhalten, doch auch hier gilt: Nichts ist offiziell. Viele Verkäufer berufen sich auf Dennis Hope, ein Kalifornier, der 1980 auf die Idee kam, einen „Claim“ auf den Mond bei den amerikanischen Behörden einzureichen. Diese Claims stammen eigentlich aus der Siedlerzeit, als die Siedlertrecks nach Westen fuhren: wem es irgendwo gefiel, der gab seinen Claim ein und die Bundesregierung erledigte den Rest (wie Infrastruktur, Indianer vertreiben, solche Dinge). Das „Recht“ ist immer noch in Kraft, und Dennis Hope „sicherte“ sich darüber den Mond. Über seine Firma „Global Space Community“ vertreibt er seither seine „Mondgrundstücke“, teilweise über verschiedene Händler.

Das Problem ist auch hier: Dieser Claim ist nicht international anerkannt, und ich wäre überrascht, wenn selbst die US-Regierung der Auffassung wäre, dass man keinen Claim auf den Mond einreichen kann und der Grundstückverkauf damit rechtens wäre. Mehrere Regierungen (Russland, China, aber auch die Europäer, Japan, Indien…) haben Interesse bekundet, im Verlauf der kommenden Jahrzehnte Menschen zum Mond zu schicken – aus verschiedenen Gründen. Keine dieser Nationen wird diesen „Claim“ honorieren. Es gibt einen internationalen Vertrag, den sogenannten „Outer Space Treaty“, sowie einen „Mond-Vertrag“ (bei dem die entscheidenden Nationen wie die USA, Russland und China allerdings nicht Mitglied sind). Der Outer-Space-Treaty verbietet Regierungen, extraterrestrische Körper in ihren Besitz zu nehmen. Da niemand auf dem Mond die Hoheitsrechte hat, gibt es auch niemanden, der über die Einhaltung von Recht und Ordnung urteilen könnte. Es ist viel wahrscheinlicher, dass eines Tages ein neuer Mondvertrag in der Art des Antarktis-Vertrages geschaffen wird, wonach alle Menschen auf der Mondoberfläche den individuellen Gesetzen ihrer Heimatstaaten unterworfen sind. Allerdings könnte auf dem Mond Unternehmertum eines Tages eine Rolle spielen: Bevor eine Firma Geld in den Abbau von Rohstoffen auf dem Mond (z.B. Helium-3 für Fusionsreaktoren, Seltene Erden aus KREEP-Erzen) investiert, wird sie Rechtssicherheit wollen: spätestens zu diesem Zeitpunkt wird eine definitive Regelung gefunden werden müssen. Und ich bezweifle, dass ein gewisser Dennis Hope in dieser Regelung irgend eine Rolle spielen wird.

Mit dem Mondgrundstück ist es also so wie mit einem Stern: Der Gegenwert, den man für sein Geld erhält, umfasst gerade mal die Urkunde, die Mondkarte, das Büchlein – nichts gewesen vom Grundstück auf dem Mond. Die Mondmakler behaupten gerne, ihre Aktion sei legal – das ist sie auch, im Sinne von „nicht illegal“: Man darf ihnen gerne sein Geld andrehen, wenn man will. Allerdings ist sie – wie jetzt hoffentlich klar geworden ist – nicht rechtlich abgesichert.

Was sind denn die Alternativen? Wer unbedingt etwas kaufen will, könnte stattdessen symbolisch ein Stück Regenwald „kaufen“ und damit zum Erhalt dieser Naturpardiese beitragen (sogenannte Projektpatenschaften, z.B. beim WWF). Oder aber an einem schönen Abend die lokale Sternwarte besuchen: auch das kann ein ganz besonderes Geschenk mit astronomischem Touch sein. Und wer wirklich eines Tages Besitzer eines Mondgrundstücks werden will, der tut gut daran, die Weltraumfahrt und die Rückkehr zum Mond zu unterstützen – denn je früher die Wirtschaft den Mond entdeckt, desto schneller wird es gehen, bis eine international verbindliche Regelung zu den Besitzverhältnissen auf dem Mond gefunden wird.

Die International Star Registry in der Schweiz

Was die IAU dazu meint – Die IAU ist die internationale, Astronomische Union – die Referenz für alles, was als „offiziell“ gilt in der Astronomie.

Die Deutsche Version des IAU-Statements

Einer von vielen deutschen Verkäufern von Mondgrundstücken

1 Kommentar

  1. Super Artikel …
    Der Gedanke man könnte sich rechtlich einen kleinen Teil des Mondes oder einen Stern kaufen ist weit verbreitet …
    Und deine genannte Alternative ist auch sehr gut gewählt …

    FG Thanathos

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