Bemannte Raumfahrt im Jahr 2061

2061 wird es 100 Jahre her sein, seit Juri Gagarin als erster Mensch in den Weltraum flog. Was wird sich bis dann noch verändern? Wie wird die Raumfahrt zu dieser Zeit aussehen? Ein Versuch.

Space Shuttle vor dem Start
Space Shuttle vor dem Start
Über den Weltraum und die Raumfahrt der Zukunft wurde viel geschrieben und fantasiert. Jeder ernsthafte Versuch einer realistischen Einschätzung muss scheitern, weil wir nicht wissen, welche Technologien noch kommen werden. Die Entdeckung einer einfachen Form von Kernfusion etwa würde alle Szenarien komplett über den Haufen werfen. Wir können aber versuchen abzuschätzen, was aus heutiger Sicht machbar wäre. Ich möchte deshalb die Situation im Jahr 2061 (oder ganz generell, in der Mitte des 21. Jahrhunderts, ich will mich da nicht auf einzelne Jahre versteifen) langsam aus den heutigen Bedingungen herleiten.

Zurzeit stellt sich die Situation so dar: Die ISS, die internationale Raumstation, befindet sich im Aufbau und wird aller Voraussicht nach bis 2010 fertig gebaut. Danach folgt aus amerikanischer Sicht eine etwa drei- bis fünfjährige Lücke bis zum Start der ersten „Orion“-Kapsel (auch wenn möglicherweise der amerikanische Kongress zusätzliches Geld für den Weiterbetrieb der Shuttle-Flotte einschiessen könnte, um die USA nicht in eine einseitige Abhängigkeit gegenüber Russland zu bringen). Russland hingegen verlässt sich noch immer auf Technik aus der Sowjetzeit, und tut sich schwer damit, einen Nachfolger für die zuverlässigen Sojus-Raumschiffe zu bauen. China bringt in langsamen, aber stets aufeinander aufbauenden Schritten seine Shenzhou-Raumkapsel zur Reife. Andere Nationen (darunter auch Europa) haben zurzeit in Sachen bemannte Raumfahrt noch nichts ausser Ambitionen vorzuweisen (Europa werkelt zurzeit an einer Studie, die abklären soll, ob Europa zusammen mit Russland und vielleicht Japan eine bemannte Raumkapsel entwickeln soll – in ein paar Wochen sollen die Ergebnisse vorgestellt werden).

Zudem gibt es da noch private Unternehmer, die mitspielen: Die kalifornische Firma SpaceX etwa arbeitet an der „Dragon“-Kapsel, welche im Rahmen des „COTS“-Programms der NASA ab 2010 die Versorgung der ISS, zuerst mit Material, später auch mit Besatzungen, übernehmen soll. Nachdem Rocketplane Kistler, die zweite involvierte Firma, die COTS-Vorgaben der NASA nicht erfüllen konnte, ist Space Dev in die Lücke gesprungen: mit dem „Dream Chaser“ soll ein kleines, wiederverwendbares Raumfahrzeug (ähnlich dem Shuttle, nur viel kleiner und ohne zusätzliche Nutzlast) entwickelt werden. Der Start dieser privaten Raumkapseln / Raumschiffe ist auf der Spitze der SpaceX Falcon 9 Rakete bzw. einer Atlas V Rakete von Boeing/ULA geplant. Zurzeit sieht es für beide Raumfahrzeuge sehr gut aus, auch wenn sicher noch einige Probleme auftauchen werden.

Der Dreh- und Angelpunkt aller amerikanischen Weltraumpläne für die erste Hälfte des 21. Jahrhunderts ist die neue Schwerlastrakete, „Ares V“ genannt, die entwickelt werden soll. Ohne Ares V oder eine ähnliche, vergleichbare Rakete gibt es keine Mond- oder Marsflüge. Von ihrer Entwicklung hängt deshalb ein grosser Teil des Szenarios ab. Auf der russischen und chinesischen Seite sind mit der Angara und der „Langer Marsch 5 / 6“ mittelschwere Trägerraketen geplant, die aber nicht an die Ares V herankommen. Diese soll in der Lage sein, 120 Tonnen in die Erdumlaufbahn zu hieven (allerdings werkelt nach Angaben des SpaceX-Chefs auch dessen Firma unter dem Codenamen „BFR“ an einer Superschwerlastrakete).

Nach 2010 dürften sich die USA langsam von der ISS zurückziehen. Gut möglich, dass dann als neuer internationaler Partner China ins Spiel käme – Interesse an einer Teilnahme an der ISS hat das Reich der Mitte schon lange, doch bisher sperren sich die USA dagegen. Gelingt die neue Zusammenarbeit, steht einem Erhalt der ISS über das Jahr 2020 hinaus nichts mehr im Wege.

die Dragon Raumkapsel von SpaceX
die Dragon Raumkapsel von SpaceX
Orbitalseile werden nicht vor 2020, vermutlich auch nicht vor 2030 zur Verfügung stehen – in dieser Zeit muss alles Material per Raketen in der Erdorbit gehievt werden. Dies ist vor allem für Treibstoff ein Problem, der in grossen Mengen benötigt wird (pro Tonne Nutzlast – z.B. Treibstoff, der im Orbit verfügbar ist – müssen jeweils rund neun Tonnen Treibstoff verbraucht werden, um die Nutzlast in den Orbit zu bringen). Boeing hat deshalb die Einrichtung von orbitalen Tanklagern vorgeschlagen. Diese könnten von speziell für diesen Zweck entwickelten privaten (unbemannten) „Tank“-Raumfahrzeugen regelmässig betankt werden, eine Möglichkeit also für private Firmen, Weltraumtechnologien „in echt“ auszuprobieren und dabei auch noch Geld zu verdienen. Raumfahrtmissionen der NASA, etwa Flüge zum Mond, würden ihren Treibstoff dann aus solchen orbitalen Tanklagern beziehen. Solche Tankdepots dürften vergleichsweise lukrativ sein (nicht nur für amerikanische Bedürfnisse), so dass sie vermutlich früher oder später ohnehin kommen werden. Allerdings erst dann, wenn ein Markt etabliert wurde: dies dürfte, wenn es nach den gegenwärtigen Plänen der NASA geht, in der ersten Hälfte der 20er Jahre der Fall sein, wenn die Mondmissionen im Rahmen des „Constellation“-Programms Fahrt aufnehmen sollen und auch andere Nationen Mondflüge anpeilen.

Ist die Entwicklung privater Raumkapseln und Raumfahrzeuge in den USA erfolgreich, ist die Chance gross, dass Nationen beginnen werden, solche Raumkapseln / Raumfahrzeuge direkt zu kaufen, um selber Astronauten ins All schicken zu können. Denkbar sind hier raumfahrttechnische „Schwellenländer“ wie verschiedene europäische Staaten (Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, oder vielleicht sogar die ESA als ganzes?), aber auch Indien, Japan oder Brasilien. Die damit einhergehende Verbreitung amerikanischer Trägerraketen dürfte durchaus auch im Sinne ihrer amerikanischen Hersteller (United Launch Alliance (ULA), SpaceX…) sein und zu einer langsamen weltweiten Standardisierung von Raumflughäfen führen.

Orbitale Raumstationen, die etwa, wie von „Bigelow Aerospace“ geplant und bereits getestet, aus aufblasbaren (Wohn-)Elementen bestehen, könnten von den privaten Raumfahrzeugen bedient und ebenfalls an interessierte Länder und Unternehmen weltweit verkauft werden. Damit ist aber erst zu rechnen, wenn sich gezeigt hat, dass die privaten Raumfahrzeuge effizient und verlässlich sind, also nicht vor 2015. Für die Zeit danach ist es aber auch denkbar, dass die NASA eines Tages von den aufblasbaren Bigelow-Stationen gebrauch macht, etwa für eine Expedition zu einem erdnahen Asteroiden.

Das Mondraumschiff der NASA, wie es zurzeit geplant ist
Das Mondraumschiff der NASA, wie es zurzeit geplant ist
Ich habe im Moment wenig Zweifel daran, dass es zu einer Rückkehr zum Mond kommen wird. Um das Jahr 2020 herum werden die USA wieder auf dem Mond landen. Das Jahrzehnt zwischen 2010 und 2020 wird vom Wettbewerb verschiedener Nationen, bemannte Flüge zum Mond (aber ohne Landung) durchzuführen dominiert sein. Hier wird vermutlich vor allem China eine wichtige Rolle spielen, aber auch Russland könnte Reserven aktivieren, so die Entwicklung eines Sojus-Nachfolgers (mit oder ohne Europa) tatsächlich gelingt und dieser so zuverlässig ist wie sein Vorgänger.

In der Zeit nach den ersten bemannten Mondlandungen am Anfang der 20er Jahre wird sich die Frage stellen, ob eine internationale Mondstation gebaut werden soll, oder ob jedes Land für sich entscheidet, eine solche zu bauen. Aus der Erfahrung mit der ISS hat man gelernt, dass solche Stationen ausserordentlich kostenintensiv sind und einen grossen Teil des Budgets einer Raumfahrtsorganisation binden. Denkbar wäre, dass bis dahin Firmen wie SpaceX und SpaceDev (aber auch andere Firmen in diesem Bereich) derart gewachsen sind und derart viel Erfahrung gesammelt haben, dass sie ein internationales (?) Konsortium bilden, das eine solche Station in Arbeit nimmt und sich dafür bezahlen lässt. Möglich ist aber auch, dass keine internationale Zusammenarbeit zustande kommt. Sollte die NASA allein für den Bau und den Betrieb einer solchen Mondstation aufkommen müssen, dürfte dies ihre weitergehenden Pläne (erdnahe Asteroiden, Mars und „darüber hinaus“) um Jahre bis Jahrzehnte verzögern.

In der Zeit zwischen 2020 und 2030 wird sich die amerikanische Raumfahrtsbehörde auf die Frage einstellen, wie bemannte Flüge zum Mars bewerkstelligt werden sollen. Als Trainingsmissionen kommen dabei Flüge zu erdnahen Asteroiden in Frage – auch für China könnte dies interessant sein, etwa durch den Einsatz mehrerer aneinandergekoppelter Shenzhou-Kapseln (wie es auch schon für den Bau einer chinesischen Raumstation vorgeschlagen wurde). Am Ende dieser Phase, die sich auch bis 2040 hinziehen könnte, werden bemannte Raumschiffe zu den Marsmonden Phobos und Deimos fliegen und von dort aus auf die Oberfläche des Mars absteigen. Eine ständig besetzte bemannte Raumstation auf dem Mars selbst bleibt danach für mindestens zehn weitere Jahre ein Traum.

kleine Raumstation auf einem fernen Asteroiden
kleine Raumstation auf einem fernen Asteroiden
In dieser Zeit kommen nun aber drei wichtige Entwicklungen hinzu. Erstens, die Entwicklung künstlicher Intelligenz auf der Basis von menschlichen Gehirnscans. Das heisst, man wird in der Lage sein, die Vernetzung eines menschlichen Gehirns und seiner hundert Milliarden Nervenzellen in grossem Detail abzubilden und diese Daten dann in einem Computer zu simulieren: dies sollte künstliche Intelligenzen „im Computer“ erzeugen (diese künstlichen Intelligenzen werden auch mal als „Uploads“ bezeichnet). Hinsichtlich der Raumfahrt wird dies ganz neue Perspektiven öffnen: so können Kopien von Forschern, die auf der Erde zurück bleiben, in Maschinen geladen werden, die auf dem Mars (oder sonstwo im Sonnensystem) herumkurven und dort das tun, was der Forscher auch tun würde – und dies, ohne die selben Anforderungen an Umweltbedingungen zu haben wie „menschliche“ Forscher aus Fleisch und Blut.

Eine andere interessante Entwicklung ist der Bau von universellen Konstruktoren, also Geräten, die in der Lage sind, aus einer gegebenen Ausgangssubstanz bestimmter Zusammensetzung jedes beliebige Bauteil zu bauen (in ihrer „ausserirdischen“ Version auch bekannt als „Von-Neumann-Sonden“, zumindest, wenn sie in der Lage sind, Kopien von sich selbst anzufertigen). Diese Entwicklung hat bereits heute begonnen („Rapid Prototyping“, „3D-Drucker“) und wird sich in Zukunft stark beschleunigen. Erste kommerzielle Konstruktoren werden in den 10er Jahren auftauchen, und in den Jahren nach 2030 werden sie die volle Marktreife erreicht haben. Man wird dann nicht mehr (unbemannte) Raumsonden auf der Erde bauen, sondern man wird universelle Konstruktoren, die als Ausgangsmaterial „chondritisches Material“ (Materie in durchschnittlicher Zusammensetzung des Sonnensystems) verarbeiten können, an beliebige Punkte im Sonnensystem schicken, wo sie dann alle benötigten Raumsonden herstellen, wobei man einfach die aktuell modernsten Baupläne raufschickt.

Eine weitere wichtige Entwicklung, welche die Raumfahrt für die Zeit nach 2030 stark verändern könnte, ist das Orbitalseil. Lässt sich eine solche Technologie erfolgreich zur Anwendung entwickeln, würde dies den Transport grosser Materialmengen ins All sehr viel billiger als heute machen. Es wäre wohl auch das Ende des Raketenzeitalters.

Das Orbitalseil
Das Orbitalseil
In der Zeit nach 2030 beginnen diese drei Entwicklungen eine wichtige Rolle zu spielen. Zum einen wird die Verbreitung universeller Konstruktoren im Sonnensystem die Möglichkeit eröffnen, überall im Sonnensystem zu einem sehr geringen Preis kleine Habitate, eine Art „Schutzhütten“ der bemannten Raumfahrt, zu errichten. Diese könnten sich auf kleinen Jupiter- und Saturnmonden, auf grösseren und kleineren Asteroiden im Asteroidengürtel, auf Centauren und anderen eisigen Himmelskörpern im äusseren Sonnensystem, etc. finden. Die Entwicklung von Uploads wid es möglich machen, menschlichen Geist im ganzen Sonnensystem zu verbreiten (und in lokale, anthropomorphe Maschinen zu laden), lange bevor Menschen von der Erde diese Gebiete erkunden. Universelle Konstruktoren werden auch den Abbau von Rohstoffen auf erdnahen Asteroiden (sowie, etwas später, auf Asteroiden im Asteroidengürtel) erleichtern.

Wie bei jedem Entwicklungsprozess wird auch die Erschliessung des Sonnensystems langsam beginnen und mit einem Furioso vollendet werden. In den Jahren 2030 bis 2040 wird sich die kommerzielle Raumfahrt stark entwickelt haben: ihr Schwergewicht verlagert sich – dank der Entwicklung von Orbitalseilen, von denen sich bald einige am Äquator aneinander reihen – weg vom Erreichen des Erdorbits, hin zur Bereitstellung von Infrastruktur für die stetig zunehmende menschliche Aktivität im Weltraum. Tourismus spielt eine Rolle, aber auch Forschung und Entwicklung sowie der Abbau von Rohstoffen. Der allergrösste Teil dieser Aktivitäten wird unbemannt erfolgen: Um Rohstoffe auf Asteroiden abzubauen, brauchen fortgeschrittene Maschinen keine menschliche Hilfe. Etwa in jener Zeit werden die ersten schnellen interstellaren Raumsonden entwickelt werden, mit denen sich die nächsten Sternsysteme in wenigen Jahrzehnten erreichen lassen. So ist es durchaus denkbar, dass wir zum 100-jährigen Geburtstag der Raumfahrt im Jahr 2057 die ersten Nahaufnahmen von einem Planeten um Alpha Centauri empfangen werden. Zu jener Zeit wird die menschliche Präsenz im Weltraum derart zur Routine geworden sein, die Kosten derart gefallen sein, dass abenteuerlustige Superreiche Wettbewerbe um das Erreichen bestimmter Ziele austragen werden, etwa, die erste Landung eines Menschen auf dem Pluto, die schnellste bemannte Durchquerung des Sonnensystems, und so weiter (ähnlich wie sie heute in Ballonen um die Welt fliegen oder so schnell wie möglich die Welt im Segelboot zu umrunden versuchen).

2061, wenn sich der erste bemannte Flug eines Menschen in den Weltraum zum hundertsten Mal jährt, wird sich uns ein drastisch verändertes Sonnensystem präsentieren. Die unbekannten Weiten werden verschwunden sein, auf unzähligen Welten werden sich menschgemachte Maschinen finden, die sie vermessen, überwachen und ausbeuten. Für die wenigsten dieser Aufgaben braucht es Menschen – und doch wird an hier und dort Menschen finden, sei es in körperlicher Form oder in Form von „Uploads“. Der erdnahe Weltraum und der Raum bis zum Mond wird erschlossen sein und Millionen von Menschen Arbeit bieten. Die Menschheit wird ihre ersten Fühler in Richtung der nächsten Sternsysteme ausgstreckt haben, während sie sich selbst in rasendem Tempo verändert.

22 Kommentare

  1. mensch yadgar. du bist ja ´n ganz pfiffiger! oder sitzt du vor ´ner glaskugel? woher weisst du was von verschwörungsmüll aus meinem artikel wenn du ihn nicht gelesen hast? oder musste es dir jemand vorlesen … ?

  2. Guter Artikel …

    Zwar etwas leicht überoptimistisch aber im bereich des Möglichen …
    und ich denke es ging dir ja darum Möglichkeiten aufzuzeigen und nicht zu sagen „so wird es wohl sein“ …

    FG Thanathos

  3. Ich finde es sehr schwierig, für die Raumfahrt von 2061 vermutungen anzustellen. Aus heutiger Sicht sind Vorraussagen nur bis 2030 einigermaßen realistisch. Es gibt eine Fülle von Technologien, die noch in den Kinderschuhen stecken und man nicht weiss, welche sich durchsetzen werden. Aber das Allerwichtigste, was man nie vergessen darf, ist das Geld. Auch bei aller schönen Träumerei und dem Wissen, was heute bereits möglich wäre, besteht immer ein riesen Unterschied was letzlich gebaut wird. Private kommerzielle Firmen werden immer nur bauen was sich auch lohnt, staatliche Organisationen nur das was überhaupt finanzierbar ist. Ares5 wurde bereits gecancelt und Ares1 könnte selbiges blühen, da das Geld einfach fehlt. Was sich aber sprunghaft entwickeln wird, sind das Satellitengeschäft und der Weltraumtourismus, da es sich stark rechnet für die Betreiber. Private Firmen wie SpaceX, OSC und VirginGalactics werden ihren Einfluß ausbauen und es werden weitere folgen. Diese werden sich versuchen zu unterbieten, ganz nach den Regeln der Marktwirtschaft. Größere staatliche Organisationen werden sich hingegen weiter auf die Forschung konzentrieren, aber nach wie vor von \“großen Zielen der Menschheit im Weltraum\“ reden, um letzlich den Fluß von Steuergeldern zu gewährleisten, so wie es auch in den letzten Jahrzehnten der Fall war. Viele andere Staaten werden Zugang zum Weltraum anstreben und erreichen, nicht zuletzt aus militärischem Interesse. Mond- und Marsbasen wird es nicht geben. Aber sehr wohl Flüge dorthin, aber nur sehr wenige und das auch erst nach 2030 und nur in Kooperation mehrer Staaten wie im Falle der ISS.
    Nichtmal die USA können so etwas im Alleingang. Die Ergebnisse der Augustine-Konferenz zeigen dies sehr deutlich.

  4. die frage, die sich mir im zusammenhang mit diesem artikel stellt, lautet: fand die bemannte raumfahrt in dem unfang statt wie es publiziert wird und wurde und hat die bemannte raumfahrt eine in obigen artikel postulierte zukunft? unbestritten hat die raumfahrt seit dem 3.oktober 1942 einiges erreicht. ich hege allerdings ernsthafte zweifel an so mancher raumfahrtgeschichte. waren die udssr am 12.4.1961 wirklich in der lage einen mensch in eine erdumlaufbahn zu schicken und wichtiger unversehrt wieder zurück auf mutter erde holen?! die usa waren zu solch einer leistung erst 10 monate am 20.2.1962 in der lage. vorausgesetzt, john glenn hat die erde damals umrundet. davor wagten die usa lediglich suborbitale flüge. so was hatte die udssr nicht notwendig?! dabei bitte ich nicht zu vergessen, das die usa den löwenanteil der deutschen raketentechnik an sich gerissen haben und keine verherenden kriegsschäden im eigenen land zu verkraften hatten. auch mit den bis auf apollo13 ausnahmslos erfolgreichen mondflügen tue ich mich zumindest schwer! in diesem zusammenhang kann ich das buch „lügen im weltraum“ von gerhard wisnewski empfehlen. wenn nun aber die vergangenheit schon mindestens in teilen recht zweifelhaft ist, was soll man da von den vollmundigen ankündigungen für die zukunft halten? tatsache ist, das der mensch seit fast 70 jahren technisch in der lage ist, das weltall zu erobern, die dafür notwendige raketentechnik lässt aber mit revolutionären neuerungen auf sich warten – will heissen: in der medizintechnik wurden in den vergangenen 70 jahren quantensprünge gemacht, in der telekommunikationstechnik wurden revolutionäre ideen umgesetzt, von microelektronik oder nanotechnik war damals nicht einmal die rede! diese aufzählung ließe sich endlos fortsetzen! warum nicht in dem menschheitstraum schlechthin?? weil die menschen nicht in der lage sind oder weil die politik weiß, das reisen durch den „van-allen-gürtel“ und darüber hinaus derzeit nur maschienen unbeschadet überstehen können und deshalb gar kein interesse an innovativer technik besteht, die reisen zu nond, mars und anderen zielen für menschen in annehmbarer zeit möglich machen? in meiner jugend (ende der 1970-er / anfang der 1980-er jahre) war man sich sicher bis mitte der 1990-er jahre den mars zu bereisen und über das jahr 2000 sollten reisen zu alpha- und proxima-centauri möglich sein. nun ja. jetzt hegen sie in ihrem artikel die vorstellung, das vorgenannte leistungen (zumindestens was unser sonnensystem betrifft) um das jahr 2060 möglich sind. die zeit wird uns in kenntnis setzen…

  5. ich bin Raumfahrtbegeistert.
    Dennoch glaube ich auch nicht, dass man Uploads so bald schafft…. (Sowas wäre zwar \’cool\‘ aber auch unnötig, da diese eines tages die menschheit ausrotten könnten. … Ein Menschengehirn in einem roboter- da läufts mir kalt den rücken runter)

    Mondbasis wird kommen, bis 2024

    Ich hoffe auch, dass sich auf dem Mars eine Basis etablieren wird!

  6. Ein grundsätzlich guter Artikel, aber dass das alles so schnell geht glaube ich nicht. Raumfahrtbegeisterte sind hier meist viel zu optimistisch, nur weil etwas technisch machbar ist, heißt nicht das es sich wirtschaftlich abbilden lässt, sprich dass es auch gemacht wird. Sonnige Prognosen der 70er haben uns heute auch schon orbitale Städte und Marsstationen vorhergesagt, die Realität sieht allerdings anders aus obwohl es machbar wäre.
    Des weiteren glaub ich auch dass die Ökonomie der nächsten Jahrzehnte sich eher mit dem Problem der abhanden kommenden fossilen Brennstoffe wird auseinandersetzten müssen, was uns erheblich in wirtschaftliche Bedrängnis bringen wird und den Fokus der Aktivitäten am Boden halten wird.

    Noch was zum Them \“Uploads\“:
    Wenn wir spekulieren dass es uns in den nächsten Jahrzehnten gelingt den Zustand eines ganzen Gehirns bis auf molekulare Ebene (und das ist nötig) nicht destruktiv, ja nicht invasiv, detailliert zu erfassen und auf eine Maschine zu übertragen, können wir gleich darüber spekulieren ob wir uns nicht beamen oder quanten-tunneln könnten.

  7. Technologisch wären ein direkter flug zum mars (siehe: \“Mars Direct\“) heute schon machbar, auch finanziell (nur lässt sich die NASA nicht überzeugen).
    Und mit irgendeiner Plötzlichen Neuentwicklung wären solche Raumflüge sogar geradezu ein Kinderspiel. Das Eintreten derartig überwältigender Neuentwicklungen in sachen Antrieb ist natürlich Zufall, aber je größer der einbezogene Zeitrahmen (hier ein halbes Jahrhundert), desto höher wird die Wahrscheinlichkeit.
    Das zeigt, wie schwierig eine Vorraussicht auf die Zukunft ist, vor allem weil die Entwicklung so exponentiel, aber keineswegs gleichmäßig ist.

  8. Nein. Ich habe das Buch mal angelesen, aber es war mir dann irgendwie zu langweilig… (das ist das mit den Telefonen, oder? Die Ausgangsidee war ja ganz lustig.) Aber vermutlich basieren Charles Stross und ich unsere Extrapolationen auf den gleichen Basisdaten und Annahmen… 😉

  9. Guter Artikel! Deine Einschätzungen sind meiner Meinung nach realistisch, ich denke auch, dass sich die Menschheit als Ganzes dieses Jahrhundert bedeutend verändern wird… Einzig die Frage der Interstellaren Raumfahrt seh ich kritischer. Ich denke zu dem Thema lassen sich heutzutage einfach keine vernünftigen Prognosen machen, ich seh auch noch keine durchführbare Antriebstechnik , die solche Flüge in wenigen Jahrzehnten oder weniger ermöglichen würde. Obwohl ichs mir natürlich wünschen würde 🙂
    Gruß anac

  10. Gegen die Auffächerung gibt es Fresnel-Linsen…

    Was die \“Vorhersagen\“ angeht, da gibt es natürlich auch beide Richtungen: Einerseits die überenthusiastischen Vorhersagen wie jene von Kolonien auf dem Mond, Mars und Meeresboden im Jahr 2000 – wer weiss, vielleicht verhält es sich mit den interstellaren Sonden auch so. Aber andererseits gibt es natürlich auch die Voraussagen, die heute lächerlich wirken, wie etwa \“das Telefon hat keine Zukunft\“ und ähnliche Sprüche.

    Ich glaube, heute Tendenzen zu sehen, die dazu führen, dass wir die ersten unbemannten interstellaren Sonden in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts schaffen könnten. Dazu gehören vor allem: Nanokonstruktion, neue Antriebstechniken, billiger Zugang zum Weltraum.

    Unter den heutigen Beschränkungen wirkt die Idee, eine Raumsonde zu einem Nachbarstern zu schicken, lächerlich, aber das liegt daran, dass wir aufgrund unserer Erfahrung eine ganz bestimmte Vorstellung davon entwickelt haben, was in einem bestimmten Technikbereich möglich oder nicht möglich ist. Heute ist klar: Transport von Material in den Weltraum ist superteuer, Maschinen brauchen Wartung und Raumsonden werden mit Raketen beschleunigt. Unter diesen Bedingungen, lineare Extrapolation heutiger Fähigkeiten vorausgesetzt, ist eine Raumsonde, die 2061 bei Alpha Centauri ist, wohl tatsächlich illusorisch. Tatsache ist aber auch, dass die Technik sich nicht linear entwickelt, und dass manchmal neue Möglichkeiten \“emergent\“ aus der linearen Entwicklung hervortreten. YouTube z.B. wäre ohne Breitbandanschlüsse, Internet, schnelle Heimcomputer illusorisch – wer hätte in den 70er Jahren auf Basis von Telefonleitungen und zimmergrossen Computern YouTube für möglich gehalten?

    Wir werden es sehen. Spätestens 2061 sprechen wir uns wieder! 🙂

  11. mit einem Laser/Mikrowellenbeamer oder einem Starwisp wird man kaum die erforderlichen Geschwindigkeiten erreichen können. Entweder man verdampft die Probe oder man braucht wegen der geringen Beschleunigung wirklich viele AE, um auf nennenswerte Geschwindigkeiten zu kommen. Und an der Strecke viele solche Beamer da sich der Stahl sonst zu weit auffächert (Beugung). Ich denke nicht, dass in diesem Jahrhundert ein Antrieb entwickelt wird, mit dem eine Probe noch in diesem Jahrhundert einen anderen Stern erreichen kann.

    Vielleicht sollten wir mal auf vergangene Vorhersagen dazu schauen wie seit dem eingetroffen sind?

  12. Okay… Wie gesagt, es geht mir nicht um eine bestimmte Technik, oder um ein bestimmtes Datum, sondern um die generelle Richtung (~unbemannt zu den nächsten Sternen bis frühe zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts). Mach die Stecknadeln etwas grösser und beschleunige sie mit einem Laser/Mikrowellenbeamer, oder ersetze sie ganz durch ein Starwisp. Oder beschleunige weniger und starte früher. Es gibt, denke ich, viele mögliche Kombinationen.

  13. 100 km gibt 6e11m/s². Da die Widerstandsfähigkeit gegen Beschleunigungen ~1/Größe ist kann man aus der Erfahrung mit Penetratoren wie Deep Space 2 für ein 1mm großes Objekt auf max. 1e8m/s² schließen (ok vielleicht geht in Zukunft mehr ..). Das wären dann 600000 km Länge.
    Die Kameragröße schränkt Auflösung und Grenzgröße stark ein, so dass Asteroiden nur aus nächster nähe gefunden werden können.
    Kommunikation halte ich für extrem problematisch.

    Nach den Formeln in Zubrins
    \“The Magnetic Sail
    Final Report to the NASA Institute of Advanced Concepts
    (NIAC), January 7, 2000\“ (habe ich nicht überpüft),
    komme ich auf ein mehrere Kilometer großes Magnetsegel welches der 1mm große Flugkörper entfalten müsste, mit Stärken in nm Bereich, um stark genug abbremsen zu können.

  14. Ein so kleines Objekt erträgt auch gigantische Beschleunigungen, wie sie in einem vielleicht einige 100 km langen Beschleuniger auftreten können. Alternativ könnte man jede Stecknadel mit einem Ionenantrieb (der später abgeworfen wird) ausrüsten, dann dauert das Beschleunigen halt etwas länger. Die zeitliche Grössenordnung der Reise bleibt aber in etwa gleich. Verteilt man die \“Stecknadeln\“ zudem räumlich über das Zielsystem, könnten diese untereinander per Richtstrahl kommunizieren und sich gegenseitig über Beobachtungen (z.b. durch winzige Kameras) informieren. Sind geeignete Objekte identifiziert, würden sie ihre Magnetsegel einsetzen, um sie zu erreichen.

  15. Wie lang soll denn der Beschleuniger sein, bzw wie groß die Beschleunigung?
    Und wie soll ein Stecknadel großes Gerät einmal angekommen (hypothetische) Asteroiden finden können?

  16. 🙂 Natürlich ist die Vorausschau optimistisch: aber ich versuche, den häufigsten Fehler vieler Zukunftsschauen zu umgehen: nämlich den, dass man von einer linearen statt von einer exponentiellen Entwicklung ausgeht. Was die konkrete Frage zum Start der Raumsonde zu Alpha Centauri angeht: Sagen wir, 2040 gibt es Nanofabriken, die in eine Stecknadel passen. 2045 werden einige hundert solche Stecknadeln mit einem weltraumgestützten Beschleuniger auf 80% der Lichtgeschwindigkeit in Richtung Alpha Centauri beschleunigt (am Ziel wird mit Magsails gebremst). Gut 80 davon kommen 2052 am Ziel an und beginnen mit dem Abbau von Asteroidenmaterial und dem Bau von Bauteilen für die Raumsonden, die dann 2053 die erste Nahaufnahme von einem extrasolaren Planeten zurück zur Erde schicken… Wenn nicht dann, dann vielleicht 10 oder 20 Jahre später (deshalb: \“durchaus denkbar\“ und nicht \“überaus wahrscheinlich\“).

  17. Ich finde Deine Vorausschau zu optimistisch.
    Nur ein Beispiel: \“So ist es durchaus denkbar, dass wir zum 100-jährigen Geburtstag der Raumfahrt im Jahr 2057 die ersten Nahaufnahmen von einem Planeten um Alpha Centauri empfangen werden\“
    Also Ankunft 2053. Wann soll der Start sein?

  18. Wieso sollte es eine weltweite energiekrise geben?

    naja whatever – herrlich zusammengefasst. bei deiner aufzählung fehlt mir nur noch das zw ca 2015/2025 die pcs bereits die rechengeschwindigkeit eines menschlichen gerhirns erreicht haben – und das alleine wird wahnsinnige perspektiven eröffnen.

    lg, mong

  19. Naja, dir Prognosse wirkt etwas zu Optimistisch.

    Zur künstlichen Intelligenz: Hier würde ich vorsichtig sein. Die Forschung geht weiter und weiter, aber man sollte sich nicht zu viel auf einmal versprechen.
    Die angesprochenen Von-Neumann-Sonden erscheinen mir realistischer.

    Das \“Kosmische Seil\“ finde ich faszinierend. Aber gibt es wirklich eine eeltraumfähige Macht die bereit ist(oder in absehbarer Zeit bereit ist), in soetwas zu investieren?

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