Die Schläfer

Welche Strategien könnten ausserirdische Zivilisationen anwenden, um mit ihresgleichen über die Tiefen von Raum und Zeit in Kontakt zu treten?

Wir können ziemlich sicher sein, dass es, irgendwo da draussen, noch andere intelligente Zivilisationen gibt. Wir wissen nicht, wie weit die Strecke bis zur nächsten Zivilisation ist (sind es ein paar tausend, oder doch eher ein paar Millionen Lichtjahre?), aber nach aller Wahrscheinlichkeit gibt es im sichtbaren Universum auch noch andere Zivilisationen. Das ist natürlich nicht nur uns bewusst – das dürfte auch der grossen Mehrheit der anderen Zivilisationen bewusst sein. Die meisten von ihnen werden Motivation haben, andere Zivilisationen zu finden, zu untersuchen, sich mit ihnen zu vergleichen oder sie gar als potentielle Konkurrenten um die begrenzten Ressourcen des Universums auszuschalten.

Doch wie wir werden auch diese Zivilisationen feststellen, dass zwischen den einzelnen Zivilisationen tiefe Gräben von Raum und Zeit liegen müssen, so dass sie sich kaum je einmal begegnen. Es gibt im Prinzip zwei Möglichkeiten, trotzdem mit anderen Zivilisationen in Kontakt zu treten: anrufen – oder das Hinterlassen einer Nachricht.

Das Anrufen kann in vielen möglichen Formen geschehen. Das mögen Gravitationswellen sein, Radiowellen, Laserimpulse… Wir Menschen beschränken uns bisher auf Radiowellen-Botschaften, die auf interessante Zielsterne (z.B. das Sternsystem Gliese 581) gerichtet werden. Ich bin mir sicher, sobald einmal in den Tiefen des Alls ein glaubhaft erdähnlicher Planet entdeckt wurde, werden die Menschen ihn regelmässig anfunken, Jahr für Jahr (wobei man nach zwei Lichtlaufzeiten natürlich auch intensiv hinhören wird), so lange die Hochtechnologie-Zivilisation anhält. Natürlich wird keine Antwort kommen, denn das Universum ist dem Anschein nach viel zu unberührt, die Menschheit viel zu jung und kurzlebig, als dass der nächste erdähnliche Planet gleich auch eine Zivilisation besitzen dürfte (ausser durch einen gewaltigen Zufall). Mit der Zeit werden wir nicht nur einen, sondern hunderte von erdähnlichen Planeten da draussen kennen, und jeder von ihnen wird regelmässig angefunkt und abgehört werden.

Die Idee, die hier vorgestellt wird, ist nicht neu. Arthur C. Clarke hat sie zu seinem wohl bekanntesten Roman „2001: A Space Odyssey“ verarbeitet.

Die Chance, dass auf diesem Weg ein Kontakt zustande kommt, sind minimal. Denn der erdähnliche Planet muss nicht nur tatsächlich Leben besitzen und eine Zivilisation hervorbringen, diese Zivilisation muss auch noch exakt zur richtigen Zeitpunkt auftauchen, damit sie unseren Anruf entgegen nehmen kann. Entsteht sie nur ein paar Millionen Jahre später oder früher, verpasst sie ihn. Diese Chance ist sehr gross: gemessen an den 4.5 Milliarden Jahre Erdgeschichte sind die paar tausend Jahre Zivilisation ein Nichts, ganz zu schweigen von den nicht einmal hundert Jahren, die wir in der Lage sind, Radiosendungen zu senden und zu empfangen.

Doch wenn man ständig anruft, ohne jemals jemanden zu erreichen, denkt man vielleicht irgendwann darüber nach, mal eine Nachricht zu hinterlassen. Die Anzahl bekannter, erdähnlicher Planeten wird begrenzt sein – die technische Herausforderung, zu jedem dieser Planeten eine Raumsonde zu schicken, ist für eine hochentwickelte Zivilisation nicht unlösbar. Die Ziele der Sonden wären erst mal bescheiden, denn die Überwindung interstellarer Distanzen mit vernünftigen Nutzlasten ist sehr anspruchsvoll. Bevor man das tut, wird man über ein Teleskop im Gravitationslinsenfokus der Sonne möglichst viel über das Zielsystem herausfinden wollen. Eine erste Sonde könnte einfach zum Ziel haben, den erdähnlichen Planeten nach Spuren von Zivilisation abzusuchen, und dies im Erfolgsfall der Heimatwelt sofort zu melden, etwa mit einem kurzen, starken und direkt auf die Heimatwelt gerichteten Signal. So könnte diese – sofern sie bis dahin noch existiert – sofort ihre Antennen in Richtung der neu erwachten Zivilisation richten, oder darüber nachdenken, eine Expedition hinzuschicken.

Doch Zivilisationen altern – und stagnieren dabei oder verschwinden wieder. Andere rotten sich gleich selbst aus. Nur so lässt es sich erklären, warum eine auf der Erde offenbar höchst erfolgreiche evolutionäre Entwicklung, die Zivilisationsfähigkeit, sich im Universum bisher nicht durchgesetzt hat. Das, was Zivilisationen befähigt, macht sie auch instabil. Und deshalb kann es gut sein, dass der ersten, enthusiastisch losgeschickten Sonde, die ferne Planeten erkunden sollte, nichts mehr folgt. Diese erste Stufe der indirekten Kontaktaufnahme mag noch vielen Zivilisationen gelingen – aber nicht alle halten lange genug durch, um auf den ersten Erfolgen aufzubauen.

Wenn dies eine typische Entwicklung wäre, würde man erwarten, dass jeder lebensfreundliche Planet von einer Vielzahl von uralten, schlafenden ausserirdischen Raumsonden umgeben ist, die darauf warten, dass darauf eine Zivilisation entsteht. Wo wäre der beste Platz im Sonnensystem, um auf die Entstehung einer Zivilisation auf der Erde zu warten? Die Oberfläche birgt zu viele (unbekannte) Umweltgefahren. Umlaufbahnen um den Planeten selbst oder seinen Stern können instabil werden, die Strahlung im freien Raum auf lange Zeit jegliche Elektronik zerstören. Doch zum Glück gibt es einen Ort, von wo aus sich die Erde in aller Ruhe und Sicherheit beobachten lässt: Die Mondoberfläche. Eingegraben unter ein paar Metern Mondstaub könnte die schlafende Sonde eine halbe Ewigkeit in Sicherheit ausharren – und horchen. Wenn es solche spekulativen Sonden gibt, oder gab, dann dürften zumindest jene, die heute noch funktionieren, das Erwachen der Menschheit mitbekommen haben. Wie hätten sie reagiert? Sich zerstört? Sich stillgelegt, oder eingegraben? Sind sie geflüchtet? Oder haben sie gar eine Nachricht für uns vorbereitet? Auf jeden Fall, würde man vermuten, haben sie auf der Mondoberfläche Spuren hinterlassen. Vielleicht gibt es auf dem Mond doch mehr als nur Staub und Steine…

23 Kommentare

  1. @Theo
    „Man kann die Chinesen nicht zählen“

    Diesem Trugschluß kamen schon die alten Griechen auf die schliche und nannten es das „Paradoxon von Achilles und der Schildkröte“
    Kurz umrissen besagt es das der Läufer Achilles die Schildkröte in einem Rennen mit Vorsprung für die Schildkröte niemals schlagen kann. Denn immer wenn Achilles dort ist wo die Schildkröte war, ist die Schildkröte schon ein Stück weiter.

    Was natürlich Unsinn ist.

    Guten Rutsch 🙂

  2. Zur Kontaktaufnahme mittels EM-Wellen:
    Es ist durchaus denkbar, das fortschrittliche Zivilisationen einen Weg finden ohne großen Energieaufwand miteinander über große Distanzen zu kommunizieren.
    Auch heute ist es schon möglich durch quantenmes. Effekte Dinge zu vollbringen die Theoretisch nicht möglich sind.
    Warum sollte man also nicht eine Raum-Zeit-Quantenfunktechnik entwicklen, die möglicherweise sogar den Raum untertunnelt und somit überlichtschnell wäre. (Nur weil derzeit „c“ als die Grenze betrachtet wird muss es nicht dabei bleiben, denn die Erkenntnisse von heute sind die Irrtümer von Morgen).

    Ein Wort zu den Ressourcen: Wenn Civilisationen so weit ausßeinander liegen (nur eine pro Galaxie?) dann reciht eine Galaxie für alle Zeiten für diese Zivilisation, denn die Galaxie wird ja kontinuierlich weiter Recourcen schaffen. (Die Unendliche Reise von [weiß ich nicht mehr]: Man kann die Chinesen nicht zählen, denn wenn man eine Reihe aller chinesen Bildet und die hälft durchgezählt hat, dann sind wieder viele gestorben und weit mehr neu dazu gekommen. Beim Zählen bleibt man also immer irgendwo in der Mitte – genau so ist es wohl mit den Recourcen einer Galaxie für eine Zivilisation [wenn nicht eine unkontrollierbare Vermehrung statt findet]).

    Danke für die schönen Beiträge

  3. Ich fürchte, du verwechselst Intelligenz mit (Berufs-)bildung.
    Ich dacht mehr an die Fähigkeit, intelligent zu lügen und sich mit List und Gewitztheit durchzuschlagen.
    Aber was Intelligenz ist ist ja eine nie endende Diskusssion.

    Auf eines möchte ich dich aber noch hinweisen:
    Wenn man den Evolutionserfolg bemessen möchte, muss man sich nicht nur die nächste, sondern auch die folgenden Generationen
    ansehen.
    Die kinderarmen Eliten können ihrem Nachwuchs viel mehr mit auf dem Weg geben, was sie wieder zur Versorgung ihrer Kinder benutzen können.

    Ich glaube, ein Akademikerpaar mit wenigen Kindern hat größere Chancen , auch nach vier Generationen noch genetisch vertreten zu sein, als eine kinderreiche, aber sozialen Status, Geld und Berufsaussichten entbehrende Familie

  4. @heraklit: In vielerlei Hinsicht hat beim Menschen mit der modernen Zivilisation die Selektion aufgehört zu wirken. Jemand, der etwas intelligenter ist als andere, hat keine grössere Chance, sich häufiger und/oder erfolgreicher fortzupflanzen. Dies wäre jedoch die Vorbedingung für einen weiter anwachsenden IQ. Es ist, wie du auch schon angedeutet hast, eher das Gegenteil der Fall: Da intelligente Menschen gesuchte Spezialkräfte sind, bleiben sie in der Regel länger in der Ausbildung und haben damit weniger Kinder. Intelligenz ist jedoch nur zur Hälfte durch vererbte Faktoren erklärbar: der Rest mag durchaus durch bessere Ernährung etc. gestiegen sein (heutige Menschen erreichen in denselben IQ-Tests deutlich höhere Werte als frühere Menschen, was aber in der kurzen Zeit, seit es IQ-Tests gibt, nicht durch Mutation/Selektion erklärt werden kann).

    Ob intelligente Menschen Krieg und Kriegsgefangenschaft wirklich generell besser überstehen, bezweifle ich: Manchmal ist die Zerstörung der technisch-politischen Elite des Landes ja geradezu das Hauptziel eines Krieges (siehe z.B. das Massaker von Katyn, oder auch die jetztige Situation in Libyen, wo man als gut ausgebildeter, intelligenter Student viel eher an einer Kugel stirbt als, sagen wir, als Handwerker, der zu Hause bleibt).

  5. Wenn man davon ausgeht, dass Evolutionserfolg einen intra-, nicht
    inter- spezifischen Selektionsvorteil benötigt, sehe ich nicht,
    weshalb ein höherer IQ keinen Selektionsvorteil in einer schon sehr intelligenten Zivilisation bietet.
    Beim Menschen pflanzen sich die Gebildeten weniger fort,
    aber das hat doch mit Intelligenz nichts zu tun.

    intelligente haben viel bessere Chancen, Krieg und Kriegsgefangenschaft zu überstehen oder sich mit List und Tücke wirtschaftlich durchzusetzen.

    Individuen konkurrieren miteinander, auch wenn eine Spezies
    den interspezifischen Konkurrenzkampf für sich entschieden hat.

  6. Tja, wenn man da länger drüber nachdenkt, steht und fällt vieles eigentlich mit der Raumzeit. Alles, was wir in der Regel denken, basiert eigentlich immer auf den Annahmen des allgültigen dreidimensionalen Raumes, der mit der Zeit als Dimension gekoppelt ist (vielleicht kann ein dreidimensionaler Raum auch gar nicht ohne die Dimension der Zeit bestehen).

    Wenn man so kühn ist, sich weitere Dimensionen vorzustellen, zumindest als potentielle Gegebenheit in anderen Universen oder bei anderen Lebensformen, erweitern sich die Möglichkeiten natürlich fast unendlich.

    Raumzeitlich gesehen stoßen wir aber tatsächlich auf sehr harte Grenzen bei der Erforschung der Milchstraße. Erst recht bei der Erforschung anderer Galaxien. Wir stecken raumzeitlich möglicherweise im Universum fest wie eine Bazille im Heuhaufen, den sie auch niemals ganz durchdringen und ermessen kann. Daraus würde dann die Theorie der Zivilisationsnester im Universum folgen.

    Eine weitere Antwort auf die Frage nach der Existenz außerirdischen Lebens könnte also in die Richtung gehen, daß anderes raumzeitlich gebundenes Leben in dieser Existenzform miteinander im All nur schwer in Kommunikation treten kann, weil sowohl die dazu vorhandenen Zeitfenster sich nicht decken oder gar nicht aneinander heranreichen, als auch weil die \“Rauminseln\“, in denen Leben existiert, viel zu abgeschieden voneinander sind.

    Die Chance, daß Zivilisationen dann Botschaften einer anderen Zivilisation oder gar deren Sonden finden, wäre dann auch sehr gering. Eigentlich fast ausgeschlossen. Dazu stellt sich natürlich auch die Frage, wie verschieden die Zivilisationen voneinander wären. Falls die Verschiedenheit sehr groß wäre, würde die Chance wahrscheinlich sinken, daß gegenseitige Signale überhaupt entziffert werden würden. Zum Beispiel, falls es auf anderen Planeten Leben gibt, das auf Siliziumbasis entstanden ist, oder unter gänzlich anderen Temperaturverhältnissen als auf der Erde.

    Falls für andere Zivilisationen außerdimensionale Zustände möglich sind, wären die Möglichkeiten natürlich überragend. Ich halte das auch nicht für ganz unwahrscheinlich. Man müßte dann auch hypothetisch davon ausgehen, daß raumzeitlich gebundene Intelligenzformen von außerdimensionalen Intelligenzformen nicht wirklich viel mitbekommen.

  7. Ich meinte das so: Wenn sich die Evolution in Sachen IQ von unten herauf arbeitet, dann kommt irgendwann der Punkt, an dem dieser hoch genug für Zivilisation ist – das ist bei allen Zivilisationen am gleichen Punkt. Danach stoppt die Evolution der Intelligenz, denn mit der Entwicklung der Zivilisation hört auch die präferenzielle Selektion für Intelligenz auf. Deshalb sind wohl die ursprünglichen Zivilisationen überall etwa gleich intelligent (oder \“dumm\“): gerade soviel, wie nötig ist, um eine Zivilisation zu gründen. Dass diese Evolution später künstlich weitergetrieben werden könnte, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

    \“Dann gäbe es – bei den Milliarden von Planeten allein in unserer Milchstraße – trotzdem noch Millionen von klugen Zivilisationen im gesamten Universum!\“

    Tja, aber das nützt nichts, wenn diese Zivilisationen nie besonders weit kommen. Unsere Vorstellung, Zivilisationen könnten sich im Universum ausbreiten, könnte ganz einfach falsch sein. Und zu den paar Ausnahmen von dieser Regel (so es solche gibt) ist die Entfernung einfach zu weit, als dass sie es schon hierher geschafft hätten.

    \“Was gegenseitige Besuche angeht, stimme ich zu. Aber daß man nicht das geringste Signal findet, verwundert mich trotzdem.\“

    Das ist gar nicht so unwahrscheinlich – auch Signale brauchen eine imense Stärke, um über interstellare oder gar intergalaktische Distanzen sichtbar zu sein, und das widerum heisst, dass gewaltige Energiemengen angezapft werden müssen. Supernovae z.B. sind über intergalaktische Distanzen sichtbar, doch diese beziehen ihre Energie aus der Fusion von ein paar Sonnenmassen Material, und leuchten doch nur über ein paar Wochen…

    \“Und noch ein zusätzlicher Gedanke von mir: immer wieder wurde in den letzten Jahren gemutmaßt, ob mehrere Universen untereinander auch verbindungsfähig sein könnten – sei es durch Wurmlöcher, Strings, Gravitationswellen oder Dimensionsverschiebungen.
    Das Paradox der \“Stille\“ in unserem Universum ist damit aber noch gesteigert!\“

    Nicht unbedingt. Die Menge potenzieller Zivilisationen, die zwischen den Universen reisen, wird durch die noch viel gewaltigere Menge von Zieluniversen, in die sie reisen könnten, relativiert: warum sollte die eine Zivilisation, die zwischen Universen reist, von all den Zigilliarden Möglichkeiten ausgerechnet zu uns kommen?

  8. Hallo Bynaus,

    es freut mich, schon eine Antwort von Dir zu finden! Du schreibst zu dem Gedanken

    \“wenn wir Menschen als Zivilisation uns einmal gleichsam in der Mitte möglicher technischer Zivilisationen annehmen, was ja durchaus mit der Wahrscheinlichkeitstheorie konform gehen würde – wir hätten somit einen kosmischen IQ von sagen wir einmal 100 – dann müßte es doch auch die Superzivilisationen mit IQ 130, 160 oder mehr geben?\“

    Interessante Frage. Allerdings: Vielleicht ist ein IQ von 100 alles, was nötig ist, um eine Zivilisation zu bilden.\“

    Da hast wohl den Nagel auf den Kopf getroffen. 🙂
    Ich bin bei der Überlegung natürlich erstmal vom \“Durchschnitts-IQ-Wert\“ einer Zivilisation ausgegangen. Der Wert 100 würde dann, genau wie einem persönlichen IQ-Test, wieder für die mittlere Norm stehen (dann also sozusagen der Mainstream intergalaktischer Zivilisationen).

    Merkmale wie Größe, Kraft, Schönheit usw. 😉
    streuen ja meistens um einen mittleren Bereich, so wie bei einer Gausskurve. Warum sollte es dann beim galaktischen Intelligenzniveau verschiedener Zivilisationen anders sein? Es müßten eigentlich ein paar besonders doofe, viele mittlere und ein paar besonders geniale Zivilisationen dabei rauskommen, wenn man von einer \“kosmischen Normalverteilung\“ ausgeht. 😉

    Die Wahrscheinlichkeit, daß die Menschheit im mittleren Bereich kosmischer Intelligenzen liegt, hat dann auch eine gewisse Plausibilität. Denn wenn es im Weltall überhaupt massenweise andere Intelligenzen gibt, müßten einige auch weit überm Niveau der Menschheit liegen. Oder sollten wir wirklich schon den höchstmöglichen Level verkörpern? Falls nein, müßte man erwarten, daß andere Zivilisationen besondere Lösungen zur Kommunikation und Erforschung des Universums finden, auf die wir noch gar nicht gekommen sind.

    Ich bin insofern ein Anhänger der These, daß man nicht zu \“antropomorph\“ gesteuert nach anderem Leben im Universum suchen sollte. Zu rechnen wäre jedenfalls damit, daß es auch noch völlig andere Kommunikationsformen gibt.

    Du schreibst: \“Wir können wohl annehmen, dass die Evolution kurz vor der Begründung der Zivilisation immer höhere IQs erreicht, dann aber stoppt, weil mit dem Erreichen der Zivilisation höhere Intelligenz nicht mehr zwingend auch höhere Chance zur Fortpflanzung bedeutet.\“

    Das würde ich so nicht zwingend annehmen, es könnte durchaus Ausnahmen geben. Zum Beispiel wegen möglicher Vernetzungstechniken bei der Evolution einer Spezies. Als irdisches Beispiel: Innerhalb von nur 10 Jahren ist weltweit die Internetnutzung explosionsartig angewachsen! Eine Intelligenzzunahme könnte langfristig auch ein Effekt solcher Bündeluingseffekte sein.
    Ähnlich war es vor hunderten von Jahren schon einmal bei der Erfindung des Buchdrucks!

    Vielleicht machen Zivilisationen in ihrem Verlauf immer wieder solche qualitativen Vernetzungssprünge durch, wodurch sie noch geballter forschen und sich austauschen können. Was dann auch wieder erweitertes Wissen hervorbringt.

    \“Zivilisationen werden generell von den dümmstmöglichen Lebewesen begründet, die dazu überhaupt in der Lage sind. Was vielleicht schon ausreicht, um zu erklären, warum wir nichts hören…\“

    🙂 Also lauter IQ-70-Zivilisationen… 🙂

    \“Es gibt keine einfache Antwort auf deine Frage \“Wo sind sie?\“ – aber viele Ansätze. Es gibt auch keinen, der mich restlos überzeugt, aber möglicherweise ist es eine Kombination von mehreren Faktoren. Komplexes Leben ist selten, und Zivilisationen sind himmelsschreiend selten.\“

    Das widerspricht doch der nahezu unendlichen Fülle im Weltall. Ein paar fremde Sonden müßten dann doch wenigstens noch als Trümmer im Orbit herumschwirren oder auf dem Mond herumliegen. Auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, daß sich eine hochtechnisierte Zivilisation entwickelt – meinetwegen mit der Annahme, nur 0,000001% aller Planeten bringen sowas hervor. Dann gäbe es – bei den Milliarden von Planeten allein in unserer Milchstraße – trotzdem noch Millionen von klugen Zivilisationen im gesamten Universum!

    \“Zivilisationen haben viele Möglichkeiten, sich selbst zu vernichten. Obwohl wir uns als typische Beobachter des Universums betrachten dürfen, sitzen wir auf unserem Heimatplaneten fest, und wenn das Zivilisationsnester-Szenario, das ich als realistischsten optimistischen Ausweg aus dem Doomsday-Argument sehe, zutrifft, wird nie Menschheit nie zahlreich genug sein, um auch nur unsere Galaxis zu besiedeln.\“

    ok, das sind Argumente, die ich durchaus plausibel finde. Dann könnte man aber immer noch erwarten, wenigstens auf ein paar außerirdische Morsezeichen hier und da zu stoßen, oder auf ein paar \“Schläfer\“-Außenposten, die durch Radiowellen wieder aufwachen.

    Auch Lichtwellen wären als Signalgeber durchaus geeignet. Wenn eine Hochtechnologie Erfindungen im Bereich Laser oder Richtstrahl-Verstärkung macht, müßte sowas doch möglich sein (z.B. mit Signalverstärkung durch mehrere Relaisstationen, vielleicht auch auf verschiedene Planeten eines Sonnensystems verteilt – eine Art von Bündeleffekten triumphiert zur Zeit im \“Mikrobereich\“ auch auf unseer Erde bei den Handy-Antennen, Stichwort \“Clouds\“).

    \“Es ist unwahrscheinlich, dass wir zu den ersten Zivilisationen gehören, es sei denn, die Zukunft gehört einer Replikatorkatastrophe.\“

    So unwahrscheinlich sehe ich das nicht. Bei einem Gesamtalter des Universums von sagen wir 60 oder 80 Milliarden Jahren wären wir insgesamt noch beim Vorlauf. Im \“Pubertätsstadium\“. Je mehr schwere Elemente (durch Zyklen sterbender und entstehender Sonnen) ausgebrütet werden, desto mehr Möglichkeiten müßte es auch auf einzelnen Planeten geben.

    \“Dann kommt noch dazu, wenn Zivilisationen so extrem selten sind, dann dürften sie auch grosse Schwierigkeiten haben, zueinander zu finden.\“

    Was gegenseitige Besuche angeht, stimme ich zu. Aber daß man nicht das geringste Signal findet, verwundert mich trotzdem. Dann müßte man auch damit rechnen, daß es nirgendwo Superzivilisationen gibt, denn diese müßten doch auch mit Hochenergietechnik umgehen können und entsprechend leistungsstarke Sender entwickeln können.
    Wir laborieren doch hier auf der Erde erst gerade mal 100 Jahre mit Hightec herum.

    Man stelle sich vor, eine Zivilisation hätte weitere Jahrtausende Zeit dazu. Bei den Milliarden Planeten müßte doch dann hier und da wenigstens mal ein Sender herauskommen, der durch das gesamte Universum abstrahlen kann (schließlich kann das auch jeder noch so kleine Stern, wenn man auf der anderen Seite extrem auflösungsfähige Teleskope verwendet, evtl. gekoppelt miteinander und vom Weltraum aus).

    Und noch ein zusätzlicher Gedanke von mir: immer wieder wurde in den letzten Jahren gemutmaßt, ob mehrere Universen untereinander auch verbindungsfähig sein könnten – sei es durch Wurmlöcher, Strings, Gravitationswellen oder Dimensionsverschiebungen.
    Das Paradox der \“Stille\“ in unserem Universum ist damit aber noch gesteigert! Nimmt man nämlich auch eine fast unendliche Anzahl von Universen an, müßte man wiederum damit rechnen, daß wenigstens in einigen dieser multidimensionalen Universen auch Wege gefunden werden, über Wurmlöcher Verbindungen zu anderen Universen zu schaffen (insbesondere von den höher dimensionierten Universen aus, hin zu den niedriger dimensionierten – und unser Universum mit der Raumzeit scheint mathematisch doch bei weitem nicht das Komplexeste zu sein, was vorstellbar ist!).

    Das ergibt also wieder dieselbe Grundfrage: warum hat dann noch keine andere Zivilisation aus einem anderen Universum heraus unser Universum angezapft? Oder machen sie es dauernd, und wir merken es nur nicht?
    Was wäre z.B., wenn eine Zivilisation Möglichkeiten gefunden hätte, verschiedene Dimensionszustände zu überbrücken?

    Eigentlich müßten sie dann automatisch auch in unser Universum eintauchen und es wieder eintauchen können. Das hört sich natürlich nach Scienfiction an, andererseits: was spricht wirklich dafür, daß es außer einem Raumzeit-Universum nicht noch viele andere Universen gibt, die vielleicht auch teilweise kompatibel untereinander sind?

    Gibt es denn Gedankenansätze, Informationen von Ziviliation zu Zivilisation vielleicht in einer anderen als der Raumzeit-Dimension zu übertragen, oder entlang einer Raumzeitgrenze? Suchen wir bisher vielleicht nur am falschen Ort?
    Wir wissen doch nicht einmal, welche Möglichkeiten die dunkle oder schwarze Materie bereithält. Dabei macht diese \“Lichtmaterie\“ in unserem Universum angeblich nur 4% aus. Falsl andere Zivilisationen ihre Sendungen durch das ganze Universum per schwarzer Materie schicken, wüßten wir davon jedenfalls rein gar nichts.

    Suchen wir bisher nur am falschen Ort und mit viel zu beschränkter Technik?
    Wirklich weiter kommen wird man bei diesen Fragen nur, wenn man ausgetretene und bequeme Denkpfade auch einmal verläßt. In diese Richtung sollte man m.E. das ganze Brainstorming nach Jahrzehnten vergeblicher SETI-Bemühungen lenken.

    Besten Gruß! Elementarus

  9. Danke für deinen langen Beitrag.

    \“Denn wenn wir Menschen als Zivilisation uns einmal gleichsam in der Mitte möglicher technischer Zivilisationen annehmen, was ja durchaus mit der Wahrscheinlichkeitstheorie konform gehen würde – wir hätten somit einen kosmischen IQ von sagen wir einmal 100 – dann müßte es doch auch die Superzivilisationen mit IQ 130, 160 oder mehr geben?\“

    Interessante Frage. Allerdings: Vielleicht ist ein IQ von 100 alles, was nötig ist, um eine Zivilisation zu bilden. Wir können wohl annehmen, dass die Evolution kurz vor der Begründung der Zivilisation immer höhere IQs erreicht, dann aber stoppt, weil mit dem Erreichen der Zivilisation höhere Intelligenz nicht mehr zwingend auch höhere Chance zur Fortpflanzung bedeutet. Das widerum heisst, Zivilisationen werden generell von den dümmstmöglichen Lebewesen begründet, die dazu überhaupt in der Lage sind. Was vielleicht schon ausreicht, um zu erklären, warum wir nichts hören… 🙂

    Es gibt keine einfache Antwort auf deine Frage \“Wo sind sie?\“ – aber viele Ansätze. Es gibt auch keinen, der mich restlos überzeugt, aber möglicherweise ist es eine Kombination von mehreren Faktoren. Komplexes Leben ist selten, und Zivilisationen sind himmelsschreiend selten. Zivilisationen haben viele Möglichkeiten, sich selbst zu vernichten. Obwohl wir uns als typische Beobachter des Universums betrachten dürfen, sitzen wir auf unserem Heimatplaneten fest, und wenn das Zivilisationsnester-Szenario, das ich als realistischsten optimistischen Ausweg aus dem Doomsday-Argument sehe, zutrifft, wird nie Menschheit nie zahlreich genug sein, um auch nur unsere Galaxis zu besiedeln. Es ist unwahrscheinlich, dass wir zu den ersten Zivilisationen gehören, es sei denn, die Zukunft gehört einer Replikatorkatastrophe. Dann kommt noch dazu, wenn Zivilisationen so extrem selten sind, dann dürften sie auch grosse Schwierigkeiten haben, zueinander zu finden.

  10. Das Interessantes ist und bleibt doch:
    – WO SIND SIE?
    – Wo stecken denn die anderen Sonden?
    – Warum hocken auf unserem Mond nicht tausend Erdsonden der verschiedensten Zivilisationen und horchen oder antworten bereits?
    – Warum quäkt und brodelt es im interstellaren Raum nicht überall von den verschiedensten interstellaren Sendungen?
    – Weshalb sind denn bisher keine Sonden-Radiosender entdeckt worden? Die könnten doch im Bündelfunk auftreten und über ein Funkrelais-Kettenprinzip senden?

    – Und warum finden sich auf den ganzen anderen Trägermedien keine interstellaren Botschaften? Möglich wäre das doch im Bereich von Pulsar-Steuerungen, bei der Lichtmuster-Erzeugung z.B. durch riesengroße Spiegel vor einer Sonne in Richtung Weltraum, oder auf der Frequenz von Röntgenstrahlen, Gammastrahlen, Infrarotstrahlen?

    – Warum ist unsere Erde selbst nicht längst Treffpunkt und Außenstützpunkt hunderter anderer außerirdischer Zivilisationen? Oder warum haben sich nicht zumindest ein paar Erdboden-Sonden auf unseren Planeten verirrt Die müßten dann doch allmählich mal anfangen zu senden und sich bemerkbar zu machen?

    Summa summarum scheinen mir diese Fragen immer noch das eigentlich erklärungsbedürftigste Faktum! (Und ich sage das als häufiger Leser der Final-Frontier-Seite -> auch von mir nochmal herzlichen Glückwunsch zum 5-jährigen Bestehen!)

    Wo also sind sie? Warum entsteht aus der unendlichen Fülle des Alls nach so vielen Milliarden Jahren kein Neumannsonden-Regen? Warum finden sich nicht wenigstens Sondentrümmer in den Bohrkernen der Antarktis oder auf der Oberfläche des Mondes, wo deren Spuren Millionen Jahre lang erhalten bleiben müßten?

    Das wirft doch ernsthafte und zahlreiche Fragen auf. Denn wenn wir Menschen als Zivilisation uns einmal gleichsam in der Mitte möglicher technischer Zivilisationen annehmen, was ja durchaus mit der Wahrscheinlichkeitstheorie konform gehen würde – wir hätten somit einen kosmischen IQ von sagen wir einmal 100 – dann müßte es doch auch die Superzivilisationen mit IQ 130, 160 oder mehr geben? Plus ein paar extreme Ausreißer nach oben, die vielleicht deshalb weit darüber liegen, weil sie eine Art Schwarmintelligenz vervollkommnet haben, oder weil sie Maschinenintelligenz mit Lebewesenintelligenz perfekt verkoppeln konnten. All dies müßte doch irgendwo auf den ungezählten Planeten im Universum schon einmal passiert sein nach den vielen Milliarden Jahren.

    Und diese Superintelligenzen müßten doch dann in der Lage sein, sich auf noch viel perfektere Art und Weise zu äußern und zum Handeln zu bringen.

    Vorstellen könnte man dann nicht nur diese oben beschriebenen kleinen Mondschläfer-Sonden, die in fremden Sonnensystemen nach anderen Intelligenzformen Ausschau halten. Sondern weitere Energiegewinnungsformen sollten dann entdeckt worden sein (denn wir sind schließlich erst seit ungefähr 100 Jahren im ersten Hightec-Zeitalter angekommen).

    Müßte es nicht etwa in der Dimensionsforschung für Superintelligenzen noch viel mehr Erfindungspotential geben? Spricht nicht sehr viel dafür, daß unter gänzlich anderen Planetenumständen auch gänzlich andere Hightec-Formationen möglich wären? Zum Beispiel das Anzapfen der Energie von Schwarzen Löchern? Oder die Verbindung mentaler Fähigkeiten mit Hochtechnik, bis hin zu erweiterten Zuständen zwischen Leben und Tod, die uns irdisch bisher gar nicht bekannt sind?

    Dann müßte man eigentlich auch auf dem Gebiet elektromagnetischer Wellen und Felder mit weit höheren technischen Möglichkeiten rechnen. Bleibt nur immer die Frage: warum sehen wir bisher davon nichts? Hören nichts? Finden nichts? Warum diese Stille im Universum, in dem Milliarden und Billiarden von Planeten vorhanden sind?

    Noch etwas weiter: wären Superintelligenzen nicht womöglich auch fähig, wesentlich mehr Informationen aus dem Bereich dunkler oder schwarzer Energie abzuzapfen? Kann man sich eine wirkliche Hochzivilisation vorstellen, die darüber noch so im sprichwörtlich \“Dunkeln\“ tappt wie wir hier auf der Erde?

    Müßte man dann nicht auch annehmen, daß solche Superintelligenzen aus einem das Universum umgebenden Superuniversum viel mehr Informationen entnehmen können, als wir es bisher schaffen? Sollte es denn wirklich strukturell unter allen Umständen ausgeschlossen sein, zwischen unserem Universum und einem Extrauniversum, welches viele Universen enthält, weitere Verbindungen zu schaffen? Ist das über Gravitationswellen, elektromagnetische Felder oder andere Trägermedien völlig unmöglich? Oder stehen wir diesbezüglich nur am Anfang, nach kümmerlichen 100 Jahren? Während andere Zivilisationen vielleich schon eine ganze Million Jahre in solche Forschungen gesteckt haben?

    Wenn das nur einige wenige Zivilisationen geschafft haben sollten, müßte man diese aber doch schon wahrnehmen können in der Galaxis? Hätten diese dann nicht auch Energieskulpturen errichten können, z.B. Formationen in Jungsternhaufen oder Nebeln, die sich von den natürlich im All erzeugten Gebilden deutlich abheben? Schließlich können wir doch per Teleskop massenweise Galaxienhaufen im Universum beobachten. Es würde doch auffallen, wenn in diesen kosmischen Nebeln einmal ein ganz eigenes Muster vorhanden wäre.

    Wenn aber alles im Universum völlig ruhig bleibt, keine Radarbotschaften eingehen, nichts auf Kurzwelle ungewöhnlich ist, keine ungewöhnlichen Lichtmuster am Sternenhimmel auftauchen, keine unerklärlichen Energiemuster – wie ist das bloß zu erklären?

    So richtig überzeugt mich kein einziger Atikel, der dazu bisher auf dieser Webseite oder anderswo erschienen ist. Dafür scheint die Möglichkeit an Optionen universumsweit einfach zu groß. Dazu paßt es nicht, wenn die Ausbeute fremder Signale bisher null ist. Da müßte man doch damit rechnen, daß anderen Zivilisationen hier und da auch noch mal ein bahnbrechender Gedanke gekommen ist, den wir noch gar nicht hatten.

    Die pure Wahrscheinlichkeitsrechnung spricht doch eigentlich dafür, daß unter den Billiarden von Planeten wenigstens ein paar Hochzivilisationen beständig sind und befähigt sind, auch weiträumigere Umgebungen zu erkunden. Die Erzeugung von Signalen mit Licht zum Beispiel würde sich auch mit Lichtgewschindigkeit ausbreiten, würde dann eine solche Superzivilisation auch zeitlich überdauern können. Warum also keine morseartigen Lichtzeichen am Himmel, zumindest im lichtstärksten Teleskop?

    Oder sollten wir aus irgend einem Grund im Universum gerade die ersten sein, die gerade erwachen? Wird es vielleicht nach 50 oder 60 Milliarden Jahren im Universum dann vor Leben wimmeln? Ähnlich wie auch ein Wasseraquarium erst mit lebender Substanz geimpft werden kann? Wäre das Universum im Moment sozusagen noch im Stadium der Pubertät?

    Zu dieser Hauptfrage \“Wo sind denn die andern?\“ wünsche ich mir auf dieser Seite noch den einen oder anderen Beitrag, der gedanklich vielleicht auch nochmal neue Wege einschlägt (eingedenk der Möglichkeit völlig andersartiger Zivilisationen, z.B. auf Kohlenstoffbasis, oder mit völlig anderen Temperatur- und Druckkonstanten).

    Für alles bisherige vielen Dank!

    Elementarus

  11. Von Gravitationsfokus zu Gravitationsfokus lässt sich mit Energiemengen kommunizieren, die etwa den heute eingesetzten entsprechen: Mit einem Zehntel Milliwatt kann man damit eine stabile Kommunikationsverbindung zu Alpha Centarui aufbauen… (für Antennen aus jeweils zwei 12-m Schüsseln) http://www.centauri-dreams.org/?p=10123

    Aber die Frage nach der Energiequelle ist eine gute. Wenn wir mal nur jene berücksichtigen, über die wir auch heute verfügen (was möglicherweise eine unnötige Einschränkung ist), dann könnte man sich tatsächlich Solarzellen denken (eine so kleine Fläche würde gar nicht auffallen), oder vielleicht an ein kleines Stück reines Uran, dessen (minimale, aber konstant vorhandene) Abwärme genutzt wird (und die, bei einer Halbwertszeit von 4.5 Mrd Jahren, auch sehr lange anhält).

  12. Welche Energiequelle würde eine solche Sonde nutzen?
    Fusions- und Fissionsreaktoren sind zu massereich,
    Solarzellen auf der Mondoberfläche wären für uns auffällig
    ( Ich weiß nicht, ob das erwünscht oder unerwünscht für fremde Zivilisationen ist), auch Radionuklidbatterien bringen es nicht wirklich weit, die Energiemengen die die Sonde bräuchte um Informationen in ihr Heimatsystem zu bringen sind ENORM, selbst wenn es dort ein Gravitationsfokusteleskop gibt.

  13. Für interstellare Sonden der ersten Generation ist ein Weiterflug zu einem nächsten Stern völlig illusorisch. Man wird die grösste Mühe haben, die Sonde überhaupt schon in nützlicher Zeit zu ihrem Ziel zu schicken und wieder abzubremsen.

    Diese Art von Sonde unterscheidet sich also nicht gross von jenen, die wir heute zu den Planeten schicken. Sie hat ein ganz klares Missionsprofil: Zu dem Planeten fliegen, ihn fotografieren und analysieren, und sich dann anschliessend im Regolith des Mondes (oder eines grossen Asteroiden in der Nähe) einzugraben und halbe Ewigkeiten zu überdauern. Die Sonde muss nichts direkt entscheiden, die grundsätzlichen Parameter des Zielsystems/Planeten sind den Erbauern ja bekannt.

    Je einfacher die Sonde gebaut ist, desto mehr spezielle Zivilisationen werden ihr entgehen. Aber fürs erste reicht es vermutlich, wenn sie sich auf künstliche Signale im gesamten EM-Spektrum beschränkt.

  14. Auch ich bin nicht von \“von-Neumann-Sonden\“ ausgegangen. Daher sollte die Sonde eigenständig entscheiden können, ob sie bleibt oder weiterzieht, da die Sonde vom Zielsystem aus schneller an das nächste System reisen kann.

    Woran lässt sich aber eine Zivilisation erkennen?
    Muss eine Zivilisation immer auch höhere Technologie entwickeln und anwenden? Können auch Zivilisationen in den Meeren entstehen? Was für technologische Möglichkeiten bestehen dann?

  15. Vielleicht wurde meine Vorstellung dieser Sonden nicht ganz klar: Diese werden nur zu Planeten geschickt, die die Erbauerzivilisation sehen und beobachten kann. Das sind keine von-Neumann-Sonden, die sich blind vermehren und jeden Stern besuchen, sondern gezielt losgeschickte Planetensonden, ähnlich wie jene, die wir Menschen im Sonnensystem einsetzen. Das heisst, die Zivilisation wüsste, wie der Zielort ungefähr aussieht. Sie würde unseren Mond kennen, und könnte sich denken, dass dessen Oberfläche gute Bedingungen bietet. Einen geeigneten Asteroiden zu finden, da müsste sich die Sonde schon selbst helfen (denn diese dürften von einem weit entfernten Stern selbst mit Hilfe einer Gravitationslinse nicht auffindbar sein), aber dazu ist keine besonders hoch entwickelte Intelligenz nötig.

    Für die Sonde spielt es keine Rolle, ob Warten Sinn macht oder nicht. Sie ist nur ein Stück Technik, sie tut das, wofür sie programmiert wurde: sich in der Nähe einer lebensfreundlichen Welt aufhalten und alle paar Jahrhunderte oder Jahrtausende kurz hinhorchen, ob sich da was getan hat.

    Ja klar, lassen sich Szenarien konstruieren, wo die Sonde eine Zivilisation verpassen würde (übrigens: selbst wenn die Zivilisation alle 90 Jahre für 30 Jahre pausiert, und die Sonde alle 100 Jahre hinhört, dann wird die Zivilisation nach einigen wenigen Zyklen entdeckt – nur wenn der Zyklus exakt zu jenem der Sonde passt, geschieht dies nicht. Und das ist wohl recht unwahrscheinlich).

  16. Es wäre auch mal interessant zu erfahren, was für eine Art von Sonde sich die verschiedenen Kommentatoren hier vorstellen. Die Sonde muss in der Lage sein, große Strecken zu überwinden und z.B. auf dem Mond landen, sich unter der Mondoberfläche verstecken und…

    Wenn es überhaupt möglich wäre, eine Sonde mit den geforderten Fähigkeiten zu bauen, müsste man die Sonde auch so intelligent machen, dass sie selbst in der Lage wäre vor Ort zu entscheiden, ob ein Warten überhaupt Sinn macht und wenn es Sinn machen sollte, sollte sie selbst in der Lage sein auch noch den optimalen Ort des Wartens zu finden. So eine Sonde wäre allerdings ziemlich groß.

    Alle paar Jahrhunderte auf die Signale von der Erde zu hören wäre schon zu selten. Schließlich könnte sich auf der Erde eine Spezies entwickelt haben, die sagen wir mal alle 90 Jahre für 30 Jahre \“pausiert\“. In dem Fall würde die Sonde nie diese Spoezies entdecken.

  17. Die Kräfte, die auf alles und jedes im Universum wirken, sind sicher gewaltig. Carl Sagan hat das mal \“die ganz alltägliche interplanetare Gewalt\“ genannt, was sehr treffend ist. Trotzdem gibt es ruhige Ecken in diesem Hurrikan. Das Innere von nicht allzu kleinen (damit sie selbst nicht zermahlen werden), aber auch nicht allzu grossen (damit sie keinerlei innere \“Gewalt\“ aufweisen) Körpern stellt eine solche ruhige Ecke dar. Der Mond bietet sich im Sonnensystem an, weil er so nahe an der Erde liegt. Aber auch jeder grössere Asteroid, der gross genug ist, um nicht nicht von nicht-gravitativen Kräften wie dem Yarkovski-Effekt abgelenkt zu werden (im Asteroidengürtel, oberhalb von ~50 km), stellt eine für Jahrmilliarden ruhige Ecke dar.

    Dass der Mond für einen lebensfreundlichen Planeten so aussergewöhnlich ist, da wäre ich mir nicht sicher. Simulationen zeigen in der Tat, dass solche Monde nur sehr selten entstehen. Der Umstand, dass ausgerechnet die Erde einen solchen Mond hat, lässt sich nur auf zwei Arten erklären: ein riesiger Zufall – oder der Mond spielt eine wichtige Rolle bei der Lebensfreundlichkeit der Erde. Wenn letzteres der Fall ist, dann werden die meisten lebensfreundlichen Planeten einen grossen Mond haben.

  18. \“Das, was Zivilisationen befähigt, macht sie auch instabil.\“ – Das halte ich für einen sehr klugen Satz.

    An Sonden glaube ich allerdings nicht. All zu leicht würden diese im gewaltigen Getriebe der gravitativen Bewegungen zermahlen. An den Mond glaube ich in diesem speziellen Falle auch nicht, denn wir haben ja keinen regulären, sondern einen sehr außergewöhnlichen Mond. Das dürfte nicht so häufig vorkommen in einer Galaxis, so daß man allgemeingültige Prinzipien für interstellare Kommunikation darauf aufbauen würde. Wenn es überhaupt geraten ist und solche Kommunikation wünschenswert erscheint, müßte man es über die Beeinflussung des Sonnenspektrums versuchen. Eine einzige Spektrallinie, die in einem \“unbewohnten\“ Sonnensystem nicht vorkommt, sollte genügend Platz für einen Code hergeben. Wenn man einen Satz zusammen bekäme, der für ein Byte ausreicht, könnte man ganze Lexika quer durchs Weltall pusten. Doch ich bleibe persönlich sehr skeptisch in der Frage, ob man derlei leichtfertig tun sollte. Wir sollten für alle Fälle unsre \“Ohren\“ verbessern. Und auch unsere Waffen.

  19. Das Eingraben in den Regolith eines grossen Himmelskörpers (in den meisten Fällen wird das ein grösserer Asteroid sein) im Zielsystem ist ohnehin eine gute Idee. Im Sonnensystem bietet sich der Mond natürlich an, weil er so nahe an der Erde liegt.

    Mit einem Gravitationslinsenteleskop könnte man ihn allerdings schon auch über interstellare Distanzen entdecken, und aus seinem Abstand (und dem allgeminen Alter des Systems) auf allfällige Aktivität schliessen.

    Die Sonde braucht ja nicht die ganze Zeit aktiv zu sein. Es reicht, wenn sie schläft, und alle paar hundert oder tausend Jahre für eine kurze Zeit aufwacht, horcht, die Batterien (welcher Art auch immer) für den nächsten Zyklus lädt, Reparaturen an sich selbst durchführt, und dann wieder schlafen geht. So könnte es Jahrmillion für Jahrmillion weiter gehen. Pech ist nur, wenn ein Asteroid genau dort einschlägt, wo die Sonde liegt. Aber das gehört dann wohl zum Berufsrisiko. 🙂

  20. Ein Eniwand gegen den Mond:
    Kann die fremde Zivilisation Erde und Mond sehen, so können sie nicht automatisch vorm Sondenstart davon ausgehen daß der Mond geeignet ist; das Alter unseres Systems können sie sicher auch nur schätzen und er könnte durch die Gezeitenwirkung noch recht aktiv sein. Ausschließen können sie das sicher nicht.
    Die Sonde wird also eher allgemeinbefähigt sein und nicht darauf spezialisiert sich in Fels oder Regolith einzugraben.
    Da alle anderen Beobachtungspunkte in der Tat nicht für Jahrmillionen taugen (gibt es wenigstens theoretisch eine Energiequelle die eine Sonde so lange ernähren könnte? – zumal ja im Staub von Sonnenstrahlung abgeschirmt…), dürfte es sich die fremde Zivilisation wohl gut überlegen, ob man die Sonde auf die geringe Wahrscheinlichkeit einer geeigneten Oberfläche hin plant.

  21. L3? Es gibt verschiedene L3-Punkte, etwa jenen des Erde-Mond-Systems, oder des Erde-Sonne-Systems. Mal angenommen, du meinst jenen des Erde-Sonne-Systems (der andere liegt einfach immer dem Mond gegenüber): das ist leider kein so idealer Punkt.

    1) Es gibt keine stabilen Bahnen um diesen Punkt, womit jede Sonde, die sich dort aufhält, früher oder später davon wegdriftet. Kein guter Punkt, um sich für Jahrmillionen dort aufzuhalten.
    2) Die Sonne ist im Weg! Die Hauptaufgabe der Sonde wird es sein, das Entstehen einer Zivilisaiton zu dokumentieren, und das kann man nicht, wenn man sich hinter der Sonne versteckt.
    3) Die Sonde wäre im freien Raum. Technologie kann noch so fortschrittlich sein, irgendwann werden kleinräumige Strukturen von der Strahlung zu Klump geschlagen. Da es sich um eine frühe interstellare Sonde handelt, wird sie nicht besonders gross sein können, wird also aus kleinräumigen Bauteilen bestehen.

    Auf dem Mond hat man all diese Nachteile nicht.

    Das mit der Gravitationslinse musst du falsch verstanden haben: die liegt viel weiter draussen! Minimum 550 AU sind nötig, um das Licht ferner Sterne von der Gravitation der Sonne bündeln zu lassen.

  22. Meiner kurzen Antwort, möchte ich noch eine Begründung nachschieben. Um den Lagrange-Punkt 3 zu erreichen müssen wir noch einiges an technologies Know-How beweisen. Der Punkt eignet sich, wie Bynaus öfter mal erwähnt, besonders um mit der Gravitationslinse der Sonne ferne Welten zu entdecken. Mit erreichen von L3 hätten wir also auch eine gewisse Reifeprüfung automatisch absolviert, weil er allein für materielle Belange kurz gedacht, kein besonderes Ziel darstellt. Eine Sonde könnte dort unbemerkt und ohne auf die heranwachsende Zivilisation indirekt Einfluss zu nehmen lange verweilen.

  23. \“Wo wäre der beste Platz im Sonnensystem, um auf die Entstehung einer Zivilisation auf der Erde zu warten?\“ L3! 😉
    Frohe Weihnachten!

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