Vorwärts in die Höhle!

Das Leben in Höhlen haben wir – auf der Erde – längst hinter uns gelassen. Auf anderen Himmelskörpern könnte die Nutzbarmachung von Lava-Höhlen jedoch der entscheidende erste Schritt zu einer langfristigen Präsenz des Menschen sein.

Für den Menschen der Steinzeit gab es durchaus eine Reihe von Gründen, in Höhlen zu wohnen. Allerdings denkt man heute auch, dass der Mensch nicht generell in Höhlen lebte: er nutzte sie und hinterliess seine Spuren – aber im Gegensatz zu anderen Umgebungen, in denen er lebte und wirkte, bieten Höhlen ideale Bedingungen, um diese Spuren über die Jahrzehntausende zu erhalten. Höhlen boten eine ganze Reihe von Vorteilen. Schutz vor Wind und Wetter, sowie deren „Überschaubarkeit“: Es reichte, den Eingang zu bewachen, um die ganze Sippe vor Feinden oder wilden Tieren zu beschützen. Zudem waren sie geräumig, boten viel Raum gemessen am kleinen Aufwand, der nötig war, um diesen Raum nutzbar zu machen (z.B. den gelegentlichen Höhlenbären zu vertreiben…). Irdische Höhlen wurden deshalb auch über riesige Zeiträume genutzt: in einigen Höhlen ist das Wirken von Menschen über mehrere zehntausend Jahre dokumentiert, länger als jedwelche Zivilisation jemals überdauert hat.

Die Erde ist jedoch nicht der einzige Planet mit Höhlen. Besonders eine Form, sogenannte Lava-Höhlen, kommen auch auf anderen Himmelskörpern vor. Alles was es dafür braucht, ist Vulkanismus. Lavaströme kühlen an der Oberfläche schnell aus, bleiben aber inwendig noch warm. Versiegt dann die Lavaquelle, kann es sein, dass der Lavastrom im Inneren abfliesst und eine lange, röhrenförmige Höhle zurücklässt, die mehrere Kilometer lang, und einige Dutzend Meter breit sein kann. Solche Lavahöhlen wurden auch schon auf der Erde von Menschen genutzt, etwa die Höhle Cueva de los Verdes auf Lanzarote (siehe Bild von Xavier Patiño i Vidal). Das Dach von Lavahöhlen kann auch mal einstürzen (oder, auf anderen Himmelskörpern zumindest, es kann durch einen Meteoriteneinschlag aufgesprengt werden). Diese „Oberlichter“ äussern sich, von oben gesehen, als schwarze „Löcher“ in der Landschaft, die mindestens so tief wie breit sind und sich damit deutlich von klassischen Kratern abheben. In der Regel ist aber aus dem Orbit nicht einsehbar, wie weit sich die Höhle inwendig noch erstreckt. Aus der Beobachtung von mehreren, nahe beieinander liegenden Oberlichtern (die auf englisch „Pit Caves“ der „Pit Craters“ genannt werden) lässt sich der eigentliche Verlauf der Lavahöhle erahnen, was – zumindest in diesen Fällen – die Hypothese der langestreckten Lavahöhlen als Ursache der Pit Caves bestätigt.

Bisher wurden Lavahöhlen auf dem Mars und auf dem Mond der Erde entdeckt. Ich würde behaupten, dass es absehbar ist, dass MESSENGER auch welche auf Merkur entdecken wird, und möglicherweise wird uns die Raumsonde Dawn, die diesen Sommer den Asteroiden Vesta erreicht, mit Pit Caves auf Vesta überraschen. Auch auf dem vulkanisch aktiven Jupitermond Io wären sie denkbar, vielleicht sogar, in ihrer „kryovulkanischen Form“, auf dem Saturnmond Titan. Jeder vulkanisch aktive Himmelskörper sollte solche Lavahöhlen aufweisen.

Lavahöhlen, und ihre Einstiegspunkte, die Pit Caves, sind ausgezeichnete Kondensationskeime für eine Siedlung (etwa wissenschaftlicher, touristischer, kommerzieller Art) auf diesen Welten. Zum einen bietet die Decke der Lavahöhle Schutz vor der kosmischen Strahlung. Diese dringt etwa zwei Meter in eine Gesteinsoberfläche ein, und bei den genannten Lavahöhlen dürfte sie um die 10 m betragen. Weiter bietet die Höhle einen riesigen, nutzbaren Wohnraum, der zudem offenbar so stabil ist, dass er sich über Jahrmilliarden erhalten konnte (so lange ist es nämlich, zumindest beim Mond, her, seit dort zum letzten Mal flüssige Lava über die Oberfläche floss). Alles, was man hier tun muss, ist das Mitbringen einer reissfesten Hülle, die sich im Inneren der Lavahöhle aufblasen lässt, sowie genügend Sauerstoff/Stickstoff dafür. Später liessen sich die beiden Enden der so geschaffenen Siedlung mit wenig Aufwand betonieren. So lange die Höhle nur einen einzigen Ausgang hat, könnte man alternativ auch einfach die Pit Cave selbst überkuppeln, auch wenn dafür der Materialaufwand grösser sein könnte (ausser, die Kuppel ist ebenfalls aufblasbar) In der geringen Gravitation sind viel tollkühnere Kuppelbauten als auf der Erde möglich, ausserdem trägt sich so eine Kuppel durch den Luftdruck von 1 bar, den sie halten muss, zu einem grossen Teil selbst. Das Innere der so geschaffenen Wohnräume lässt sich dann nach und nach erschliessen und bebauen.

Eine solche Höhle (50 m breit, 50 m hoch, bis zu mehreren Kilometern lang) könnte, einmal ausgebaut, schnell einigen hundert Bewohnern Platz bieten. Wieviel Stickstoff/Sauerstoff braucht man dafür? Wenn wir die oben genannten Masse nehmen, und annehmen, die Höhle hätte 1 bar Druck und 25°C Temperatur, kommen wir auf etwa 2.5 Mrd Liter Volumen (pro km Länge), oder rund 100 Mio mol Atome. Bei 28.8 g/mol (20% Sauerstoff, 80% Stickstoff) kommt man damit auf rund 3000 Tonnen Luftgemisch pro Kilometer Höhlenlänge. Das ist natürlich ziemlich viel, doch diese Menge muss ja nicht aufs Mal dorthin transportiert werden. Ein Teil (der Sauerstoff, also 20% dieser Menge) liesse sich vielleicht sogar vor Ort produzieren:

Da die Pit Caves nämlich die Lavahöhlen zum Weltraum (bzw., im Fall des Mars, zur Atmosphäre) hin öffnen, bekommt das Innere alles mit, was draussen geschieht. So vermutet man ja Eisablagerungen an den Mondpolen. Diese sollen entstehen, in dem ein Komet auf die Mondoberfläche einschlägt. Sein Wasser verdampft, aber es verlässt die Mondoberfläche nicht sofort, sondern wandert ihr auch entlang, bis es an einem besonders kalten Ort – zum Beispiel den Kraterböden an den Mondpolen, die nie direkt der Sonne ausgesetzt sind – ausfriert. Doch das Innere der Lavahöhlen ist – zumindest auf Mond, Mars und Vesta – ein weiterer ziemlich kalter Ort, der nie direkt der Sonne ausgesetzt ist. Da es nichts gibt, was ein Wasserdampfteilchen davon abhalten könnte, durch eine Pit Cave in eine Lavahöhle zu gelangen, sollten diese Höhlen auch grosse Vorkommen von kometischem Eis enthalten (ähnlich in Ausmass und Dicke wie das Eis der Mondkrater, also zumindest einige 10 m). Dieses könnten die ersten Siedler nutzen, um den Auf- und Ausbau ihrer kleinen Kolonie zu unterstützen, und das Wohnvolumen mit Atemluft zu füllen. Sauerstoff liesse sich dabei durch elektrolytische Spaltung von Wasser gewinnen, wobei der gleichzeitig entstehende Wasserstoff z.B. in den LEO oder den L1 exportiert, oder als Reaktionsgas von nuklearen Antrieben dienen könnte. Stickstoff müsste hingegen wohl von der Erde importiert werden, deren Atmosphäre im Vergleich zu atmosphärenlosen Himmelskörpern aussergewöhnlich reich daran ist. Bei Mars, wo Stickstoff immerhin etwa 1% der Atmosphäre ausmacht, liessen sich, mit einigem Aufwand, wohl auch genügend grosse Mengen direkt aus der Atmosphäre gewinnen.

Wie erwähnt, ist zu erwarten, dass solche Lavahöhlen ziemlich kalt sind. Der Mond hat fast jegliche interne Wärme verloren, und in Abwesenheit der Sonne können die Temperaturen – das haben Messungen in polaren Kratern gezeigt – bis auf -240°C abfallen (dies ist allerdings nicht die Temperatur der „Luft“ – denn diese existiert ja eben nicht. Es ist vielmehr die Temperatur der Gesteine, die die Höhlenwand bilden). Allerings muss man auch bedenken, dass diese Lavahöhlen sich eben nicht in den polaren Breiten befinden, sondern in vielen Fällen auch in der Nähe des Äquators. Das heisst, sie sehen zwar die tägliche Temperaturschwankung nicht, aber sie sollten, über viele Tage gemittelt, die mittleren Temperaturen annehmen, die in dieser Region herrschen. Beim Mond sind das etwa -18°C, beim Mars rund -50°C, bei Vesta etwa -100°. Auf Merkur hingegen sollte man, bei mittleren Temperaturen von über 100°, definitiv kein Höhlen-Eis erwarten. Das bedeutet aber auch, dass die Höhlenbesiedlungen geheizt (oder im Fall des Merkur: gekühlt) werden müssen. Machbar wäre das vielleicht über eine Wasserleitung, die zwischen der Oberfläche (wo sie vielleicht eine hydroponische Farm versorgt) und der Höhle zirkuliert. Sonnenkollektoren könnten das Wasser im Sonnenlicht der Oberfläche verdampfen und es dann ins Höhleninnere zurückleiten, wo es kondensiert und seine Wärme abgibt, bevor es zurück an die Oberfläche zirkuliert. Allerdings müsste man – auf dem Erdmond – in der Mondnacht darauf verzichten, wenn man die Höhle nicht auskühlen will – in dieser Zeit müsste man z.B. auf ein Warmwasser-Reservoir in einem benachbarten Höhlenabschnitt zurückgreifen, das man während des Tages angelegt hat (eine Art „Wärme-Batterie“). Alternativ könnte ein kleiner Atomreaktor (mit Thorium betrieben, das man im Mondstaub in grossen Mengen findet) eine kontinuierliche Erwärmung der Höhle auf wohnliche Temperaturen sicherstellen, und diese gleichzeitig mit Elektrizität versorgen (was auch sonst Solarzellen an der Oberfläche übernehmen könnten, aber wieder besteht hier das Problem der 14-tägigen Mondnacht). Auf dem Merkur müsste man das ganze System umgekehrt laufen lassen: in der langen Merkurnacht Wasser auskühlen oder gar gefrieren lassen und während des heissen Merkurtages die Höhle damit kühlen. Das hat der Merkur sogar der Venus voraus: Da es auf der Venus keine nutzbare Wärmesenke gäbe (dafür eine erdrückende Atmosphäre, die daran gehindert werden müsste, ins Höhleninnere einzudringen), wäre eine ähnliche Besiedlung von Venus-Höhlen (die es sicher gibt) praktisch aussichtslos, oder nur mit dem massiven Einsatz von Atomkraftwerken realisierbar, die die Höhle nach dem Prinzip eines „Kühlschranks“ kühlen. Zumindest bei der Venus ist eine Nutzung der Hochatmosphäre viel naheliegender.

Höhlenkolonien könnten später Ausgangspunkte für Forschungsexpeditionen, Touristen-Spassfahrten oder kommerzielle Minenoperationen auf dem Himmelskörper sein (letzteres wohl nur auf dem Mond). Mit der Zeit – also sehr langfristig, im Verlauf der Jahrhunderte gesehen – könnte die Höhle erweitert werden, und analog zum Wachstum menschlicher Siedlungen entlang von Flüssen könnte die Siedlung der Höhle entlangwachsen. Die Höhle könnte sogar durch seitliche Bohrungen erweitert und mit benachbarten Höhlen verbunden werden. Und irgendwann, wenn die Zeit gekommen wäre, würde die Menschheit die Höhlen wieder verlassen – wie schon einmal. Und wie schon einmal würden, Jahrtausende später, Überreste in Höhlen von den ersten Schritten einer langen Reise erzählen.

19 Kommentare

  1. und natürlich können dort verschiedene, für die Umwelt gefährliche, wissenschaftliche Test durchgeführt werden
    (zum Beispiel Atombombentests)

    • Es macht nicht besonders viel Sinn, Atommüll auf den Mond zu schicken. Die Gefahr eines Unfalls beim Start der dafür benötigten Raketen ist zu hoch (ähnliches gilt für „in die Sonne schiessen“). Zudem ist „Atommüll“ hauptsächlich unverbrannter nuklearer Brennstoff, den zukünftige Generationen von Kernkraftwerken werden unter Energiegewinn (fast vollständig) verbrennen können. Atommüll ist also ein zeitlich begrenztes Problem, das wir wohl nicht mehr (im gleichen Umfang) haben werden, wenn wir diese Höhlen beginnen zu erschliessen.

  2. als es nicht mehr genügend Höhlen gab (zu viele Menschen) fingen sie an sich Höhlen zu bauen, – unsere Häuser.
    Höhlen sind aber von Natur aus meist stabiler als die meisten menschlichen Konstrukte. Natürlich könnten sie von Neturdesastern zerstört werden, aber dasselbe ist bei H6ausern auch der Fall und geht sogar noch schneller. Ich würde auch eher auf eine Höhle vertrauen.
    Zusätzliche Häuser und eine Kuppel können ja später aussen rum gebaut werden, sobald die Kolonie wächst. In Wahrheit kann so eine Kolonie ziemlich schnell an Umfang zunehmen wenn man genügend Roboter und Maschinen dort hat die 24 Stunden arbeiten, vorrausgesetzt die nötigen Grundrohstoffe sind vorhanden. Sollte irgendwann die kalte Fusion gelingen kann man son Reaktor gleich dort bauen da es aufm Mond anscheinend Unmengen von Helium 3 gibt.
    Mit unbegrenzter Energie also und genügend Maschinen/Robotern sollte so eine Siedlung schnell autark werden können, obwohl ich glaube dass das Projekt dan wahrscheinlich mehreren Megakonzernen gehören wird.

    Auch wäre der Mond ein geeigeneter Ort um an strategischen Stellen unsere hochgiftigen atomaren Müll endzulagern, natürlich weit entfernt von der Mondsiedlung.

    Kann mir gut vorstellen dass dort eine Anlage für Sondermüll entstehen wird.

  3. Leben in Höhlen auf anderen Planeten? da müßte man den Eingang luftdicht verschließen, eine Schleuse für Ein- und Ausgang usw. Der andere Planet hätte mit Sicherheit keine oder eine für uns Menschen nicht atembare Atmosphäre und wir müßten sehen ob die Höhlenwände und -Decke dicht sind….. Dann die Tragfäigkeit, ist die Höle sicher…..

  4. „bei 0,2 bar ist doch gleich dem von 20% bei 1 bar?“
    Das dachte ich auch. Macht es einen Unterschied, ob man 0,2 bar reinen Sauerstoff oder 1 bar Luft verwendet? Und, wenn ja: Eigentlich bräuchte man dann trotzdem nicht 0,8 bar Stickstoff. Es würde weniger reichen.

  5. Das schweift vielleicht ein bisschen ab,
    aber der Sauerstoffpartialdruck von reinem Sauerstoff
    bei 0,2 bar ist doch gleich dem von 20% bei 1 bar?
    Aber gut,wenn reiner Sauerstoff nicht in Frage kommt,
    gibt es vielleicht näher verfügbare Inertgase,
    wie Schwefelhexafluorid aus den Elementen im Gestein des Planeten,
    oder Helium, das am Regolith absorbiert wurde?
    Die Bewohner müssten dann eben Zeichensprache oder Lichtsignale verwenden oder sich an die verzerrte Akustik gewöhnen.

  6. 🙂 Kommt natürlich drauf an, wie man \“brennbar\“ definiert: Wenn es brennen kann, ist es brennbar… Es gibt halt einfach Stoffe, die \“eigentlich\“ brennbar sind, jedoch unter normalen Sauerstoffpartialdrucken nicht brennen. Es gibt aber auch Stoffe, die man in einer Sauerstoffatmosphäre nicht mehr weiter \“verbrennen\“ kann, z.B. CO2, oder grundsätzlich nicht mit Sauerstoff reagieren, z.B. Gold.

  7. Es muß nichtmal brennbar sein, unter reinem Sauerstoff sind auch Stoffe brennbar, die normalerweise nicht brennbar sind.

    Anschaulich kann man das an Eisen verdeutlichen:
    Ein Stück Eisen ist normal nicht brennbar.
    Eisenwolle hingegen bietet mehr Oberfläche und daher mehr Angriffsfläche für den Sauerstoff und ist brennbar.
    Unter reinem Sauerstoff ist also bei einem Stück Eisen wiederum das Verhältnis von Sauerstoff zur Oberfläche groß genug um exotherm reagieren zu können.

    Summa sumarum: Finger weg von reinem Sauerstoff 😉

    Gruß Alex

  8. Wofür braucht man eigentlich den Stickstoff?
    Der Mensch kann doch auch in einer reinen Sauerstoffatmosphäre mit geringem Druck überleben?

  9. Die Antarktis Stationen dienen nicht ausschließlich der Erforschung der Antarktis. Das macht man ganz nebenbei mit. Man kann in der Antarktis eine Menge Dinge tun die nur dort möglich sind.
    Selbiges gilt für den Mond.
    Der Mars hat den Anreiz einen fremden Planeten zu betreten, bei ihm ist das am einfachsten. Und er ist ein potentiell dauerhafter Lebensraum, wenn auch erst in ferner Zukunft. Ja vielleicht beherbergt er sogar Organismen. Wir werden ihn bestimmt in absehbarer Zeit in einer Station bewohnen.
    Bei Merkur ist all das nicht der Fall. Und dort eine Station zu betreiben wäre enorm aufwändiger.
    Bis uns das gelingt ist er vermutlich robotisch bestens erforscht.
    Wenn wir uns dort niederlassen geht es schlicht darum dort zu sein und um sonnst recht wenig. Daher nehme ich an dass das so schnell nicht geschehen wird. Zumindest nicht in einer Zeitspanne über deren Geschehnisse man ernstzunehmend nachdenken kann.

    Aber wenn ich am 2.2.2222 meine Wettschuld bei dir begleiche ( wegen der Unsterblichkeit ) dann werden wir ja sehen wer bis dahin recht behält 😉

  10. \“Auch wenn es an den Merkur Polen, im ewigen Schatten, ein wenig Wasser gibt, bleibt die Frage was man dort tun soll was nicht überall anders deutlich besser oder einfacher geht.\“

    Merkur erforschen! Das geht, denke ich, nur auf dem Merkur. 🙂 Es geht mir ja auch nicht um die Menschheit der beliebig fernen Zukunft, sondern zu einem Zeitpunkt, an dem sie in der Lage ist, solche unterirdischen Höhlensysteme bewohnbar zu machen. Wer so viel Material zum Mond transportieren kann, hat vermutlich auch die Motivation, die Möglichkeiten und das Geld, um – mehr oder weniger \“nebenbei\“ – eine bemannte Merkur-Forschungsstation aufzubauen, ganz so wie wir heute Forschungsstationen in der Antarktis betreiben.

  11. Der Unterschied ist dass man die selbst gebackenen 🙂 Strukturen in genau der Form und Größe an genau jenem Ort errichten kann an dem man sie braucht. All das ist mit Höhlen nicht möglich.
    Sollte sich jedoch die Vermutung bewahrheiten dass in diesen Höhlen Eis zu finden ist, sind es mit Sicherheit die Orte an denen man sein will. Dann bietet sich die Kombilösung natürlich an.

    Auch wenn es an den Merkur Polen, im ewigen Schatten, ein wenig Wasser gibt, bleibt die Frage was man dort tun soll was nicht überall anders deutlich besser oder einfacher geht.
    Die Menschheit einer fernen Zukunft, die sich dort aus Jux und Tollerei niederläßt hat ganz andere Möglichkeiten. Es hat nur bedingt wert uns zu fragen was sie tun, oder gar wie und warum. Wer weiß schon ob sie die Höhlen überhaupt brauchen.

  12. Von der Möglichkeit, eine Art Beton mit Hilfe von Mikrowellen aus Mondstaub zu backen, habe ich auch schon gehört. Trotzdem braucht man dafür das nötige Equipment, und man stellt etwas her, was es in Form einer Höhle bereits gibt: einen Unterstand aus Felsmaterial. Alles andere muss, wie bei der Höhle auch, herbeigeschafft werden. Aber möglicherweise liessen sich die zwei Dinge kombinieren: Die Höhle könnte mit Hilfe von gebackenem Staub ausgebaut und luftdicht gemacht werden.

    Was Merkur angeht, hast du natürlich recht: er ist kein besonders lohnendes Ziel. Aber eine viel reichere, erfahrenere Menschheit wird vielleicht früher oder später darüber nachdenken, darauf eine Forschungsstation zu errichten. Dann könnte man allfällig vorhandene Höhlen nutzen, um diese zu bauen. Wasser sollte es übrigens an den Merkurpolen geben, zumindest gibt es Hinweise darauf. Möglicherweise werden wir – MESSENGER sei Dank – schon bald mehr wissen.

  13. Höhlen zum Schutz zu verwenden ist sicher von enormem Vorteil.
    Im Falle des Mondes gibt es jedoch noch eine andere Möglichkeit. Ich habe mal gelesen das sich Mondstaub durch Bestrahlung mit Mikrowellen zu einem sehr festen Material zusammenbacken lässt. Man hätte also ähnliche Gestaltungsfreiheit wie mit Beton, nur das man dafür kein Wasser braucht. Man muss also kein Baumaterial hinbringen, es ist schon da, man braucht nur Energie. So ließen sich auch kleine Stationen an beliebigen Orten erstmal in einen Strahlen und Mikrometeorien Schutzmantel einbacken, und in weiterer Folge gleich ganze Gebäude mit dicken Außenwänden errichten. Das erscheint mir praktischer.
    Beim Mars wären Höhlen sicher sehr sinnvoll und auch einfacher zu nutzen.
    Beim Merkur hab ich meine Zweifel ob es dort in absehbarer Zukunft eine Station geben wird. Er ist noch viel schwieriger zu erreichen als der Mars, da die Bahngeschwindigkeitsdifferenz zur Erde enorm ist ( gut 18 km/s ) und es gibt nichtmal in den finstersten Winkeln Wasser. Er dürfte auch ein wenig ergiebiges Ziel sein.

  14. @Max: Das wäre durchaus denkbar, aber es gibt dann natürlich auch Probleme, die man bei einer lokalen Versorgung nicht hat:
    1) Verluste durch die lange Übertragungsstrecke wären vielleicht noch verkraftbar, aber
    2) die Wartung der Anlage dürfe viel schwieriger sein. Was, wenn ein Teil der Anlage aus unbekannten Gründen ausfällt? Dann müsste man eine Expedition zum Pol starten, um sie zu reparieren. Oder was, wenn die Leitung (z.B. durch einen kleinen Meteoriteneinschlag) unterbrochen wird? Dann muss man schlimmstenfalls 1000ende von km abfahren, um den unterbrochen Abschnit auszumachen und zu reparieren.

    Liegt die Anlage jedoch direkt bei der Höhle zu, sollte beides kein grosses Problem sein, wobei man halt einfach Massnahmen treffen muss (wie die, die ich vorgeschlagen habe), um die Mondnacht zu überstehen. Auf dem Mars wäre das gleiche Problem natürlich viel kleiner, und auf dem Merkur viel grösser.

  15. Könnte man nicht, um die Stromversorgung zu gewährleisten, Solarstationen am Nord- bzw. Südpol installieren und per Leitungen die gewonnene Energie in die Höllen geleitet werden?
    Bynaus, du hast ja geschrieben, es gäbe wegen der langen Mondtage und -nächte Probleme mit der Energieversorgung, aber wäre das so nicht relativ simpel, wenn auch ein wenig kostenintensiver, oder verstehe ich da etwas falsch?

  16. Ich denke, so eine Höhlenstation unterscheidet sich, was die Motivation der Menschen, dorthin zu gehen und zu arbeiten, nicht gross von einer Antarktisstation. Es wird immer Abenteuer-lustige, neugierige Menschen geben, die gerne auf dem Mond forschen würden – ich denke eher, die Station könnte sich von Anfragen rund um die Welt kaum retten!
    Es geht ja nicht darum, irgendjemanden dorthin zu zwingen – das ist auch gar nicht nötig. Die Ordnung erhält sich, wie in einer Antarktisstation, durch Organisation, Regeln und Gesetzt – wie sonst überall auch.

    Was die Versorgung der Station angeht, wie jede Weltrauminstallation wird sie wohl kaum je wirklich autark sein. Aber wer genügend Stickstoff hochbringen kann, um die Atemhülle zu füllen, kann auch dieselbe Station mit Nahrungsmitteln etc. versorgen.

    Nein, die Höhlenwände wären kaum gefährlich. Basalt ist Basalt (auf dem Mars könnte die Höhle Staub enthalten, der Wasserstoffperoxid-haltig ist – in diesem Fall müsste man Vorkehrungen treffen, den Staub erst rauszuschaffen). Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die Höhlenwände gross ausgasen würden. Irdische Höhlenwände auf lebensfreundlicher Temperatur tun das auch nicht. Und wenn doch – es wäre ein leichtes, die Wand zu versiegeln oder zu betonieren.

    Sonnenenergie hat halt auch auf dem Mond das Problem, dass sie diffus ist, und dass sie nur die Hälfte der Zeit verfügbar ist. Aus diesen Gründen hatte ich ja auch einen Thorium-Atomreaktor vorgeschlagen.

  17. Über das Thema habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Einige Fragen aber konnte ich mir nicht beantworten.

    Wie bringt man genügend Menschen dazu, weit weg von der Erde in einer Höhle effektiv zu arbeiten? Wie erhält man die Ordnung? Wie transportiert man alles, was für eine längere Zeit gebraucht wird, zum Ziel? Was machen, wenn etwas wichtiges dann doch fehlt?

    Wären die Höhlenwände chemisch gesehen gefährlich? Also kann man die Wand mit nackter Hand anfassen?
    Könnten die Höhlenwände durch die höheren Temperaturen ausgasen und eine ständige Filterung der Luft erfordern? Reicht Sonnenenergie für z.B. Abbauarbeiten als Energiequelle?

    Das sind so die Fragen, die mir im Moment in der Sinn kommen.

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