Klimawandel – 5 wirkungsvolle Dinge, die alle tun können

Der Rhone-Gletscher, damals, als er noch imposant war (Quelle: Internet, gemeinfrei).

Die Klimawandel-Diskussion ist schwierig. Das „Sperrfeuer“ aus der Fraktion der notorischen Leugner verhindert (genau wie von den Sponsoren in der fossilen Industrie beabsichtigt) eine vernünftige, zielorientierte Diskussion. In vielen Ländern ist die Diskussion endgültig politisiert worden: auf der linken Seite setzt man sich für Massnahmen ein (und schiesst dabei auch mal übers Ziel hinaus, z.B. wenn man gleichzeitig auch noch aus der Kernkraft aussteigen will), auf der rechten Seite sperrt man sich gegen jegliche Massnahmen (Motto: alles Hysterie, man kann ja eh nichts machen, sollen mal die anderen, etc.). Wie das Kaninchen vor der Schlange sind die mächtigsten Staaten der Erde wie paralysiert vor der Aufgabe, sich endlich von den fossilen Energieträgern zu verabschieden. Fossile Energieträger haben die moderne Zivilisation überhaupt erst möglich gemacht – sie zu ersetzen, ist auf dem Papier vielleicht gar nicht so schwierig, aber in der Praxis scheinbar unmöglich: zu viel steht auf dem Spiel, zu viele Interessen prallen aufeinander, zu gross ist die Unsicherheit für die einzelnen Staaten, ob der gewählte Weg der richtige ist, ob man gar wegen den selbst gewählten Einschränkungen im harten globalen Wettbewerb zurückfallen wird.

Während staatliche Massnahmen zweifellos nötig sind, um die „Entkarbonisierung“ der modernen Zivilisation voranzutreiben, gibt es immer auch jene, die auf der persönlichen Ebene ihren Beitrag leisten wollen, wohl wissend, dass es viele andere Menschen gibt, die (noch?) nicht soweit sind. Doch da stellt sich auch immer die Frage: was ist wirklich wirksam? Reicht es, wenn ich meine Glühbirnen durch LED-Leuchten ersetze? (nein) Oder ist der jährliche Urlaub auf den Malediven problematischer? (jep) Ist es das Auto? (auch) Die Strohhalme oder sind es gar die Plastiktüten? (nope) Oder muss ich vielleicht doch eine Energiesanierung meines Hauses durchführen? (oh ja!) Beim letzten Punkt, der mit potentiellen Einsparungen von einigen Tonnen CO2 pro Person und Jahr mit zu den effektivsten Massnahmen überhaupt gehört, liegt das Problem darin, dass viele Menschen (zumindest in der Schweiz) gar nicht Eigenheimbesitzer, sondern Mieter sind – entsprechend können sie da kaum etwas ausrichten. Im Folgenden möchte ich deshalb 5 wirkungsvolle und einfache Dinge vorstellen, die (nahezu) alle tun können, in der Reihenfolge ihrer Effektivität.

1. So wenig wie möglich fliegen (heute)

Wenn jemand aus irgend einem Grund unbedingt seinen persönlichen CO2-Ausstoss maximieren möchte, gibt es einen Königsweg dazu – möglichst viel fliegen. Moderne Flugzeuge haben pro Passagier in einem vollbesetzten Flugzeug einen vergleichsweise niedrigen Treibstoff-Verbrauch von ca. 3 Litern Kerosin pro 100 km, aber man fliegt in der Regel damit viel weiter als man mit dem Auto fährt. Bei 2.5 kg CO2 pro Liter Kerosin bedeutet das, dass man pro 1000 geflogenen Kilometern (hin & zurück) rund 150 kg CO2 freisetzt. Bei einem Flug von Zürich nach New York und zurück ist das also eine knappe Tonne CO2, oder 20% des durchschnittlichen jährlichen pro-Kopf CO2-Ausstosses in der Schweiz (Inland). Nach Auckland auf Neuseeland wären es bereits 2.7 Tonnen oder gut die Hälfte des mittleren jährlichen Ausstosses an CO2. Das heisst, bereits einige wenige interkontinentale Flüge pro Jahr können das persönliche CO2-Budget explodieren lassen. Aber auch ein monatlicher Flug von Zürich nach Berlin hat jährlich 1.6 Tonnen CO2 zur Folge, der gleiche Flug einmal pro Woche führt zu einem jährlichen Ausstoss von 7 Tonnen CO2. Auch das Vielflieger-Programm lässt sich für einen Vergleich heranziehen: für einen „Frequent Traveller“-Status (Silber) braucht es (bei der Star Alliance) 35000 geflogene Meilen pro Jahr – wenn man annimmt, dass im Schnitt eine geflogene Meile einer Landmeile (1.6 km) entspricht, dann sind das 56000 km total oder 28000 km „hin und zurück“, entsprechend rund 4 Tonnen CO2 pro Person und Jahr, allein für die Erhaltung des Status. Für einen Senator-Status (Gold) sind es rund drei Mal mehr, also etwa 12 Tonnen CO2 pro Person und Jahr.

Trotzdem darf man nicht vergessen, dass ganz grundsätzlich gesehen nicht das Fliegen selbst das Problem ist – sondern der damit verbundene „fossile“ CO2-Ausstoss. Sobald also erste Routen mit Elektrofliegern angeboten werden (was in Nischenmärkten bereits in ein paar Jahren der Fall sein könnte), sollte man dieses Angebot nutzen. Nicht nur, um den persönlichen CO2-Ausstoss zu minimieren, sondern auch, um den Durchbruch dieser Technologie zu beschleunigen. Eine Alternative ist eine sinnvolle Kompensation des Austosses, wie etwa die direkte Gewinnung der freigesetzten Menge CO2 aus der Atmosphäre, gefolgt von einer Endlagerung auf unbestimmte Zeit, oder über Biokerosin, das aus Pflanzen gewonnen wurde. Solche Angebote gibt es derzeit aber erst in sehr kleinem Massstab. Bis sie Realität und Alltag werden, ist es am besten, die Anzahl geflogene Kilometer zu minimieren.

Effekt: Je nach bisherigem Reiseverhalten bis zu über 10 Tonnen CO2 pro Person und Jahr.

2. CO2-arme individuelle Mobilität anstreben

Mobilität gehört zum Leben – und ist nicht zuletzt deshalb eine der wichtigsten Quellen für CO2-Emissionen: Rund 40% der CO2-Emissionen der Schweiz stammen aus dem Verkehr (vorwiegend aus dem Privatverkehr). Im Schnitt werden hierzulande pro Person und Jahr rund 13’000 km (im Privatverkehr) zurückgelegt. Bei einem mittleren CO2-Ausstoss von ca. 150 g/km kommt man damit auf 2 Tonnen CO2 pro Person und Jahr. Wiederum sind diese Zahlen mit jenen in Nachbarländern vergleichbar. Durch einen Umstieg auf elektrische Mobilität (z.B. Elektroauto, -bus oder -roller) lässt sich der verkehrsbedingte CO2-Ausstoss relativ einfach stark reduzieren, sofern natürlich der Strom aus einer CO2-armen Quelle stammt (siehe nächster Punkt). In der Kombination fährt man in der Regel auch finanziell besser: denn auch wenn der Ökostrom teurer ist, holt die sehr viel höhere Energieeffizienz von Elektrofahrzeugen die Zusatzkosten mehr als heraus. Elektroautos haben auch weniger bewegliche Teile und sind deshalb weniger Wartungsintensiv als Autos mit Verbrennungsmotoren. Auch der vollständige Verzicht auf ein (zweites?) Auto sollte in Betracht gezogen werden, denn auch bei Elektroautos fallen CO2-Emissionen bei der Produktion an. Auch die Nutzung öffentlicher statt privater Verkehrsmittel wirkt sich positiv (also mindernd) auf das persönliche CO2-Budget aus.

Effekt: Bis zu etwa zwei Tonnen CO2 pro Person und Jahr.

3. CO2-armen Strom kaufen

Der pro-Kopf-Verbrauch von Strom ist notorisch schwierig zu messen (er hängt stark davon ab, wie viele Personen im Haushalt wohnen, um was für einen Wohnungstyp es sich handelt, etc.), aber für die gesamte Gesellschaft gesehen dürfte er in der Gegend von 1500 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr liegen. Setzt man einen unspezifischen „Steckdosenmix“ von 170 g CO2/kWh an (eine Mischung aus lokaler Produktion in der Schweiz und importiertem Misch-Strom aus Europa) so ergibt sich damit eine Emission von etwa 0.25 Tonnen CO2 pro Person und Jahr. Diese Zahl ist deutlich höher, wenn man auch ein Elektroauto betreiben muss, das rund 3000 kWh pro Jahr benötigt (siehe letzten Punkt oben) – damit würde der Gesamtstrombedarf auf 4500 kWh und damit 0.75 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr steigen. Ein typischer erneuerbarer Strommix verursacht einen CO2-Ausstoss von ca. 9 g CO2/kWh. Ein Umstieg auf erneuerbaren Strom ohne bzw. mit Elektroauto führt damit nur noch zu Emissionen von 13 bzw. 40 kg CO2 pro Jahr, bzw. einer Einsparung von fast 95%.

Effekt: Zwischen 0.25 und 0.75 (ohne/mit Elektroauto) Tonnen CO2 pro Person und Jahr.

4. Fleischkonsum reduzieren

Essen ist ein schwieriges, weil persönliches Thema. Trotzdem wäre es falsch, deswegen den CO2-Ausstoss der weltweiten Fleischproduktion kleinzureden oder gar zu leugnen. Es geht auch nicht darum, alle Menschen zu Vegetariern oder gar Veganern zu machen – das wäre eine ganz andere Diskussion. Denn für den Klimawandel ist es (nahezu) egal, ob es jetzt in dieser Suppe Fleisch- oder Gemüsebouillon hat, oder ob das Steak auf dem Grill die Vegi-Wurst berührt hat oder nicht – aber es ist definitiv nicht egal, ob man jeden Tag, oder nur einmal pro Woche Fleisch isst. Reduziert man den Fleischkonsum von einmal täglich auf einmal pro Woche (also Faktor 7 in der Menge), reduziert man damit auch gleich den diesbezüglichen CO2-Ausstoss um fast 90%! Durch eine geschickte Wahl der Fleischsorten (Huhn und Schwein etwa ähnlich bei ca. 3 kg CO2/kg Fleisch, aber beide besser als Rind bei ca. 15 kg CO2/kg) kann man schnell eine noch weitere Reduktion erreichen. Doch wie sieht das konkret aus? In der Schweiz werden pro Person und Jahr rund 50 kg Fleisch gegessen – also fast ein Kilogramm pro Woche. Davon ist rund die Hälfte Schweinefleisch, etwas mehr als ein Fünftel gehen je auf Geflügel und Rindfleisch, der Rest sind andere Produkte (Wild, Lamm, Pferd, etc.). Diese Werte sind übrigens auch für Nachbarländer durchaus typisch. Bei diesem Mix gibt sich ein Ausstoss von etwa 0.25 Tonnen CO2 pro Jahr, die beim Übergang vom täglichen zum wöchentlichen Fleischkonsum, sowie bei einer weiteren Reduktion von Rind gegenüber anderen Fleischsorten zum grössten Teil eingespart werden kann.

Effekt: etwa 0.25 Tonnen CO2 pro Person und Jahr.

5. „Klimafreundlich“ wählen und abstimmen

Diese Klimaschutz-Massnahme lässt sich in ihrer Auswirkung nicht direkt beziffern, sie kann aber sehr effektiv sein, weil der Staat eine grosse Macht hat, in das alltägliche Wirtschaftsleben steuernd einzugreifen, etwa über Lenkungsabgaben wie die CO2-Abgabe. Es gibt heute in praktisch allen Parteien Politiker, die bereit sind, mehr für den Klimaschutz zu tun (man muss also nicht zwingend „Links-Grün“ wählen, wenn man klimafreundlich wählen will). Gerade im Schweizer Wahlsystem, das dank „Kumulieren“ und „Panaschieren“ den Wählerinnen und Wählern eine sehr feine Auswahl der Kandidaten ermöglicht, ist das eine Möglichkeit, das Parlament endlich auf einen Klimaschutz-Kurs zu zwingen.

Effekt: schwierig zu beziffern, bis zu einigen Tonnen pro Person und Jahr (über längere Zeiträume gesehen, in der Grössenordnung des Gesamtausstosses).

Am Ende wird es, denke ich, nicht ohne staatliche Zwangsmassnahmen gehen, vermutlich im Rahmen einer stetig steigenden CO2-Abgabe auf alle Arten von fossilen Energieträgern sowie mit solchen hergestellten Strom. Das heisst aber nicht, das wir mit den Klimaschutz-Massnahmen warten sollten, bis alle dazu gezwungen sind – jede eingesparte Tonne CO2 hilft, je früher, desto mehr (wegen der langsamen Erwärmung und der logarithmischen Abhängigkeit der Temperaturerhöhung vom CO2-Gehalt ist eine heute freigesetzte Tonne CO2 fürs Klima schädlicher als eine, die, sagen wir, in 30 Jahren freigesetzt wird). Wenn die umfassende CO2-Abgabe ohnehin früher oder später kommt, ist es von Vorteil, schon heute „persönlich“ aus den fossilen Energieträgern auszusteigen: dann muss der Ausstieg nämlich nicht dann erst finanziert werden, wenn die Preise aufgrund der Abgabe ohnehin ansteigen (man zahlt dann mehr fürs Benzin UND sollte auch noch ein Elektroauto kaufen). Wer heute sein Leben schon heute weitgehend „entkarbonisiert“, kann bei der Einführung der umfassenden CO2-Abgabe vom ersten Tag an von deren Rückvergütung profitieren.

7 Kommentare

  1. Vielen Dank für den tollen Artikel, den Punkt 2 muss ich relativieren.

    Ich war auch lange Zeit der Meinung, dass der Elektromobilität die Zukunft gehört. Leider musste ich nach langer Recherche feststellen, dass dort wohl eine ähnlich gefährliche und geldfokussiuerte Industrie dahinter steckt. Es würde mich nicht wundern wenn es die selben Investoren sind.

    Vereinfacht gesagt:

    Beim Lithium Abbau werden salzhaltige Seen ausgepumpt, dies hat zur Folge dass das Grundwasser unter diesen Seen nach und nach nachfliesst und somit aus Süsswasser Salzwasser wird. Dieses Grundwasser ist dann „verschwunden“ und führt in den Abbaugebieten zu existenzbedrohlicher Trankwasser Knappheit für alle dort lebenden Lebewesen (Menschen, Tiere, Pflanzen).

    Daher bin ich der Meinung dass die Elektromobilität keinesfalls die Lösung sein kann. Klar kann man jetzt argumentieren, dass wir dadurch erstmal den CO2 Ausstoss reduzieren können. Das ist schön und gut, aber man stelle sich vor, in nicht allzu ferner Zukunft werden wir dann wieder von der Elektromobilität weg kommen müssen. Allerdings sind bis zu diesem Zeitpunkt wieder enorm hohe Investitionen in diesen Bereich geflossen, sodass die Lobby dies wiederum zu verhindern versuchen wird, analog der Öl-Lobby von heute.

    Meiner Meinung nach ist, bereits heute, Wasserstoff die einzig richtige Lösung. Die Technologie ist grundsätzlich bereits vorhanden und dort muss investiert werden. Nur leider lässt sich damit wohl weniger Geld verdienen als beispielsweise mit Öl oder Lithium…

    Würde mich sehr über eure Gedanken dazu freuen.

    • Zweifellos gibt es beim Abbau von Lithium, wie bei praktisch jedem Rohstoff, teilweise lokale Umweltprobleme – das lässt sich nicht wegdiskutieren. Aber die grösste Lithium-Lagerstätte weltweit ist das Meerwasser selbst (geschätzt 230 Mio Tonnen gegenüber ca. 60 Mio Tonnen an Land). Früher oder später wird man es also von dort direkt gewinnen, das dürfte zumindest die Bedenken beim Grundwasser stark relativieren. Warum denkst du, dass wir in „nicht allzu ferner Zukunft wieder von der Elektromobilität weg“ müssen? Das Lithium verbraucht sich ja selbst nicht in der Batterie. Diese ist zwar irgendwann nicht mehr zu gebrauchen, aber dann wird das Lithium aus der Batterie extrahiert und zu einer neuen Batterie umgearbeitet (rezykliert). Mit der Zeit wird also immer weniger Lithium aus Minen (bzw. dem Meer) und immer mehr aus dem Recycling alter Batterien kommen.

      Wasserstoff-Mobilität ist deutlich ineffizienter als Elektro-Mobilität – es muss für die gleiche Anzahl gefahrener Kilometer insgesamt rund zehn Mal mehr Energie in Form von Strom hineingesteckt werden (Herstellung, ständige extreme Kühlung, aufwändige Lagerung im Auto selbst, schwereres Fahrzeug insgesamt, etc.). Wir haben eher zu wenig als zu viel sauberen Strom – diesen in ein Wasserstoff-Auto zu stecken ist also Verschwendung – und teuer. Zudem stammt der Wasserstoff – zumindest heute noch – fast ausschliesslich aus Erdgas (Elektrolyse ist zu teuer; bereits Wasserstoff aus Erdgas kostet ähnlich viel wie Benzin pro gefahrene Kilometer; im Gegensatz dazu fährt man mit einem Elektroauto pro Kilometer deutlich günstiger). Am Ende hat man effektiv also ein technologisch komplexes, stromfressendes Erdgas-Auto – und immer noch den damit verbundenen CO2-Ausstoss.

    • Die meisten, die jetzt auf dem „schädlichen“ Lithium in Akkus rumreiten, sind allerdings genau diejenigen, die am liebsten nichts ändern, und alles so lassen würden wie es ist.

      Meine Meinung ist ganz klar: Dem Elektroantrieb gehört die Zukunft. Allerdings wird hier wieder nicht weit genug gedacht, und das macht die Umsetzung wieder mehr oder weniger unsinnig. Das Ziel das man anstreben muß dürfte aber wiederum einigen wieder zu weit gehen. Den massenhaften benzin- und dieselbetriebenen Individualverkehr auf massenhaften elektrisch betriebenen Individualverkehr umzustellen, muss man hier noch eine weitere teschnische Möglichkeit ins Spiel bringen, die jedoch noch in der Anfangsphase steckt: autonomes Fahren.

      Dort, wo man auf Individualverkehr angewiesen ist, kann man damit die Notwendigkeit, dass jeder ein eigenes Auto besitzen muss abschaffen. Ich buche mir meine Fahrt im autonomen Taxi jederzeit auf die Minute genau. Und anstatt mein eigenes Auto irgendwo parken zu müssen fährt es weiter zum nächsten. Praktisch fast alle Autos, die jetzt gerade irgendwo geparkt unbenutzt rumstehen wären auf einen Schlag überflüssig. Da weniger Autos gebraucht würden, könnte man sogar noch Rohstoffe einsparen. Parkplatzflächen könnten anderweitig genutzt werden.

      Natürlich ginge das zu Lasten der Autoindustrie. Aber vor knapp 100 Jahren hat auch niemand lieber weiter Kutschen gebaut und aufs Auto verzichtet, weil man vorher halt auch schon immer Kutschen gefahren hat. Nur stecken heute weit mehr Geldinteressen dahinter. Die Autoundustrie muß einen Wandel mitmachen. Wer das nicht macht geht unter. Die Autohersteller müssen künftig nämlich nicht nur Autos bauen, sondern auch die autonomen Taxiflotten betreiben um ihr Geld zu verdienen. Dazu gehören auch Ladestationen, an denen die Fahrzeuge auch gereinigt werden. Für Langstreckenfahrten wäre es machbar, dass man an Rastplätzen einfach das Fahrzeug wechselt, statt den Ladevorgang abzuwarten.

      Natürlich wird es hier von allen Seiten Widerstand geben, nicht nur Zustimmung. Aber hier wäre tatsächlich der Gesetzgeber gefragt. Allgemeininteresse, und dazu gehört eine gesicherte Zukunft, hat gegenüber Einzelinteressen Vorrang. Der Besitz und Unterhalt eines eigenen Autos müsste derart verteuert werden, dass es immer weniger rentabel, und später auch im Prinzip gar nicht mehr finanzierbar wäre. Natürlich wären auch Szenarien denkbar, die Ausnahmen rechtfertigen. Aber das wäre überschaubar wenig.

  2. Welche Größenordnung an individueller Stromeinsparung würde eigentlich der Totalverzicht auf Internet und Computer (einschließlich Mobiltelefonie) bewirken? Nicht, dass ich persönlich so leben wollte, aber es ist in den letzten Monaten viel die Rede gewesen vom „Klimakiller Internet“, das angeblich oder tatsächlich mittlerweile 6 % der weltweit erzeugten elektrischen Energie für sich beansprucht…

  3. Guter Beitrag.

    Zum Strom möchte ich noch sagen, dass der einsparte, oder zusätzlich verbrauchte, Strom üblicherweise eine andere Zusammensetzung hat, als der Strommix. Kern-, Laufwasser-, Wind- oder Solarkraftwerke arbeiten normalerweise am Maximum und werden kaum Verbrauchschwankungen angepasst. Bei Speicherwasserkraftwerken wird die Erzeugung nur verschoben.

    Daher kommt nahezu der gesamte Strom, der einspart, oder zusätzlich verbraucht wird, aus fossilen Kraftwerken. Zumindest in Deutschland bei ca. 60% Kohle und 40% Erdgas, abweichend vom Strommix.

    Aber auch bei der Schweiz vermute ich, dass kaum Kern- oder Wasserkraftwerke (außer der Verschiebung des Zeitpunkts) weniger oder mehr Strom produzieren wenn sich der Verbrauch ändert, sondern, dass sich der Nettoexport ändert.

    Daher liegt (für Deutschland) bei einem Mix von ca. 350 g CO2/kWh der Unterschied trotzdem bei ca. 700 g CO2 für jede eingesparte oder zusätzlich verbrauchte Kilowattstunde, zumindest, solange noch Kohlekraftwerke am Netz sind, die sich dem Verbrauch anpassen.

    Daher ist die Einsparung von Strom durch sparsame Geräte (wie z.B. LED-Lampen) durchaus noch sinnvoller, das es zunächst scheint, zumal
    damit meist auch die Kostenreduktion des Stromverbrauches erheblich ist und es sich auch finanziell lohnt.

    Eine weitere Möglichkeit ist die Produktion von eigenem Strom, entweder aus einer Photovoltaikanlage auf dem Dach oder durch Beteiligung an Bürger-Wind- oder -Solarkraftwerken.

    • Es gibt in der Schweiz auch Pumpspeicherseen, bei denen Wasser für späteren Gebrauch hochgepumpt wird. In den meisten Fällen wird aber tatsächlich der Zeitpunkt der Stromerzeugung verschoben, aber das gibt einem ja bereits eine beträchtliche Flexibilität (zumindest so lange der See gefüllt ist).

      Eine 100 W Glühbirne, die täglich 2 Stunden brennt, verbraucht im Jahr 73 kWh. Bei reinem Kohlestrom (1000 g/kWh) entspricht das also einer Freisetzung von 73 kg CO2. Ersetzt man sie jetzt mit einer LED-Lampe, spart man rund 66 kg CO2 pro Jahr ein (0.066 Tonnen), in einem 4-Personen-Haushalt wären es dann nur 15.5 kg oder 0.0155 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr. Es ist nicht nichts, aber man sollte diesen kleinen ökologischen Fortschritt dann besser nicht mit Ferien auf den Malediven feiern…

      Aber ja, die Produktion von eigenem Strom – sei es auf dem Haus selbst oder bei einer Kollektive – ist eine gute Möglichkeit, Punkt 3 zu erfüllen.

      • Die relative Einsparung ist allerdings groß, eine LED-Lampe mit 800 Lumen, die eine 60 W Glühlampe ersetzt, verbraucht nur 7-10 Watt, je nach Modell. Eine Einsparung von etwa 88% Strom im Falle des 7 Watt Modells. Und wenn es nicht nur eine Lampe ist, sondern alle, macht das schon etwas aus.

        Der entscheidende Punkt ist, dass es sich finanziell lohnt.

        Manche Menschen glauben fälschlich LED-Lampen seien teuer, aber der Kaufpreis wird durch die längere Lebensdauer (Hersteller: 15000h oder mehr) und vor allem durch den geringeren Stromverbrauch in kurzer Zeit wieder hereingeholt, denn selbst bei LED-Lampen sind 85% der Kosten die Stromkosten.

        Eine LED-Lampe kostete etwa 5 Euro, um eine 60 W Glühlampe zu ersetzen, oder 8 bis 10 Euro um eine 100 W Glühlampe zu ersetzen. Zumindest damals, als ich sie vor 3 bis 4 Jahren kaufte, seit dem war noch keine zu ersetzen.

        Bei uns kostet eine kWh 26,5 Cent. Wie ist das bei Dir in der Schweiz?

        Dein Beispiel mit der 100 W Glühlampe bei 2 h pro Tag würde pro Jahr 73 kWh verbrauchen, das kostet allein über 19 Euro.
        Eine LED-Lampe würde nur 8 bis 10 kWh im Jahr verbrauchen, das sind etwa 2 bis 2,5 Euro im Jahr.

        Das liegt nicht nur am Strompreis. Selbst wenn der Strom nur ein Cent pro kWh kostete und die Glühlampen umsonst wären, wäre der Kauf einer LED-Lampe noch billiger.

        Wir haben durch den konsequenten Einsatz von stromsparenden Geräten unseren, schon vorher niedrigen, Stromverbrauch um 30% gesenkt, hauptsächlich durch folgende Maßnahmen:
        Nur noch LED-Lampen,
        Laptop (25 W) statt PC (200 W mit Monitor) benutzen,
        sowie sehr sparsame Kühlgeräte.
        Außerdem natürlich Geräte nicht unbenutzt laufen lassen und vom Netz trennen.

        Jetzt ist der Stromverbrauch des Haushalts von 1850 kWh auf 1300 kWh im Jahr gesunken. Das ist eine Einsparung von 146 Euro im Jahr an Stromkosten.

        Wie ist bei Dir im Vergleich der Stromverbrauch?

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