Fein abgestimmt

Wären einige Naturgesetze und -konstanten nur ein klein wenig anders, gäbe es uns Menschen nicht. Es scheint so, als sei das Universum perfekt für das Auftreten von Leben, wie wir es kennen, entworfen worden. Doch ist das wirklich so?

Das Universum, in dem wir wohnen, lässt sich heute durch ein paar wenige Naturgesetze erklären – zumindest zu einem gewissen Teil, denn wie alle wissen, die sich gelegentlich mit solchen Themen befassen, gibt es da auch grosse „dunkle“ Flecken auf der Landkarte unseres kosmologischen Wissens. Doch darum geht es hier nicht: Schon der „helle“ Bereich der Landkarte ist, wie man immer wieder liest, „erstaunlich“ lebensfreundlich. Wäre die Gravitation etwas stärker, würden die Sterne ihren Brennstoff viel zu schnell verbrennen – es könnten sich keine Zivilisationen bilden. Wäre die Gravitation aber schwächer, hätten sich vielleicht Galaxien – und damit Sterne und Planeten – nie gebildet. Hätte der Raum mehr als 3 Dimensionen, gäbe es keine stabilen Planetenbahnen. Wäre die mysteriöse Dunkle Energie, die das Universum beschleunigt expandieren lässt, auch nur ein kleines bisschen stärker, wäre das Universum inzwischen längst auseinandergeflogen – wäre sie schwächer, wäre es mittlerweile wieder in sich zusammengefallen. Wären Kernkräfte (im Inneren von Atomen) etwas stärker oder schwächer, es gäbe keine stabilen Atome. Wenn der Atomkern von Kohlenstoff-12 nicht diesen einen, „aktivierten“ Energiezustand genau der richtigen Intensität hätte, es gäbe keine Elemente schwerer als Bor im Universum – doch ohne Kohlenstoff gibt es auch kein Leben, wie wir es kennen. Und so weiter. Woher kommt das?

Üblicherweise gibt es – wenn man nicht einen extremen Zufall bemühen will – darauf drei Antworten.

1) Entweder, es gibt eine „Weltformel“ hinter all dem, die zeigt, dass die Welt eben nur genau so und nicht anders sein kann. „Hatte Gott bei der Erschaffung der Welt eine Wahl?“ fragte Einstein einmal – die Antwort wäre in diesem Fall: nein. Es gibt nur diese Welt, mit diesen Eigenschaften, oder dann keine. Da wir nun mal da sind, bewohnen wir die einzige mögliche Welt.

2) Zweite Möglichkeit, irgend ein „Schöpfer“ ausserhalb des Universum hat es genauso eingerichtet, dass Leben entstehen kann – zum Beispiel eine fortschrittliche ausserirdische Zivilisation, die in der Lage ist, ganze Universen auf Computern zu simulieren, um – zum Beispiel – die Entwicklung von Leben und Intelligenz zu verstehen. Oder Allah. Oder Vishnu. Wer weiss.

3) Die dritte und letzte Alternative geht dahin, dass es eben nicht nur „unser“ Universum, sondern eine Vielzahl von Welten gibt, ein Multiversum, in dem alle möglichen Kombinationen von Naturgesetzen und -konstanten vorkommen. Wir Menschen bewohnen dann „natürlich“ eine bewohnbare Ecke dieses Multiversums, denn nur da konnten wir uns entwickeln, diese Ecke des Multiversums beobachten und uns über ihre Lebensfreundlichkeit wundern… Dies wird auch das anthropische Prinzip genannt: Die einfache, einleuchtende Erkenntnis, dass wir selbstverständlich nur ein Universum beobachten können, in dem wir uns auch entwickeln konnten. Da weder das anthropische Prinzip, noch das Multiversum einfach test- und/oder falsifizierbar sind, haben viele Wissenschaftler Mühe damit.

Es gibt aber auch noch eine vierte Möglichkeit. Man könnte sich nämlich auch einfach vorstellen, dass jedes Universum die Beobachter hat, die zu seinen Naturgesetzen und -konstanten passen. Weil unser Universum so ist und nicht anders, beobachten wir es als Kohlenstoff- und Wasser-basierte Oberflächenbewohner eines Planeten. Wäre das Universum anders, wären auch seine typischen Beobachter anders. Vermutlich würden sie nicht nur in einer anderen Umgebung, sondern auch in einer anderen Zeit nach dem Urknall leben. Diese charakteristische Zeit wäre dann eine Funktion der vorherrschenden Naturgesetze und -konstanten.

Wir stören uns in der Regel nicht am Ausdruck „Leben, wie wir es kennen“, weil es, zumindest wenn es um die Suche nach Ausserirdischem Leben geht, vernünftig ist, erst mal dort zu suchen, wo Leben, „wie wir es kennen“, existieren könnte. In der Frage der Beobachter ist die Beschränkung darauf aber irreführend: wir tun dann nämlich so, als ob das Universum ohne Beobachter geblieben wäre, wenn die Naturgesetze und -konstanten derart anders gewesen wären, so dass [b]wir[/b] nicht hätten entstehen können. Das ist jedoch keineswegs sicher. Es könnte nämlich sein, dass auch in einem leicht anderen Universum sehr wohl Beobachter entstehen, bloss dauert es, je nach dem, viel länger oder viel kürzer als unsere eigene Entstehung gedauert hat.

Nehmen wir zum Beispiel den eingangs erwähnten Fall, in dem die Dunkle Energie ein kleines Bisschen grösser ist. Es würden sich dann zwar keine Sterne und Planeten bilden – aber mit einiger Sicherheit würden sich, in ganz anderen Zeiträumen, ganz andere „Objekte“ bilden. Wir brauchen nicht gross zu spezifizieren, welcher Art diese Objekte genau sind – der Fantasie werden diesbezüglich nur von der Physik Grenzen gesetzt. Einige dieser Objekte werden dann, wenn man ihnen nur genug Zeit lässt, irgendwann Beobachter irgend einer Art hervorbringen. Selbst ein absolut leeres Universum, das ansonsten denselben Gesetzen gehorcht wie unser eigenes, bringt irgendwann Boltzmann-Gehirne hervor. Gewiss – einige denkbare Universen wären so beschaffen, dass sie nicht lange genug existieren, um Beobachter, geschwiege denn Boltzmann-Gehirne hervorzubringen. Aber diese Universen werden ohnehin nie beobachtet, über diese brauchen wir uns also keine Gedanken zu machen. Wir beobachten unser Universum, also gibt es zumindest ein beobachtbares Universum.

In diesem interessant geschriebenen und vielseitigen Buch wird die Idee mutlipler Paralelluniversen diskutiert – dabei kommt auch die Idee der Feinabstimmung und des anthropischen Prinzips zur Sprache.

Der springende Punkt ist: Alle Beobachter, egal, wie sie entstanden sind, würden sich darüber wundern, wie „fein abgestimmt“ doch das Universum sein musste, damit sie existieren können. Unsere gedachten Beobachter in der fernen Zukunft des nur-ein-kleines-Bisschen-stärkere-Dunkle-Energie-Universums würden sagen: „wäre die Dunkle Energie ein bisschen schwächer gewesen, wäre alle Materie zu nutzlosen Wasserstoff- und Gesteinsbällen verklumput, und die „Objekte“, und damit wir selbst, hätten sich niemals bilden können… Also ist das Universum auf unsere Entstehung abgestimmt!“ Und sie würden sich damit genauso irren wie wir, wenn wir denselben Schluss ziehen.

Es gibt kein ungeschriebenes kosmisches Gesetz, gemäss dem Beobachter typischerweise nach 14 Milliarden Jahren auftreten müssen. Diese Zeit ist absolut willkürlich. Eine Milliardstelsekunde nach dem Urknall ist – wenn die Naturgesetze und -konstanten entsprechend gelagert sind – keine zwingend unwahrscheinliche Zeit für Beobachter. Für Menschen, ja. Aber nicht grundsätzlich für denkbare fremde Arten von Beobachtern. Für die Milliardstelsekunden-Beobachter wäre jedes Universum, in dem intelligente Beobachter nicht innerhalb von Milliardstelsekunden entstehen, lebensfeindlich (oder beobachterfeindlich) – sie können sich nicht vorstellen, dass in unserem Universum nach vollen 14 Milliarden Jahren plötzlich Beobachter auftauchen, die ihnen völlig fremdartig sind (womit unsere charakteristische Entstehungs-Zeit rund 20 Zehnerpotenzen grösser ist als ihre – übertragen auf uns entspricht das einer Entstehung 100 Quadrilliarden Jahre nach dem Urknall). Fazit: Jedes Universum hat die Beobachter, die es „verdient“ – und diese werden dann natürlich kritisch durch einige wenige Parameter ihres Universums definiert.

21 Kommentare

  1. Eine Definition der Feinabstimmung, von Konstanten und Naturgesetzen, kann nur unvollständig sein. Ein intelligenter Beobachter hätte auch zu einem früheren Zeitpunkt aus einer anderen Verzweigung der Evolution entstehen können. Bekannt ist nur die Existenz des ausgestorbenen Homo neanderthalensis. In diesem Sinne sind wir, vergleichbar mit einen Bolzmann Gehirn, unvermittelt im Universum aufgeploppt.

  2. nachtrag zum vorhergehenden beitrag: ein boltzmann gehirn das die welt fantasiert bewusst oder unbewusst = Gott. Egal wie man es betrachtet. Das Boltzmann gehirn waehre wahrlich das alpha und omega es waere alles und nichts. was um das boltzmann gehirn herum existiert hat keinerlei bedeutung da es weder vom gehirn noch der phantasie wahrgenommen werden kann.

  3. @Beobachter

    Ich habe das beispiel nur gewaehlt um zu zeigen das ein boltzmann bewusstsein zu anderen schluessen bezueglich des feintunings kommen sollte.

    Bewusstsein anstelle von gehirn da ein gehirn wohl zu schnell veraenden wurde im luftleeren raum nahe dem absoluten nullpunkt zudem eine hirn struktur ist wohl nur bei uns aehnlichen physikalischen konstanten moeglich und bewusstsein waere wohl in verschiedenen formen bei verschiedenen naturgesetzen moeglich. deswegen fand ich den begfiff hirn nicht ganz zutreffend um es in meinem beispiel zu verwenden.

    Das mit dem phantasieren ist so ne sache es sei denn wir sprechen von einem boltzmann gott anstelle eines gehirns. Eine konstant ablaufende phantasie einer gigantischen welt die sich nie einen ausrutscher erlaubt hat in meinem fall, ist eine leistung die ich einem gott zusprechen wuerde der alles erschaffen hat.

    Wenn ich ein boltzmann gehirn waere das alles phantasiert bin ich gott der alles relevante erschaffen hat. Das konzept das eine komplexe struktur entstehen kann auf lange zeit gesehen ist halbwegs einleuchtend aus der sicht der vorherschenden physikalischen gesetzte das mit dem phantasieren einer welt hingegen nicht. da es enorme kapazitaeten und verarbeitungsgeschwindigkeiten vorraussetzt das zu tun. muesste so ein boltzmann gehirn einem gigantischen quantencomputer aehneln das mit irgendwelchen datensaetzen entstanden ist. ohne daten keine phantasie.

  4. @Bynaus:
    Deine \“Erklärung\“ Nr. 1 ist dann, und wirklich nur dann, irgendeine Erklärung, wenn du die Notwendigkeit eines Beobachters plausibilisieren kannst. Sonst bleibt das Argument bei der Feststellung, dass unter einem (physikalischen) Möglichkeitsbegriff kein anderes Universum als das, was wir bewohnen, entstehen hätte können.
    Das beweist aber hinsichtlich des Lebens gar nichts.

    In Übrigen frage ich mich, in wie weit man das Konzept des Zufalls auf /diese/ Frage anwenden kann.

  5. Wenn wir den Homo sapiens als intelligenten Beobachter einstufen, so hat seine Entwicklung rund 200 000 Jahre benötigt. Im Vergleich zum Alter des Universums, wurde dieser intelligente Beobachter in relativ kurzer Zeit hervorgebracht. Spuren von Beobachtern, welche zu einem früheren Zeitpunkt auf der Erde gelebt haben, sind nicht vorhanden.

  6. @ Bynaus: Dann sind wir uns ja einigermaßen einig 🙂

    @ unbekannter:
    Das mit dem Herrn Bolzmann ist so eine Sache. Wer oder was soll so ein Bolzmann Bewusstsein sein und was soll es beobachten ?
    Genau genommen ist das ganze Universum so ein Bolzmann Konstrukt, das einfach nur deshalb in die Existenz poppte weil es möglich war, und dass sich nun selbst beobachtet.

    Es wäre auch denkbar das du selbst so ein Bolzmann Gehirn bist, das aber nur halluziniert und garnichts beobachtet. Und ich, und die Welt um dich herum existieren garnicht. Und all diese Überlegungen sind Bullshit. Wie willst du das jemals herausfinden ? Aber das ist wieder eine ganz andere Frage 😉 Und hilft auch nicht weiter….

  7. Eine Anmerkung zum anthropischen Prinzip.

    Der amerikanische Philosoph Daniel Dennett glaubt einen simplen Denkfehler darin entdeckt zu haben. Er schreibt dazu:

    „In seiner schwachen Form ist es eine schlüssige, harmlose und zuweilen nützliche Anwendung der elementaren Logik: wenn x die notwendige Bedingung für die Existenz von y ist und y existiert, dann existiert x. Wenn Bewußtsein von komplexen physikalischen Strukturen abhängt und komplexe Strukturen von großen Molekülen abhängen, die aus Elementen zusammengesetzt sind, die schwerer als Wasserstoff und Helium sind, dann, da wir bewußt sind, muß die Welt solche Elemente enthalten.

    Doch beachten sie, daß es im letzten Satz einen unsicheren Kantonisten gibt: das Wort „muß“. Ich bin der geläufigen Praxis der gewöhnlichen englischen Sprache gefolgt, indem ich eine Notwendigkeitsbehauptung technisch inkorrekt ausdrückte. Wie jeder Student in Logikvorlesungen schnell lernt, hätte ich eigentlich folgendes schreiben müssen:

    Es muß der Fall sein, daß: falls Bewußtsein…abhängt, dann, da wir bewußt sind, ENTHÄLT die Welt solche Elemente.

    Der gültige Schluß ist nur, daß die Welt solche Elemente ENTHÄLT, nicht, daß sie solche Elemente enthalten MUSS. Sie MUSS solche Elemente enthalten, DAMIT WIR EXISTIEREN, das können wir einräumen, aber sie hätte solche Elemente nicht enthalten können, und wenn das der Fall gewesen wäre, wären wir nicht hier und würden uns nicht darüber wundern. So einfach ist das.

    Manche Versuche, eine „starke Form“ des anthropischen Prinzips zu definieren und zu verteidigen sind darauf aus, den Platz des „muß“ nicht als kausale Erklärung, sondern als einen Schluß über die Art und Weise, wie das Weltall notwendig beschaffen ist, zu rechtfertigen. Ich geben zu, daß es für mich schwer ist zu glauben, daß so viel Verwirrung und Kontroversen durch einen einfachen logischen Fehler verursacht wurden, es ist aber offenkundig, daß das oft der Fall ist, und nicht nur bei den Diskussionen des anthropischen Prinzips…

    All diejenigen, die an eine der vorgeschlagenen Versionen des starken anthropischen Prinzips glauben, meinen etwas Wunderbares und Überraschendes aus der Tatsache ableiten zu können, daß wir bewußte Beobachter hier sind – zum Beispiel, daß das Universum in gewisser Weise für UNS existiert oder möglicherweise daß wir existieren, SO DASS das Universum als Ganzes existieren kann oder sogar daß Gott das Universum so erschaffen hat, daß wir möglich werden. In dieser Form sind diese Argumente eine Neuauflage des Design-Arguments (Uhrmacher-Analogie) von William Paley…“

    (Darwin‘s Dangerous Idea, S 165 f.)

    Ein Buch von John D. Barrow über die Naturgesetze und Konstanten, mit dem ich eigentlich nicht übereinstimme, dennoch lesenswert:

    Das 1×1 des Universums: Neue Erkenntnisse über die Naturkonstanten

    (www.amazon.de/Das-1×1-Universums-Erkenntnisse-Naturkonstanten/dp/349962060X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1305536170&sr=1-1-catcorr)

  8. @Der Beobachter: Das stimmt natürlich. Aber WENN der Lottospieler gewonnen hat, müssen seine Zahlen gezogen worden sein – er ist zwar nicht die Ursache der Ziehung genau dieser Zahlen, aber das ist die Vorbedingung für SEINEN Lottogewinn. Er würde aber einen Denkfehler begehen, wenn er denken würde, dass das Lotto von niemandem hätte gewonnen werden können, wenn nicht von ihm.

    @Unbekannter Gast: Das stimmt wohl, ein Boltzmann-Gehirn könnte auch zu ganz anderen – falschen – Schlüssen kommen. Ich wollte damit aber eigentlich nur sagen, dass selbst wenn alles andere scheitert, irgendwann in der extremsten Zukunft das Universum trotzdem noch beobachtet wird, nämlich von Boltzmann-Gehirnen.

  9. Ein boltzmann bewusstsein wuerde wohl zu anderen schluessen kommen zb. dass fuer seine existenz weniger feintuning von noeten ist da es in jedem universum das bewusstsein prinzipiell erlaubt und der quantenmechanik folgt auftaucht wenn es lange genug da ist sogar ueber eine breitere bandbreite von moeglichen werten fuer physikalische kraefte.

    wobei fuer ein boltzmann bewusstsein das frisch in die welt ploppt kausalitaet wohl erstmal ein schwer zu verstehender begriff ist und es vermutlich an gott glaubt bzw den teufel der es dazu verdammt hat im nichts zu existieren es sei den es hatte unglaubliches glueck und ploppte mit verschieden dingen zum selben zeitpunkt ins leben.

  10. Du häst recht dass es eine Vielzahl an beobachtbaren Abstimmungen gibt. Das \“fein\“ bezieht sich nur auf den Beobachter, nicht auf die beobachtbarkeit.
    Aber um bei deinem Beispiel zu bleiben, die Tatsache dass der lottospieler gewonnen hat, ist in keinster weise ursächlich dafür dass diese zahlen gezogen wurden.
    Es sind auch universen denkbar, die beobachtbar wären, aber dennoch keine Beobachter haben. Es gibt hier keine zwangsläufigkeit.
    Das einzig zwangsläufige ist das ein Beobachter ein zu ihm passendes Universum beobachten muss. Dieser umstand macht ihn aber nicht zur Ursache der beobachteten Konfiguration.

  11. Wir beobachten unser Universum, also gibt es zumindest ein beobachtbares Universum.
    Wir, als Beobachter, erfassen und verstehen lediglich einen Bruchteil des Universums. Unser Wissen über das Universum kann nicht vollständig sein. Welche Bedingungen müssen existieren und zusammentreffen, um intelligente Beobachter hervorzubringen?
    Die zweite Möglichkeit ist denkbar. Das \“Universum\“, hervorgerufen durch einen \“Schöpfer\“, beobachtet uns.

  12. \“Die Beobachtbarkeit ist die Folge der Feinabstimmung.\“

    Eben nicht. Es gibt unzählige, jeweils verschiedene denkbare Universen, die Beobachter hervorbringen können. Die meisten solchen Beobachter wären uns völlig fremdartig. Die \“Beobachtbarkeit\“ des Universums selbst erfordert damit keine besondere Feinabstimmung. Die Beobachtbarkeit durch einen bestimmten TYP von Beobachtern (z.B. Kohlenstoff- und Wasser-basierte Planetenoberflächenbewohner) erfordert Feinabstimmung, damit dieser eine Typ entsteht. Aber es gibt unzählige Typen, deshalb ist die Beobachtbarkeit als ganzes nicht gefährdet.

    Wer im Lotto gewinnt, wundert sich auch nicht darüber, dass er ausgerechnet die richtigen Zahlen getippt hat: es ist die Vorbedingung seines Lottogewinns. Wären andere Zahlen gezogen worden, hätte ein anderer gewonnen, der sich dann seinerseits (nicht) darüber wundern darf, dass er ausgerechnet die richtigen Zahlen getippt hat. Dass jedoch überhaupt jemand im Lotto gewinnt (=Beobachtbarkeit), erfordert aber wegen der grossen Zahl an Teilnehmern keine besondere \“Feinabstimmung\“.

  13. Vorsicht !
    \“Die Feinabstimmung ist die Folge der Beobachtbarkeit.\“

    Sicher nicht ! Das würde ja bedeuten WIR sind die Ursache für die Beschaffenheit des Universums.
    Die Kausalkette ist aber wohl eher umgekehrt.
    Die Beobachtbarkeit ist die Folge der Feinabstimmung.

    Das ändert aber nichts an der Einsicht das Feinabstimmung eine Voraussetzung für Beobachtbarkeit ist, und jeder Beobachter die zum in passende Feinabstimmung zu erwarten hat.
    Es ändert auch nichts an der Einsicht das wir nur genau jenes Universum beobachten können das wir sehen. Das ist zwingend so !! Es hat überhaupt keinen Sinn sich darüber zu wunder, oder zu fragen warum das so ist. es geht garnicht anders.

    Und da ist auch kein Kreisschluß dabei.

    Könnte das Universum auch anders sein ? Vielleicht.
    Werden wir das jemals wissen können ? Nein !

    Mit der Zeit hat das herzlich wenig zu tun.
    Aber ganz nebenbei. Ob die Zeit und ( und auch Raum ) tatsächlich unendlich ist, oder nicht. Und ob sie nicht vielleicht sogar unterschiedlich skaliert. Und was eigentlich paradoxer ist 😉 wir zur zeit in Kosmologenkreisen heftig diskutiert. Ich bin ja eher auf der der der endlichen bzw. zyklischen angesiedelt.
    Das ist aber eine ganz andere Geschichte 🙂

  14. Beobachtbar ist nur, was Beobachter hervor bringt. Wäre das Universum nicht beobachtbar – niemand wüsste es. Wir beobachten ein Universum, also gehört unseres zu den Beobachtbaren. Aber unser Universumun würde nicht plötzlich unbeobachtbar, wenn die Feinabstimmung auch nur ein klein wenig anders wäre. Die Feinabstimmung ist die Folge der Beobachtbarkeit. Jeder Beobachter sollte Feinabstimmung erwarten.

    Mit anderen Worten: Feinabstimmung ist keine Eigenschaft des Universums, sondern des Beobachters.

    \“Und versuch doch einfach mal, bis unendlich zu zählen;-).\“

    Das kann ich nicht. Ich lebe nur endlich lange, und ich kann nur endlich viele Zahlen pro Zeiteinheit aufzählen. Aber das sagt doch überhaupt nichts darüber aus, ob ein unendlich altes Universum nicht möglich ist. Ich bin nicht der Massstab, an dem sich das Universum zu messen hat.

  15. Naja, in einer Weise ist die Menschheit doch ein Glückstreffer.\“Gewiss – einige denkbare Universen wären so beschaffen, dass sie nicht lange genug existieren, um Beobachter, geschwiege denn Boltzmann-Gehirne hervorzubringen. Aber diese Universen werden ohnehin nie beobachtet, über diese brauchen wir uns also keine Gedanken zu machen. Wir beobachten unser Universum, also gibt es zumindest ein beobachtbares Universum.\“
    Du kannst nicht einfach Universen, die kein Bewusstsein haben,
    vernachlässigen.
    Dann sagst du:\“Das Universum ist so, dass wir es beobachten können, weil wir es beobachten können.\“
    Das führt im Kreis herum.

    Es gibt weitere Möglichkeiten, in denen kein Leben möglich ist, zum Beispiel ein eindimensonales Universum oder eins in dem nur abstoßende Kräfte wirken.

    Und versuch doch einfach mal, bis unendlich zu zählen;-).

  16. @Der Beobachter: Mein Ansatz zur Antwort auf die Frage der \“Feinabstimmung\“ bedient sich natürlich des anthropischen Prinzips. Ich nutze es, um zu sagen: alle Beobachter, egal welcher Art, werden sich (zunächst) über die Feinabstimmung ihres Universums wundern. Wenn unser Universum anders wäre, wären auch die Beobachter anders, aber sie wären ihrerseits nicht weniger von \“Feinabstimmung\“ betroffen als wir. Was nichts anderes heisst als: jeder Beobachter sollte Feinabstimmung erwarten – statt sich darüber zu wundern.

    @Heraklit: Wir sind die Beobachter, die das Universum so, wie wir es kennen, hervorbringen konnte. Insofern sind wir nicht unwahrscheinlich. Einzig in einem Multiversum müsste die von dir erwähnte Überlegung zum Tragen kommen. Aber natürlich ist klar, dass jeder noch so unwahrscheinliche Weg begangen wird. Die so \“berechnete\“ Chance, der Autor von final-frontier.ch zu sein, ist 1:7 Mrd – das heisst aber nicht, dass ich diese Rolle nicht einnehmen kann.

    \“Wenn es die Welt schon immer gab,wie kann eine unendliche Zeitspanne vergangen sein?\“

    Warum soll das nicht möglich sein? Und was hat es mit der Weltformel zu tun?

    \“Sie verstößt also entweder gegen den Erhaltungssatz\“

    Welchen Erhaltungssatz? Die Energieerhaltung? Der Energieinhalt des Universums insgesamt ist Null.

    @Daniel: Der Urknall ist eine ausserordentlich erfolgreiche Erklärung zur Entstehung unseres Universums. Niemand behauptet, wir hätten alle Aspekte davon verstanden – aber niemand, der mit den Fakten vertraut ist, kann gut begründet behaupten, er hätte nicht stattgefunden.

  17. Ein paar wenige Naturgesetze können wir formulieren. Mehr aber auch nicht. Ich denke an dieser Stelle an offene Fragen über Gravitation, Struktur der Zeit, oder Kernkraft. Aus diesem Grunde ist eine mögliche Erklärung, zur Entstehung des Universums, nur Spekulation.

  18. Wenn man annimmt, dass das Universum unendlich Großes und Kleines beinhaltet, ist immer Komplexität möglich:
    Wäre der Sauerstoff gewöhnlich im Triplett-Zustand, würden wir augenblicklich verbrennen, aber das Äquivalent von uns
    gäbe es vielleicht aus Teilchen kleiner als Quarks oder größer als das beobachtbare Universum.
    Ich finde solche Überlegungen ziemlich hilflos,
    denn nimmt man an das die Beobachter sich dem Universum in dem sie leben anpassen, stellt sich die Frage warum eine
    aus unendlich vielen Populationen sich als \“Wir\“ wahrnimmt.

    Unsere Existenz an sich ist der Gipfel der Unwahrscheinlichkeit.

    Eine Weltformel ist eigentlich unmöglich:

    Wenn es die Welt schon immer gab,wie kann eine unendliche Zeitspanne vergangen sein?
    Oder wenn sie einen Anfang hatte, wie kann sie aus Nichts hervorgegangen sein?
    Sie verstößt also entweder gegen den Erhaltungssatz oder gegen einfache Mathematik.
    Auch ein Schöpfer ist ein Postulat und keine Erklärung,
    er muss irgendwo her kommen.

    Diesem Paradoxon wird man sich nie annähern können,
    außer vielleicht man akzeptiert die Bewegung und Veränderung
    als natürlichen Zustand aller Dinge, und die Ruhe als erklärungswürdigen Zustand, wie in der Newtonschen Mechanik
    und wie es Ernst Peter Fischer in seinem lesenswerten Buch:
    \“ Die andere Bildung- Was man von den Naturwissenschaften wissen sollte\“ empfiehlt.

  19. Die 4. Möglichkeit ist für mich am plausibelsten. Der Kosmos ist auch ein evolviertes System. Evolution gaukelt ja öfters ein dahinterstehendes Design oder eine Zielegerichtetheit (doofes Wort) vor.

    Können wir uns ein Universum mit geringerer/größerer Schwerkraft etc. überhaupt vorstellen? Wird es eines Tages (oder gibt es schon?) Rechenkapazitäten geben um solche Universen zu simulieren?

    Die 2. Möglichkeit kann gut für ein neo-geozentrisches Weltbild verwendet werden: Das Universum ist gerade so konstruiert um auf diesem einen Planeten (intelligentes) Leben hervorzubringen. Neben den Naturkonstanten kann man hier die Erdgröße, -Abstand, -Dichte, Mondmasse, 24h-Tag, richtige Wasser/Landmassenverteilung, stabile Athmosphäre, stabiles Sonnensystem ohne größere Katastrophen etc. anführen.

    Lässt es sich nicht aus der bisherigen Erkenntnis über den Kosmos trendmäßig erkennen, dass zielgerichtetes Design bisher immer nur Illusion eines dahinter stehenden evolutionären Prozesses war?

  20. Ich verstehe den Unterschied zwischen deinen Ausführungen und dem anthropischen Prinzip nicht.

    Das anthropische Prinzip sagt doch aus dass wir natürlich nur ein Universum beobachten können in dem wir auch existieren können. Ob dieses Universum das einzige, oder teil eines Multiversums ist, darüber sagt es nichts aus. Es verbietet auch keine anderen Beobachter, auch nicht zu einer anderen Zeit. Es sagt uns nur, dass wir uns nicht wundern sollten uns in einer Welt wiederzufinden die zu unserer Existenz geführt hat, bzw. dass die Frage nach dem Warum dieses Umstands keinen Sinn ergibt.
    Ich kann also keinen unterschied erkennen.
    Oder hab ich da was falsch verstanden ?

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