Warum China scheitern wird

China, hört man immer wieder, wird schon bald die USA an der Spitze der Welt ablösen. Aber das ist aus einer ganzen Reihe von Gründen unwahrscheinlich.

Man darf sich keinerlei Illusionen hingeben: China war Jahrhunderte, ja sogar Jahrtausende lang die Weltmacht des Planeten. China hatte schon Städte, komplett mit Abwassersystemen, Geld, Gesetzen und Bürokraten, als sich in Europa die Barbaren noch gegenseitig die Köpfe einschlugen. China baute, knapp ein Jahrhundert bevor die Europäer ihre ersten ozeantauglichen Nussschalen nach Amerika schickten, gewaltige Schatzflotten aus 300 m langen Schiffen, die im ganzen ostasiatischen Raum Handel trieben, Tributzahlungen einfuhren und bis nach Ostafrika und Australien (oder sogar Amerika, wie von einigen behauptet?) vordrangen.

China kennt aber auch nur zwei politische Zustände: Kaiserreich oder Königreiche. In seiner langen Geschichte hat China den Zyklus, beginnend mit zersplitterten, sich bekämpfenden regionalen Königreichen, gefolgt von Eroberungskriegen, Bündnissen bis schliesslich hin zum Aufstieg eines grossen Kaiserreiches, das sich zunächst die meisten kleinen Reiche einverleibt, aber nach einiger Zeit wieder zerbricht, unzählige Male durchlaufen. Zurzeit befindet es sich in der Kaiserreich-Phase, hat bis auf Taiwan alle historischen Gebiete unter Kontrolle und kontrolliert sogar Regionen darüber hinaus: nie in seiner Geschichte gebot Peking über ein grösseres Gebiet als heute.

„Als China die Welt entdeckte“ ist ein Buch von Gavin Meinzies, in dem er die These aufstellt, China habe mit den Schatzflottenschiffen praktisch die ganze Welt befahren. Während ich ihm nicht alle Reisen, die er in diesem Buch belegen will, abkaufe, halte ich es für nicht ganz ausgeschlossen, dass einige chinesische Schiffe den amerikanischen Kontinent vor den Europäern erreicht haben. Mit diesem Vorbehalt ist das Buch durchaus interessant und unterhaltsam.

China war lange die Weltmacht Nummer Eins, weil es schon immer eine grosse Bevölkerung hatte, die in einem fruchtbaren und geografisch zusammenhängenden, aber relativ kleinen Raum lebten (nur die Pazifikküste Chinas ist wirklich fruchtbar – die Mehrheit seiner heute 1.3 Mrd Einwohner leben dort). Dies ermöglichte, ja erzwang die Entwicklung von Technologie und Bürokratie, die das Zusammenleben von so vielen Menschen auf so kleinem Raum ermöglichte. Eine ähnliche Entwicklung war im Norden Indiens, im Industal, im Niltal Ägyptens und in Mesopotamien dafür verantwortlich, dass sich dort die ersten Hochkulturen der Menschheit entwickelten.

Doch die Welt hat sich verändert. Heute braucht es mehr, um zur Weltmacht zu werden. Der Weltmachtstatus wird nicht mehr einfach durch schiere Bevölkerungsmassen erreicht – ansonsten müssten Staaten wie Pakistan, Indonesien, Nigeria und Bangladesh zu den Weltmächten gezählt werden. Der Weltmachtstatus heute hängt vor allem von der Wirtschaftskraft und dem Stand der Technologie ab, Bereiche, in denen die USA weltweit führend sind (und es auch noch lange bleiben werden). Nur wirtschaftsstarke, technisch hoch entwickelte Staaten können sich es leisten und anmassen, ihre Interessen weltweit zu verfolgen und zu verteidigen.

Wenn aber die Wirtschaftskraft ein wichtiger Faktor einer Weltmacht ist, sollte man sich die Maslowsche Bedürfnispyramide in Erinnerung rufen. In dieser Pyramide menschlicher Bedürfnisse befinden sich physische Bedürfnisse (Trinken, Essen, Schlaf…) zuunterst, gefolgt von Sicherheitsbedürfnissen (phyische Sicherheit, Ordnung, Recht…), sozialen Bedürfnissen (Liebe, Partnerschaft), gesellschaftlicher Anerkennung und schliesslich, an der Spitze, die Selbstverwirklichung. Wohlstand, eine Funktion der Wirtschaftskraft, gibt den Menschen die Fähigkeit, in der Bedürfnispyramide aufzusteigen: je höher oben sie sind, desto lauter werden die Forderungen nach Rede- und Gesinnungsfreiheit, nach klassischen freiheitlichen Werten werden. China hat sich in den letzten 30 Jahren von einem sozialistischen Planstaat in eine hyperkapitalistische Diktatur verwandelt. Das rasche Wirtschaftswachstum hat zu einem enormen wirtschaftlichen Gefälle zwischen den Küstenstädten und dem armen Hinterland geführt. In den Städten werden die Menschen wohlhabender und damit „westlicher“, wie oft gerne gesagt wird. Dabei geht nur allzu oft vergessen, dass der sogenannt „westliche“ Lebensstil nur eine Folge des westlichen Wohlstandes ist, und bisher (weltweit) nur westliche Märkte die Bedürfnisse befriedigen können, die eine Gesellschaft auf diesem Stand der wirtschaftlichen Entwicklung hat. Die jungen, vergleichsweise reichen Chinesen wollen keine Amerikaner oder Europäer sein – sie wollen nur leben wie diese. Zu diesem neuen, offenen Lebensstil gehört eben zum Beispiel auch die Redefreiheit. Je näher der chinesische Staat dem Weltmachtstatus kommt, je mehr Menschen er aus der Armut holt, desto mehr Menschen wird es geben, die angesichts ihres neugeschaffenen Wohlstandes in der Lage sein werden, über die Repressionen des chinesischen Staates nachzudenken.

In „die nächsten hundert Jahre“ vertritt der Stratfor-Gründer George Friedmann eine ganz ähnliche Auffassung über die Zukunft Chinas wie ich in diesem Artikel. Friedmann ist vielleicht der führende Experte auf dem Gebiet der Geostrategie. Nicht China, sondern Länder wie Japan, die Türkei und Polen sieht er für das 21. Jahrhundert zu regionalen Grossmächten aufsteigen. Klingt verrückt – ist aber gut begründet und liest sich spannend, und wer würde schon behaupten, dass sich die Geschichte des, sagen wir, 20. Jahrhunderts, wenn man sie schon zu dessen Beginn gekannt hätte, nicht auch verrückt angehöt hätte?

Auch die weltweite Führungsstellung in der Wissenschaft und Technologie-Entwicklung lässt sich in einem Staat, in dem sich die Menschen nicht frei und offen über ihre Gedanken austauschen können, nicht erreichen. Mit viel Geld lassen sich Labore nachbauen, Technologien kopieren und auch etwas erweitern – aber echte Innovation, echter Fortschritt über das Bestehende hinaus erfordert Menschen, die in der Lage sind, kritisch zu denken, Vorhandenes zu hinterfragen, Dinge zu tun, die niemand vorher ausprobiert hat. Ein Staat, der erfolgreiche Wissenschaftler und Ingenieure hervorbringen soll, wird nicht verhindern können, dass diese auch ebendiesen Staat selbst zu hinterfragen beginnen.

Letztlich bedeutet das, dass in der heutigen Welt nur eine freiheitliche Demokratie wirklich an die Spitze der Welt gelangen kann. Damit sind die USA, ein allenfalls vereintes Europa, sowie vielleicht noch Indien und Brasilien ausgezeichnet aufgestellt, ihren Weltmachtstatus auch für den Rest des Jahrhunderts zu erhalten oder gar noch auszubauen. Für China hingegen wäre der einzige Weg aus diesem Dilemma die Öffnung und Demokratisierung. Der Weg von der Diktatur zur stabilen Demokratie ist jedoch, gerade in einem so grossen und von sozialen Gefällen geprägten Land wie China, steinig und lang. Selbst wenn sich in der chinesischen Regierung der Gedanke der Öffnung und Demokratisierung vollständig durchgesetzt hätte, ist es gut möglich, dass China nach einer raschen Demokratisierung an den aufgebauten internen Spannungen, die sich dann plötzlich abbauen „dürften“, zerbrechen würde. Tut die Regierung jedoch nichts, werden die Spannungen spätestens dann drastisch zunehmen, wenn die Wirtschaftsentwicklung ins Stocken kommt, was früher oder später der Fall sein wird.

China hat zudem noch ein massives demografisches Problem: Die Ein-Kind-Politik. Wurde es früher vom Westen dafür gelobt (ohne jeden Hintergedanken?), hat es sich damit in Wahrheit eine äusserst gefährliche Hypothek eingehandelt: die massive Überalterung einer nicht wirklich wohlständigen Gesellschaft. Im künftigen China wird ein Arbeitnehmer nicht nur für seine Kinder sorgen müssen, sondern auch für seine zwei Eltern und vier Grosseltern. Die „4-2-1-Gesellschaft“, wie man das auch nennt, könnte zu einer massiven Verarmung von älteren Menschen, als auch der arbeitenden Generation führen. Integration von ausländischen Immigranten ist in China keine Option – ganz im Gegensatz zu den USA, wo dies zu den Grundpfeilern des amerikanischen Modells gehört. China macht auch die zunehmende Umweltverschmutzung zu schaffen. Nahrungsmittel müssen wegen fehlenden Anbauflächen ohnehin aus dem Ausland importiert werden, wie auch viele Rohstoffe.

All diese oben genanten Faktoren werden zusammen dazu führen, dass China innerhalb der nächsten 10, 20 Jahren sehr viel von seiner heutigen Attraktivität verlieren und schliesslich daran scheitern wird. Es gibt viele denkbare Ausgänge: von einer lockeren Allianz kleinerer chinesischer Staaten mit mehr oder weniger demokratischen Regierungen, aber ohne weltweite Ausstrahlung bis hin zu einem chaotischen „Failed State“, in dem sich Bürgerkriegsfraktionen mit Atomwaffen bekriegen, ist zurzeit noch alles denkbar.

Die USA sind in all diesen Bereichen deutlich besser aufgestellt als China. Mit Ausnahme des Erdöls sind sie in praktisch allen wichtigen Rohstoffen selbstversorgend, oder könnten es sein, wenn es sein müsste. Die USA exportieren noch immer Nahrungsmittel in alle Welt, und sie sind für eine Weltmacht noch immer erstaunlich dünn besiedelt, könnten daher noch über Jahrhunderte wachsen – bis zu einer Milliarde Menschen könnten problemlos in den USA leben (heute sind es etwas über 300 Millionen, obwohl die Landfläche mit jener Chinas vergleichbar ist, bei einem viel geringeren Wüsten- und Gebirgsanteil). Die Bevölkerungsstruktur ist gesund, im Gegensatz zu den europäischen Staaten bekommen Frauen in den USA immer noch etwas mehr als die 2.1 Kinder, die zur Ersetzung der lebenden Bevölkerung nötig wären. Und allen Unkenrufen und Problemen zum Trotz sind die USA immer noch einer der freiheitlichsten, offensten und demokratischsten Staaten weltweit.

Die Sache mit dem Frühchinesisch für die Kinder hat also durchaus noch etwas Zeit.

50 Kommentare

  1. Noch etwas, wenn ich es nicht schon gesagt habe:

    Die Aussicht auf Arbeit,Schlafen,Arbeit, bei Militärparaden jubeln, Arbeit und Tod ist extrem demotivierend.
    Einen Goddard oder Tesla bringt so ein System nicht hervor, weil niemand viel Energie investiert, um seine Ziele zu verfolgen, wenn die Erfolgsaussichten null sind.
    Stattdessen betäubt man seinen Frust mit chinesischen Zigaretten, weil bessere psychoaktive Stoffe nicht zur Verfügung stehen.

  2. China wird vor allem an der mangelnden politischen Freiheit seiner Bürger scheitern.
    Vor allem auch, weil wenige Entscheidungsträger eigene Mittel in die Hand nehmen, die junge Schicht erfolgreicher chinesischer Unternehmer sieht dem Problem entgegen, dass überbezahlte und unterqualifizierte Leute über wichtige Dinge entscheiden, die sie nicht direkt selbst betreffen und von denen sie auch nichts verstehen.

    Der wirtschaftliche Aufschwung Chinas ist zwar privatwirtschaftlichen Unternehmungen zu verdanken,

    aber der erfolgreiche Unternehmer ist in den USA der,
    der sorgfältig überlegt welche Risiken er auf sich nimmt,
    aber trotzdem Mut hat neue Wege zu gehen, der sich ständig über relevante Entwicklungen auf dem Laufendem hält und in der Lage ist andere für seine Pläne zu gewinnen.

    In China setzen sich im Geschäftsleben die durch, die politisch opportun sind.

    Daaus ergeben sich gravierende Fehlentscheidungen, wenn Politiker ihre persönlichen Freunde bevorzugen, auf allen Ebenen, von Bebauungsplänen über Energiekonzepte, die mangelnde Bekämpfung krimineller Wirtschaftpraktiken, die Besetzung von Lehrstühlen an Universitäten und Zulassungen zum Studium und vieles andere mehr.

    Der Staatskapitalismus birgt die große Gefahr, das unsinnige Projekte zu weit betrieben werden, dies erkennt man zum Beispiel gut am Bau der weitgehend sinnlosen Transsibirischen Eisenbahn im Russland der Zarenzeit, diese Ressourcen und Arbeitskraft fehlen dann für sinnvollere Zwecke.

  3. @Bynaus:
    \“dass ich hier keine antisemitische Scheisse (und auch keine Links dorthin) dulden werde.\“

    Genau mit so etwas muss man IMMER rechnen, sobald man im Internet anfängt, politische Themen zu diskutieren! Etliche ursprünglich ganz vernünftige Newsgroups und Foren mit politischer Ausrichtung sind mittlerweile fest in der Hand von Rechtsextremisten, Verschwörungstheoretikern, fundamentalistischen Sektierern und wirren Hasstrollen… und noch mehr Foren, die mittlerweile wie die Pilze aus dem Boden schießen, werden von vornherein von solchen Leuten gegründet… da kann man sich schon Sorgen um die Zukunft des Internets machen!

  4. @D. – Ja, das ist ein interessantes Thema (danke für den Hinweis im SFF), aber was hat das mit China zu tun? Ich sehe die Verbindung immer noch nicht. Dass die Wissenschaft \“international\“ wird heisst nicht, dass China deswegen militärisch davon profitieren könnte. Militärische Forschung wird ja wohl kaum auf arxiv publiziert…

    @Ehrenfried: Das war ein Aufklärungssatellit, und da es ohnehin schwierig ist, den Start von grossen Raketen zeitlich zu planen, bezweifle ich, dass das irgend etwas mit dem Besuch von Hu Jintao zu tun hatte.

    Was das mit den \“jüdischen Weltverschwörern\“ soll, verstehe ich nicht (erst recht nicht, was das mit China zu tun haben soll). Gemäss Wikipedia ist Israel Shamir ein Antisemit und Holocaustleugner. Ich mache dich jetzt gleich darauf aufmerksam, dass ich hier keine antisemitische Scheisse (und auch keine Links dorthin) dulden werde.

  5. @Bynaus hat am 21.01.2011 08:24:07 geschrieben:
    \“Aber vielleicht entwickelt es sich ja weiter, hin zu einem System, in dem solche Artikel gleich online und öffentlich reviewt werden, und nur eine Auswahl, die von vielen langjährigen Reviewern empfohlen wurde, wirklich publizistisch verlegt werden. Aber was hat das mit China zu tun?\“

    Genau diese Entwicklung gibt es auf einige Webseiten schon.

    Und genau solche Services bieten die Grundlage für eine wirklich internationalisierte Wissenschaft. Mit der übrigen Gesellschaft wird es wahrscheinlich auch diesen Weg geben.

  6. Ich muß mich korregieren, die Traglast einer Delta 4 heavy Rakete wird mit 23t angegeben, das ist wesentlich weniger, als ein Shuttle wiegt (109 t). Aber es sah gut aus, martialisch, möchte ich es nennen.

    Außerdem habe ich gerade etwas über den eventuellen Austausch der Gefangenen Victor Bout und Chodorkowsky gelesen. Beides interessante Leute mit guten Beziehungen zu jüdischen Politikern. (Nur, weil ich unten schon diesen Link zu den \“jüdischen Weltverschwörern\“ hatte. Wollte nicht ablenken.) Mich kann so ein Wikipedia-Eintrag jedenfalls begeistern. Er beginnt nämlich so:[Zitat] \“Wiktor But wurde vermutlich am 13. Januar 1967 in Duschanbe als Sohn russischer Eltern geboren, es existieren jedoch auch andere Angaben zu seiner Geburt. Er besuchte später das sowjetische Militärinstitut für Fremdsprachen in Moskau, danach eine Militärakademie. But hat einen Abschluss in Wirtschaft und spricht sechs Sprachen.\“

    Wo ist der Neid-smiley?

  7. @Bynaus: Die Amerikaner haben das, was Du sagst, heute früh während des Besuches des chines. Regierungschefs mit einem sehr beeindruckenden Raketenstart in militärischer Mission unterstrichen. Kann wohl kein Zufall gewesen sein. Vielleicht die ultimative Laser-Abwehrkanone oder ein Linear-Beschleuniger. Auf alle Fälle ein gutes Stück schwerer als das Shuttle. Mal sehen, vielleicht spricht es sich noch rum.

  8. @D: ArXiv fehlt halt das Peer-Review. Aber vielleicht entwickelt es sich ja weiter, hin zu einem System, in dem solche Artikel gleich online und öffentlich reviewt werden, und nur eine Auswahl, die von vielen langjährigen Reviewern empfohlen wurde, wirklich publizistisch verlegt werden. Aber was hat das mit China zu tun?

    @Araya: Es gibt auch US-Generäle mit radikalen Ansichten. Das ist nichts Neues. Chinas Regierung hat die Macht des Militärs in den letzten Jahren sogar drastisch eingeschränkt, hat ihm alle Betriebe, mit dem sich das Militär bisher zu einem grossen Teil selbst finanzierte, weggenommen (und dies mit einer Erhöhung des staatlichen Militärbudgets kompensiert, was im Westen für Aufsehen gesorgt hat).

    China wird auf dem Gebiet der militärischen Schlagkraft mit den USA nicht gleichziehen können, so lange es eine Diktatur ist. Ein Flugzeug, das so aussieht wie eine schlechte Kopie eines Tarnkappenjägers, ist eben etwas ganz anderes als ein einsatzfähiger Tarnkappenjäger. Nun bekommt China bald seinen ersten Flugzeugträger: aber auch der ist nicht etwa selbstgebaut, sondern auch sowjetischem Bestand, aber neu Ausstaffiert. Das passt zum chinesischen Modell: Mit viel Geld und günstiger Arbeitskraft lässt sich ausgezeichnet kopieren. Aber es reicht nicht, um die Spitze zu übernehmen, um Dinge zu tun, die niemand sonst kann.

    Der Westen wird schon seit vielleicht 50 Jahren totgesagt, und China wird jetzt gehyped, weil es in diesem unheilsdräuenden Selbstbild die Rolle des Herausforderers zugedacht bekommt – aber das ändert nichts am tatsächlichen Zustand Chinas.

  9. @Bynaus,

    Zitat:

    “Zu den Äusserungen des Generals: Es gibt überall, in allen Kulturen (auch in den USA oder in Europa) Faschisten, Rassisten und Fanatiker. Das ist nicht die chinesische Staatsdoktrin, das ist tatsächlich die Privatmeinung eines Spinners. Natürlich könnte man jetzt behaupten, es sei Staatsdoktrin, bloss wolle das niemand einräumen – aber dann sind wir schon wieder bei einer Verschwörungstheorie.“

    Zitat/Ende:

    Es ist aber die Meinung eines Spinners der i die oberste Position auf einen der 2 Standbeine (den Militär) Rot Chinas biss 2004 bezog. Sprich so etwas wiegt bedeutend ernster als die Meinung eines simplen Extremisten ohne reale Macht (wie es sie sicherlich überall gibt). Mit Verschwörungstheorie hat dies nämlich nichts mehr an Hut sondern es zeigt die Gefährlichkeit dieser Diktatur auf. Um es etwas mehr zu verdeutlichen, das Militär Chinas ist wie ein Standbein des States es hat bedeutend mehr Macht und Unabhängigkeit als das Militär eines normalen States. Sprich um es mit den Worten einiger Leute aus der Obama Administration zu sagen, in Chinas Führung herrscht das totale Chaos zwischen den zivilen und militärischen Kadern und die Militärs sind aufgrund der Kontrolle über Armee und Repressionsapparat in Vorteil. So z.b gab Hu Tschingtau an das er von Erstflug der J20 (Stealtflugezug) nicht einmal informiert wurde von seinen eigenen Militärs (obgleich der US Verteidigungsminister zu Besuch war).

    Ich widerspräche wie gesagt auch nicht deiner These, ja ich würde mir wünschen das sie zutrifft aber sollte dies passieren (China kollabiert oder Revolution) so währen wie 1989 die Hardliner bei der KP gefragt und dies könnte verehrenden Konsequenzen für die ganze Welt haben sofern China zu den Zeitpunkt die dominierende Militär Macht auf den Planeten ist.

  10. @Bynaus:
    Was spricht dagegen, dass Angebote wie beispielsweise \“ArXiv\“ usw. im Internet immer größere Bedeutung gewinnen?

  11. @Araya: Ich weiss, was du sagen willst. Meine These, die ich in diesem Artikel vortrage, ist aber eben gerade, dass Diktaturen nicht an die Weltspitze aufsteigen können – auf jeden Fall nicht nachhaltig. Sie nutzen die Fähigkeiten ihrer Menschen nur ineffizient und sie müssen einen beträchtlichen Teil der Wirtschaftsleistung in die Repression stecken. Gerade diese Repression verhindert auch die Entwicklung von echter Kreativität und Innovation, die für einen Aufstieg an die tatsächliche Weltspitze von zentraler Bedeutung ist. Wenn das wirtschaftliche Wachstum anhält, wird der Druck der Menschen hin zu einem freiheitlicheren Staat so gross werden, dass keine Repression dem noch gewachsen sein könnte. Deshalb wird China auf dem einen oder anderen Weg, früher oder später, entweder rasch demokratisiert werden, oder kollabieren.

    Zu den Äusserungen des Generals: Es gibt überall, in allen Kulturen (auch in den USA oder in Europa) Faschisten, Rassisten und Fanatiker. Das ist nicht die chinesische Staatsdoktrin, das ist tatsächlich die Privatmeinung eines Spinners. Natürlich könnte man jetzt behaupten, es sei Staatsdoktrin, bloss wolle das niemand einräumen – aber dann sind wir schon wieder bei einer Verschwörungstheorie.

  12. @Bynaus, ich widerspreche dir nicht, aber ich gebe folgendes zu bedenken. Die USA mögen ihre Interessen wie jede Großmacht Eiskalt verfolgt, aber einer Demokratie sind dennoch Grenzen gesetzt wie sie dabei vorgehen kann, einer Diktatur dagegen leider nicht. Sprich Massenmord und Eroberungskriege sind Dinge die man in einer Demokratie wie der Amerikanischen oder Europäischen nicht machen kann, denn dies wiederspricht der Meinung der mündigen Masse und die haben letztendlich die Macht in der Demokratie.

    Eine Diktatur dagegen ist da ganz anders auch die Diktatur kann stürzen nur ist dies bedeutend unwahrscheinlicher als bei einer Demokratisch gewählten Regierung. Denn die Diktatur braucht sich eben durch ihre Natur um die Öffentliche Meinung nur zu sorgen, außer wenn diese den Repressionsapparat überwindet. Oder anders gesagt China kann extrem Unschöne Dinge tuchen um seine Interessen oder die der KP Clique durchzusetzen diesen Umstand sollte man nie aus den Augen verlieren und sich dazu hinreißen lassen jede Macht mit denselben Maßstab zu bewerten. Es ist eben so dass hier nicht eine Kopie der USA oder der EU zur Weltdominanz aufstrebt sondern eine brutale Menschenverachtende Diktatur, in den der Geist des wohl größten Schlächters der Menschheitsgeschichte immer noch präsent ist. Und ich rede da nicht von Hitler oder Stalin sondern von Mao Zedong, der den aberwitzigen Bodycount Rekord von ca. 50-70 Millionen Opfern auf sein Konto zu verbuchen hat. Schaut man sich auch noch die Rede von Herrn Chi Haotian an der biss 2004 noch Verteidigungsminister war so lässt dies einen grauen.
    Sehr pikant was dieser sagte, dazu sehe.

    http://www.epochtimes.de/articles/2005/11/24/6652.html

    So z.b:

    “….Die Rede führt Argumente an für die Notwendigkeit Chinas, einen Krieg mit Einsatz biologischer Waffen zu führen, um die Vereinigten Staaten zu entvölkern und sie für eine zukünftige massive chinesische Kolonialisierung vorzubereiten…..“

    Oder

    “….Zusammenarbeit ist nur vorübergehend, und bedingt, während Wettkampf und Konflikte endgültig bleiben….“

    Oder
    “…..Sie ist auch Kern und Basis der westlichen Diplomatie, deren Vater der französische Kardinal Richelieu war, der als erster auf dem Feld der westlichen Diplomatie aus der mittelalterlichen „Ignoranz“ heraustrat. Er führte das Prinzip der modernen Diplomatie ein, die vollkommen auf nationale Interessen ausgerichtet ist und alle moralischen und religiösen Einschränkungen aufhebt…“

    Und

    “…. Der Marxismus hat gezeigt, dass Gewalt der Geburtshelfer der neuen Gesellschaft ist. Deshalb ist Krieg der Geburtshelfer für die Geburt des chinesischen Jahrhunderts. Während wir uns auf den Krieg vorbereiten, bin ich voller Hoffnung für unsere nächste Generation…“

    Hinzu kommt noch ein Pseudofaschistisches Weltbild und X Seiten Pervers Rassentheorie und eine Erläuterung warum Hitler scheiterte usw.

    Der Quelle selbst kann als befangen gelten, doch war ich nach langer Recherche in der Lage die Rede und die besagte Umfrage in Chinesischen Internet zu bestätigen. Die KP regierte darauf mit den Worten der General und Ex Verteidigungsminister hätte nur seine Privat Meinung geäußert, wer einen starken Magen hat sollte sich die gesamte Rede mahl durchlesen.

    Wie gesagt, China ist nicht die USA, EU (oder um auch ein Schwellenländer zu nennen) Indien oder Brasilien. So etwa wird Indien obgleich es China in Bevölkerungszahl und Militärmacht wie in Wirtschaftswachstum sehr nahe kommt, nicht als Bedrohung von den meisten Staaten (Pakistan und China Ausgenohmen) wahrgenommen.

  13. Längeres interessantes Interview mit dem amerikanischen Analysten und Buchautor Bill Gertz über China:

    http://www.youtube.com/watch?v=Kom4go0WIjM&feature=related

    Diskussion über die chinesische Bedrohung – für die, die etwas mehr Zeit, Geduld und Interesse am Thema haben (11 Teile):

    http://www.youtube.com/watch?v=MGiJsiNJV78&feature=related

    Gertz’ Buch ‘The China Threat: How the People\’s Republic Targets America’ bei Amazon:

    http://www.amazon.com/China-Threat-Peoples-Republic-Targets/dp/0895262819

  14. @Wittgenstein hat am 18.01.2011 18:13:43 geschrieben:
    \“Die orthodoxe Meinung in Ost und West ist, daß der Kommunismus 1989 untergegangen ist und wir seitdem mehr oder weniger in einer „Fukuyama-Welt“ leben.\“

    Orthodox? Wo soll sie orthodox sein?

    \“Die friedlichen Revolutionen 1989-1991 wären aus dieser Sicht allesamt vom KGB inszeniert gewesen.\“

    Womit wir nicht mehr über systematische gesellschaftliche Ursachen debattieren, sondern eine Verschwörungstheorie diskutieren. (Die deshalb natürlich noch nicht falsch sein muss.)

    \“Interessant ist darüber hinaus, daß Golizin in seinen Büchern bereits 1980 die Ereignisse von 1989 mit einer Treffgenauigkeit von 94% vorhergesagt hat.[…]Insofern sollte man seine Thesen nicht leichtfertig als Paranoia vom Tisch wischen. Zudem werden seine Behauptungen durch andere Überläufer wie Jan Sejna und Stanislaw Lunev erhärtet und bestätigt.\“

    Falls das stimmen sollte, wäre mE zumindest eine nähere Auseinandersetzung mit diesen Werken angebracht.

    @Araya hat am 19.01.2011 04:37:42 geschrieben:
    \“Und Japan ist nur noch die 3 Größte Wirtschaftsmacht, China ist nämlich ab 2010 offiziell die Nr.2 auch was den GDP angeht.\“

    Stimmt, die Zahlen, auf die ich mich bezog, sind veraltet und stammen aus 2008. Allerdings sind die Amerikaner immer noch in einer fast uneinholbaren Spitzenposition.

  15. Auch interessant zu lesen: http://www.stratfor.com/weekly/20110117-chinas-military-comes-its-own
    Welche Rolle spielt Chinas Militär in der chinesischen Zukunft?

    @Araya: Allgemeine Wirtschafts-Sanktionen haben sich in der Geschichte praktisch immer als kontraproduktiv erwiesen. Die Verarmung der Bevölkerung lässt diese auf der Bedürfnispyramide absteigen, freiheitliche Werte spielen bald eine geringere Rolle, weil die Leute andere, durch die Sanktionen bedingte Alltagssorgen haben. Demokratien kann man damit nicht erzwingen – sie entstehen, wenn ein Volk zu Wohlstand kommt. Das sieht man gerade jetzt auch in Tunesien: Dieses Land hat eine gut ausgebildete Bevölkerung und ist, verglichen mit anderen Staaten im Maghreb, relativ wohlständig – und genau hier kam es zur (mehr oder weniger friedlichen) Revolution. Wenn ein Land aber langfristig wachsen will, hat es keine andere Möglichkeit, als die Bevölkerung gut auszubilden und den Wohlstand einigermassen zu verteilen. China ist schon heute auf diesem Weg, und weil die Chinesen Menschen wie alle anderen sind, wird dieser Weg am Ende in eine Revolution münden. Nicht heute und morgen, aber, grob geschätzt, innerhalb der nächsten 10, maximal 20 Jahre. Was das \“imperiale Gebaren\“ angeht: China tut nichts anderes als das, was alle Grossmächte tun: Es verfolgt seine Interessen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Auch die USA schützen und unterstützen Unrechtsregimes, wenn es ihnen geopolitisch nützt (oder sind die Saudis etwa lupenreine Demokraten?). China bezieht sehr viel Öl aus dem Iran, was der Hauptgrund ist, warum es sich dort zurückhält (und, gemäss den Wikileaks-Depechen, ein Grund dafür, dass die USA versucht haben, China den Kauf von saudischem Öl schmackhaft zu machen).

  16. Ich selbst glaube nicht an derartige Verschwörungstheorien, einfach weil so etwas zu komplex wäre. Nicht das ich derartige Absichten den Russen oder den Rot Chinesen nicht zutrauen würde, ja ganz in Gegenteil. Aber die Komplexität einer solchen Verschwörung sprengt alles bisher da gewesene, es währe einfach unmöglich so etwas geheim zu halten schon gar nicht über Jahrzehnte.

    Aber was die Fukuyama-These von dem Ende der Geschichte anbelangt, so war diese These mit Sicherheit falsch bzw. sie grenzte an Wahnsinn selbst in den 90er Jahren. Leider hatte die Fukuyama-These trotzdem fatale Auswirkungen auf den Westen, den dieser stürzte sich in einer Selbstzerstörerischen Spirale der Abrüstung und der Ignoranz gegen jede reale staatliche Bedrohung, ja man ist der reellen Welt in westen schlicht entrückt. Das ignorieren von Handfesten Gefahren und das kleinreden von potenziellen Gegner wurde so zur Ideologie, ja zum Wahn der Politischen Klasse. Der Westen versäumte es so schlicht seinen Sieg über den Kommunismus zu nutzen um eine bessere Welt zu erschaffen, bzw. wenigstens den Sieg der Demokratie über die Despotie zu zementieren. Und heute schaut es daher so aus als würde die Despotie wieder eine Hochkonjunktur erleben und das gerade wegen China. Das tragische daran ist dabei das der Westen dies erst ermöglichte indem es den Aufstieg Chinas befeuerte und unterstützte.

    Denn wie währe wohl die Geschichte verlaufen hätte man z.b nach den Massaker auf den Platz des Himmlischen Friedens Wirtschaftssanktionen gegen China verhängt, die solange gültig geblieben währe biss eine Demokratische Ordnung entstanden oder wenigstens ein demokratischer Prozess eingeleitet worden währe? Doch siegten die Kurzfristigen Ökonomische Interessen und nun droht den Westen der Abstieg und der Welt die Dominanz durch eine brutale Diktatur. Das sich das Klima nun ändert kann man schon Heute beobachten in den man Chinas immer anmaßenderes und Imperiales Verhalten beobachtet, sei es die Verschärfung des Konfliktes mit Japan, den Schutz den es den Iran gewehrt, den Beistand für Nord Korea und die Weigerung International zu kooperieren.

    Dabei geht es eigentlich seit langem nicht mehr um Kommunismus oder Kapitalismus, der Kapitalismus besiegte nämlich den Kommunismus als einzig funktionierendes System definitiv. Früher galt der Kapitalismus und die Demokratie ja als eng verzahnt da faktisch die gesamte Kapitalistische Welt Demokratisch während die gesamte Kommunistisch Welt dagegen Autokratisch war. Nach 1989 brach der Kommunismus an seiner Undurchführbarkeit bzw. nicht Funktionalität zusammen das Modell der Diktatur aber blieb bestehen, nur eben ohne eine klare Ideologie. So kann man die Russische und Chinesische Diktatur am ehesten als Nationalistisch bezeichnen beide sind dabei durch ein Imperiales auftreten geprägt. Während Russland unverblümt von Einflusszonen spricht und ständig mit seinem Militarismus hervorsticht verhielt sich China lange Zeit sehr ruhig um den Westen nicht zu alarmieren nun aber hat sich diese Politik geändert.

    PS. Und Japan ist nur noch die 3 Größte Wirtschaftsmacht, China ist nämlich ab 2010 offiziell die Nr.2 auch was den GDP angeht.

  17. Sehr interessante, sagen wir mal, alternativ-frische Weltsicht. Was natürlich nicht heisst, dass es nicht auch kompletter Unsinn sein könnte.

    Diese ultimative Verschwörung setzt, meiner vorläufigen Ansicht nach, eine enorm Kooperationsbereitschaft und ein enormes Vertrauen zwischen den involvierten Staaten voraus. Wie man es aus der realen Welt der Geostrategie eigentlich gar nicht kennt.

  18. Interessanter Artikel und kluge, fachkundige Kommentare zu diesem faszinierenden Thema. Ich möchte eine alternative Sicht zur Rolle Chinas in der Weltpolitik nur ganz grob und kurz umreißen, dabei viele Details auslassend.

    Die orthodoxe Meinung in Ost und West ist, daß der Kommunismus 1989 untergegangen ist und wir seitdem mehr oder weniger in einer „Fukuyama-Welt“ leben. Der amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama hatte bekanntlich 1992 den endgültigen Sieg der freiheitlichen Demokratie über den Kommunismus und damit „das Ende der Geschichte“ und die Epoche des „ewigen Friedens“ verkündet. (Immanuel Kant wäre über die Aussicht eines solchen „ewigen Friedens“ sehr erfreut gewesen.) Dem kann man allerdings ein anderes Denkschema entgegenhalten – dasjenige des KGB-Majors Anatolij Golizin (Golitsyn), der 1961 in den Westen überlief. Golizin behauptet, daß die Kommunisten bereits 1960 eine streng geheime Langzeitstrategie angenommen hätten, die zu einer falschen Liberalisierung des Ostblocks mit anschließender Konvergenz zwischen Ost und West („Weltoktober“), allerdings unter dem Diktat des Ostens, führen würde. Die friedlichen Revolutionen 1989-1991 wären aus dieser Sicht allesamt vom KGB inszeniert gewesen.

    Ein zentrales Element dieser Strategie ist laut Golizin die vermeintliche sino-sowjetische Spaltung, die in Wirklichkeit gestellt worden sei. Ziel war es, dem Westen zu suggerieren, das der Ostblock kein Monolith, sondern intern zerstritten sei. Doch die USA, sprich Nixon und Kissinger, seien seinerzeit diesem Betrug aufgesessen und hätten China durch Technologietransfers und Investitionen aus einem rückständigen Dritte-Welt-Land zu einer Fast-Supermacht gemacht. China sei daher ein zwar taktischer Gegner, aber ein strategischer Partner der Sowjetunion/Rußlands sowie ein taktischer Verbündeter, aber ein strategischer Gegner der USA. Rußland und China hätten sich die Rollen aufgeteilt – Rußland produziere Rohstoffe, China betreibe Handel.

    Laut Golizin sei der Ostblock nicht nur nicht untergegangen, sondern im Gegenteil: der Untergang des Westens stehe unmittelbar bevor.

    Interessant ist darüber hinaus, daß Golizin in seinen Büchern bereits 1980 die Ereignisse von 1989 mit einer Treffgenauigkeit von 94% vorhergesagt hat. Kein westlicher Analyst war dazu in der Lage. Insofern sollte man seine Thesen nicht leichtfertig als Paranoia vom Tisch wischen. Zudem werden seine Behauptungen durch andere Überläufer wie Jan Sejna und Stanislaw Lunev erhärtet und bestätigt.

    Es gebe darüber hinaus Anzeichen, daß spätestens seit ca. 2000 die Option der friedlichen Konvergenz aufgegeben worden sei, weil die kommunistischen Strategen eingesehen haben sollen, daß der Weltoktober auf friedlichem Wege nicht zu erreichen sein würde. Deshalb habe man sich für die militärische Option entschieden. Seitdem betrieben Rußland und China eine massive Aufrüstung. Ein wichtiges Element in dieser Strategie sei der islamische Terrorismus, der in Wirklichkeit von Moskau und Peking gesteuert werde (auch 9/11). Der Trick sei, den Westen militärisch in die Knie zu zwingen, ohne einen massiven nuklearen Gegenschlag abzubekommen. Die Details seien unklar, am Ende werde aber eine Invasion russischer und chinesischer Truppen in Europa und vor allem den USA stehen. Rußland bekommt Europa und Alaska, China die USA. In diesem Dritten Weltkrieg werde Rußland die Waffentechnik liefern und China die Menschenmassen für die Armeen des Kommunismus.

    Es gibt im Internet eine sehr interessante Rede des chinesischen Generals Chi Haotian, deren Authentizität allerdings nicht verbürgt ist. Falls echt, wäre sie allerdings „ein Hammer“ und ich kann ihre Lektüre (in englischer Übersetzung) nur empfehlen. Der chinesische General sieht eine Konfrontation mit den USA als unvermeidlich an:
    http://www.discoveringislam.org/china_aspirations.htm

    Jeder kann sich nun aussuchen, in was für einer Welt er leben möchte: in einer „Fukuyama-Welt“ oder in einer „Golizin-Welt“. Natürlich würden wir alle eine Fukuyama-Welt vorziehen. Das könnte aber Wunschdenken sein, denn es gibt Indizien (auf die ich hier nicht eingehe), die nahelegen, daß Golzin (leider) näher an der Realität liegen könnte. Das alles ist nur eine Hypothese und man kann es als Phantasterei und Verschwörungstheorie abtun, was aber, wenn Golizin recht hat? Seine Bücher jedenfalls sind außerordentlich rational, logisch und offenkundig nicht das Werk eines „crackpots“ oder Spinners.

  19. \“1. Japan ist weiterhin eine bedeutende Wirtschaftsmacht und belegt Platz 2 beim Weltweiten BIP-Ranking.
    2. War Japan eine Demokratie, wenn auch keine nach westlicher Prägung.\“

    Das erste könnte auch einfach dem zweiten zu verdanken sein. Wäre Japan keine zu Innovation und Reformation fähige Demokratie, wäre es vielleicht ebenso gescheitert. China darüber hinaus noch eine Menge anderer Faktoren, nach denen es im allgemeinen schlechter dasteht als Japan (z.B. Wohlstandsgefälle, Umweltverschmutzung).

  20. Bynaus hat am 17.01.2011 14:09:59 geschrieben:
    \“[…]Ausbildung und Einstellung der Bevölkerung – an all dem kann das Internet nichts ändern.\“

    Das ist heute noch so, muss aber nicht bis in alle Ewigkeit so bleiben.

    \“Nahezu alle wissenschaftlichen Zeitungen (insbesondere die wichtigsten) können jederzeit online abgerufen werden. Es ist schon heute so, dass nur noch wenige \“Hardcopies\“ tatsächlich verschickt (oder gelesen…) werden.\“

    Das ist richtig, aber das habe ich nicht gemeint. Erstens sind die Online-Angebote oft kostenpflichtig und man kann einfach nicht alle abonnieren, zweitens gibt es Services, die völlig anders als das klassische System aufgebaut sind und die auch als potentiellen Wissenspeicher dienen könnten.

    Und diese Überlegung sollte man nicht einfach vom Tisch wischen.

    Kurzfristig spielt das alles keine Rolle, Mittelfristig vielleicht auch nicht, pessimistisch gesehen, aber Langfristig wird das Internet zu einer \“geeinten\“ (d.h. in \“Subnetze\“ fragmentierte) Menschheit führen.

    @Araya hat am 17.01.2011 21:43:10 geschrieben:
    \“Doch mit den Platzen der Immobilien Blase Ende der 80er war der Spuck vorbei, hätte man nur wenige Jahre davor das Ende Japans als Wirtschaftssupermacht vorhergesagt so währe dies genau so Kurios und Mutig gewesen wie der Artikel von Bynaus heute.\“

    Die Analogie hinkt an 2 entschiedenen Stellen:
    1. Japan ist weiterhin eine bedeutende Wirtschaftsmacht und belegt Platz 2 beim Weltweiten BIP-Ranking.
    2. War Japan eine Demokratie, wenn auch keine nach westlicher Prägung.

  21. Aber wir sind uns doch glaub ich einig, dass es auf absehbare zeit keine militärischen handlungen seitens china geben wird. die abhängigkeiten sind einfach zu groß und ich bezweifel, dass es in zukunft einen punkt geben wird, an dem sich china gegen die importe und exporte und für einen krieg entscheidet.
    sollte china wen-auch-immer ungerechtfertigt angreifen, dürfte das zu einbußen im handel führen, da die westliche welt und deren konsumenten sowas nicht gutheißen werden.
    und auch wenn china militärisch die usa übertrift, china müsste es zudem noch mit den europäischen kräften und deren verbündeten aufnehmen.
    ich sehe nicht, dass china reine militärische stärke weiterhilft, außer es bleibt mit seinen militärischen aktionen immer knapp im \“legitimierbaren\“ bereich, was aber auch den handlungsspielraum einschränkt.

    und auch wenn sie mit der bombe drohen und sich kleinere staaten daher ohne gegenwehr aller einverleiben, dürfte china dann ziemlich isoliert sein. mag es auch indien etc haben, der handelsvorteil durch die westliche welt muss erstmal kompensiert werden.

  22. China hätte als derzeit einziges Land der Erde die Möglichkeit, Staaten in Afrika zu infiltrieren, einfach mit ausgewanderten Personen und Fachleuten, und zwar so lange, bis es chinesische Mehrheiten in solchen Ländern gibt. Das hat an sporadisch bereits begonnen. Als Alternative zu dem was unten befürchtet wird.

  23. Bynaus, du solltest die Szenarien die ich aufstellte nicht so wörtlich nehmen sondern sie sollten nur Beispiele für Extremhandlugen sein. Trotzdem sind Szenarien wie eine Kolonisierung Afrikas nicht an den harren herbeigezogen sondern in Prinzip schon heute in Gewisser Weise Realität. Auch was Russland betrifft so sehe ich die Zukunft dieses Autoritären Landes nicht so positiv wie du, es steckt zum einen in einer Kolossalen demografischen Kriese und hat extreme Probleme mit seine Islamischen Minderheiten und es krankt unter seiner Rückständigkeit und der Autoritären Verhältnisse. Russland wird sich daher eben nicht ohne weiteres in den Westen integrieren lassen, wenigstens nicht solange es als Hegemon aufzutreten versucht bzw. sich wie eine Weltmacht des 19 Jahrhunderts verhält und denkt. Auch das russische Militär baut massiv ab, so wird es selbst als Militärmacht stark an Gewicht einbüßen und Wirtschaftlich war es schon immer ein Entwicklungsland.

    Desweiteren wird Chinas Problem sich auch nicht von heute auf Morgen ergeben. Sonder die Probleme sind der KP Führung bekannt und die Militärische Aufrüstung Chinas zu einer bluewater Marine mit Flugzeugträgern und SSNs und einer großen Zahl an Ober und Unterwasser Kombattanten ist in Gange und das mit horrender Geschwindigkeit. Erst kürzlich stellte China so etwa mit der J20 sogar seinen eigene Stealth Kampfjet vor und verhält sich auch zunehmend Aggressiver gegenüber den USA aber auch und vor allem gegenüber seinen Asiatischen Nachbarn. Eine tiefergehende Militärische Analyse würde aber den Rahmen sicherlich sprängen daher bleibe ich bei den genannten Oberflächlichen Beispielen.

    Es ist aber tatsächlich vorstellbar das China sofern es gegen die Wand fährt oder dies sich anbahnt seine Probleme mit Gewalt gegenüber der eigenen Bevölkerung wie der gegenüber anderen Staaten zu lösen versuchen wird. Das schlimme dabei ist noch dazu das wenn China auch nur 20 Jahre weiter so wächst und Militärisch aufrüstet wie es dies biss her getan hat es die USA sowohl Militärisch wie auch Ökonomisch Klar überholt haben wird. Und eine Skrupelose Diktatur mit massiven Problemen das Schicksaal der Welt bestimmen wird. Dies klingt Düster, aber nicht düsterer als das Mr. George Friedman beschreibt nur eben mit dem Unterschied, dass dieses Szenario nicht zum Vorteile der USA währe.

    Um nur kurz auf das Buch “Die nächsten hundert Jahre“ zurück zu kommen, dort wird von Autor extrem oft die Überlegenheit der US Navy auf See als Eckpfeiler Amerikanischer Überlegenheit angesprochen. Zu erst ist die Analyse des Autors richtig, es ist war das nur die USA sind momentan in der Lage sind auf allen Weltmeeren effektiv Krieg zu führen. Doch da liegt auch der Denkfehler des Autors, er nimmt nämlich Fähigkeiten die der US Navy zunehmend abhanden kommen als Gott gegeben an und wagt es nicht einmal darüber nachzudenken auf was diese Fähigkeit beruht. So stellt sich auch nicht einmal die Frage ob es den nicht denkbar währe das eine andere Macht dieselben Fähigkeiten erlange könnte, sprich auch China könnte in den nächsten 20 Jahren ähnliche Macht besitzen. Denn letztendlich ist alles nur eine Frage der Größe und Qualität der Marine, die US Navy schrumpft rapide die PLAN dagegen wächst immer schneller. Aber genug des militärischen….

  24. Ich möchte deinem Kommentar nur folgendes hinzufügen: Wenn China dereinst demografisch \“an der Wand\“ steht, dann werden sie auch nicht die (finanziellen und personellen) Möglichkeiten haben, Afrika zu kolonialisieren oder gar eine Invasion in Russland zu starten.

    Gerade letzteres wird nicht möglich sein, ohne einen Atomkrieg auszulösen. Russland wird langfristig zu den Gewinnern der Klimaerwärmung gehören (und nach einer erfolgreichen Öffnung und Demokratisierung an der Seite oder als Teil von Europa wieder in den Kreis der Weltmächte aufsteigen) und diese Position auch verbissen – notfalls mit Atomwaffen – verteidigen.

  25. Eine sehr schöne und anregende Diskussion, ich selbst habe mir auch weitere Gedanken zum Thema gemacht und das Buch von George Friedman grob überflogen. Ich selbst kann den Autor leider nicht zustimmen, der Part biss 2020 ist zwar noch realistisch die Grundlange der Argumentation solider als man zu erst annimmt aber spätestens ab 2050 ist die Vorhersage bestenfalls als ein feuchter Traum gewisser US Militärs zu betrachten, die schon das FCS Desaster verschuldeten, wer von Militärfach ist weiß wohl was ich damit meine.

    Aber zum möglichen Niedergang Chinas, zwar möge die gesamte Welt faktisch nur von Niedergang der USA und des Westen sprechen, viele dieser Menschen (gerade in Europa) tun dies sogar mit einer Schadensfreude die ihre Entrükung von der realen Welt und ihrer eigenen Interessen offenbart. Dabei währe der Niedergang Chinas nicht ohne Präzedens, wenn man nur ca. 22 Jahre zurück denkt, dabei will ich nicht auf den Niedergang der UDSSR hinaus, sondern auf den Niedergang einer anderen Asiatischen Macht die ähnlich Unbesiegbar (wenn auch nur Ökonomisch) angesehen wurde und zwar auf Japan.

    Wer sich noch erinnern kann der weiß das auch in den späten 80er der Niedergang des Westens aufgrund der Ökonomischen Macht Japans bzw. des scheinbar nicht zu bremsenden Wachstums Japans und seiner Überlegenheit gegenüber der Westlichen Konkurrenz prophezeit wurde. Doch mit den Platzen der Immobilien Blase Ende der 80er war der Spuck vorbei, hätte man nur wenige Jahre davor das Ende Japans als Wirtschaftssupermacht vorhergesagt so währe dies genau so Kurios und Mutig gewesen wie der Artikel von Bynaus heute.

    Was mich aber auch tief besorgt ist aber die Tatsache das China in fahle das es nicht mehr wächst und stagnieren sollte und das wird (und da stimme ich Bynaus völlig zu) früher oder später passieren, auf Grund seines Skrupellosen Autoritären Staatswesens und seiner gewaltigen Militärmacht eben mit dieser eine Lösung herbeizuführen versuchen wird.

    Sprich Manngeld es an Lebensraum, warum denn nicht Afrika gewaltsam kolonisieren. Hat man ein Problem mit der überalterten Bevölkerung wie währe es mit deren freiwilligen oder eher unfreiwilligen Verschwinden zum Wohle der Gemeinschaft. Und Manngeld es an Rochstoffen, wie währe es mit einer Invasion in Russland oder einen anderen Rochstoffreichen Staat! Oder ganz einfach hat man Innenpolitischem Schwierigkeiten wie währe es mit Krieg um von diesen Abzulenken. Dies sind alles sehr unschöne Dinge aber einer Diktatur die den Tod von ca. 70 Millionen Menschen verschuldete sollte man alles zutrauen, wenn sie mit den Rücken zur Wand steht. Daher sehe ich das Szenario das China in Einzelstatten zerfällt als das wohl unwahrscheinlichste aller Denkbaren Szenarien um den Autor George Friedman von “Die nächsten hundert Jahre“ klar zu wiedersprechen.

  26. Ich möchte vermeiden, daß anstelle Chinas nun die stukturellen und politischen Eigenheiten der USA diskutiert werden. Wenn es mal paßt gerne. Aber zur Frage, was geschieht, wenn die USA ihren Bankrott bekannt geben müßten, möchte ich meine Meinung noch sagen. Die Chinesen können ihre 2,5 Bill Währungsreserven ja nicht nur in Anleihen anlegen, sondern auch in Beteiligungen und Aktien in der ganzen Welt. Zum Beispiel könnten sie damit die halbe amerikanische Industrie einkaufen. Aber das würde man in Washington natürlich durch politisch restriktive Maßnahmen im Keim zu ersticken versuchen. Die USA müßten Gesetze erlassen, die massiv in die Freiheit der Märkte und des internationalen Handels eingreifen, das ist etwas, für das die Amerikaner immer andere Staaten an den Pranger stellten. Ein Paradigmenwechsel, der ganz weitreichende Folgen für den Welthandel und die ökonomischen Verflechtungen der Staaten haben wird. Das wäre auch gleichzeitig das Eingeständnis, daß die bisher als gültig anerkannten Wirtschaftstheorien falsch waren, da müßte sich der ein oder andere amerikanische Nobelpreisträger zum Schämen in die Ecke stellen lassen. Ob das gut oder schlecht ist, will ich mal bewußt nicht beurteilen. Wir werden es erleben.

    Dann werden auch die klassischen Kapitalismuskritiker aller Coleur wieder aus ihren Verteidungungstellungen kommen, das muß nicht gefährlich sein, es ist auch eine Chance, in neuen Räumen zu denken, bessere Regeln zu finden und neue Wege zu gehen. Ich glaube nicht, daß man schwarz sehen muß. Auch denke ich, daß Indien und China angesichts ihrer gegenseitigen Nachteile und Defizite viel von einander lernen und sich gegenseitig in Krisen friedfertig helfen können. Dagegen werden wir Europäer nur noch ein kleines Licht sein. Und wir sollten die Größe haben, damit klar zu kommen. (Ich freu mich schon auf die Zeit, denn dann gibt es auch wieder ordentliche deutsche Hausschuhe zu kaufen.)

  27. @D. Der Ort, an dem man lebt, spielt heute – und auch in der kurz- und mittelfristigen Zukunft eine entscheidende Rolle! Gesetze, politische Stabilität, Steuern, Umwelt, Infrastruktur, Ausbildung und Einstellung der Bevölkerung – an all dem kann das Internet nichts ändern.

    Nahezu alle wissenschaftlichen Zeitungen (insbesondere die wichtigsten) können jederzeit online abgerufen werden. Es ist schon heute so, dass nur noch wenige \“Hardcopies\“ tatsächlich verschickt (oder gelesen…) werden.

  28. @Ehrenfried hat am 16.01.2011 23:59:21 geschrieben:
    \“Bei uns hier gehen die Streitereien dann erst richtig los. Und bis dann ein Kompromiß auf dem kleinesten gemeinsamen Nenner ausgekungelt ist, dann ist die beste Variante verworfen und die optimale Zeit zum Handeln vorüber. Deshalb sind viele unserer Gesetze schlecht, obwohl sie eigentlich von guten Leuten gemacht werden.\“

    Und diese Nachteile nehme ich alle liebend gern in Kauf, wenn ich dafür die Vorteile der Demokratie genießen darf. 😉

    \“Was die Amerikaner treiben, ist noch viel übler, das würde ich als eine Art Kastensystem bezeichnen, man hat entweder Einfluß auf die Politik oder man hat keinen.\“

    Auf welcher Grundlage bist du zu diesem Urteil gelangt?
    Zumindest auf Staaten, bzw. Kommunalebene haben die einzelnen Bürger dort durchaus Einfluss auf die Politik und zwar sogar direktdemokratischen!

    @Bynaus hat am 17.01.2011 09:35:16 geschrieben:
    \“Die USA könnten sich von so einem Schock problemlos erholen: sie wären, dank einer innovativen, freien Bevölkerung, in kurzer Zeit re-industrialisiert und würden den Chinesen in allen Bereichen den Rang ablaufen.\“

    Das ist sehr optimistisch. Wie schon gesagt, ist fraglich, ob der Ort an den jemand lebt in Zukunft noch eine so große Rolle spielt. Zumindest was die Möglichkeit angeht, hat das Internet wirklich viele Schranken fallen lassen. Man muss es nur wollen UND DÜRFEN, dann kann man auch selbst Innovationen durchführen.

    Momentan ist es noch so, dass die Wissenschaft relativ breiflächtig über Zeitschriften funktioniert, auf denen Artikel veröffentlicht werden, tatsächlich gibt es aber jetzt schon vereinzelte Versuche, auch im Internet solche Projekte zu starten…

  29. @ABPoS: Ich stimme dir zu, es wird wohl nie zu direkten militärischen Handlungen kommen.

    \“Für genauso unwahrscheinlich halte ich den Zerfall Chinas in kleinere Staaten. Ein großer gemeinsamer Staat bietet zu viele Vorteile.\“

    Nun, dann müsste man sich fragen, warum sich nicht auch die EU zu einem Staat zusammenschliesst… China ist kein sprachlich oder ethnisch homogenes Land. Es gibt Regionen, die sich wohl von Peking lossagen würden, wenn man sie liesse (Tibet, Xinjiang).

    \“Sie waren die größte Wirtschaftsmacht.\“

    Sie sind es immer noch.

    \“Entsprechend entstehen für den Staat auch kaum finanzielle Belastungen.\“

    Der Staat wird indirekt belastet – wenn nämlich der arbeitenden Bevölkerung kaum Geld übrig bleibt, um damit etwas anderes zu tun als die Eltern und Grosseeltern zu unterstützen, wird das zu einem grossen Problem.

  30. ich bin mir absolut sicher. es wird keine größeren militärischen Handlungen geben. seien es die Chinesen oder ein anderer Staat der rein theoretisch dazu im Stande ist alles um sich herum mit Atomwaffen zu vernichten.
    es würde der Selbstzerstörung gleichkommen. wer löscht den schon freiwillig seine Kunden aus.
    nehmen wir als Beispiel Russland. so lange Russland Öl, Gas, Kohle und diverse andere Erze an China liefert bleibt das Verhältnis dieser Parteien stabil. Würde China die eigenen Möglichkeiten nutzen und den russischen Markt destabilisieren hätte sich an dieser Stelle der Hund selbst in den Schwanz gebissen. Genauso verhält es sich mit allen anderen Ländern. Hierbei ist es irrelevant ob China in dem entsprechenden Land Käufer oder Verkäufer ist.
    Für genauso unwahrscheinlich halte ich den Zerfall Chinas in kleinere Staaten. Ein großer gemeinsamer Staat bietet zu viele Vorteile.

    der Einfluss Chinas wird zunehmen, es ist bei weitem nicht so tragisch. die Industrieländer werden an Macht verlieren aber dennoch nicht zusammenbrechen. der europäische Binnenmarkt ist stabil genug.
    innerhalb Europas ist der Osten die Wiege der zukünftigen Stabilität. die kulturelle und vor allem wirtschaftliche Verbundenheit Europas bleibt bestehen. Auch wenn es viele gerne leugnen. Mit Stimmung kann man halt sehr gut Geld verdienen.
    Zwei wichtige Märkte sind bis jetzt auch noch vollkommen frei zugänglich und noch formbar.
    Afrika und Südamerika bergen enormes Potential. Die Chinesen versuchen zwar in großem Maßstab in Afrika Fuß zu fassen (was ihnen bis jetzt besser gelingt als den Europäern) aber mittelfristig betrachtet kann es für sie Ärger geben. Genau so wie die Inder werden sie sich mit den Einheimischen auf militärische oder diplomatische Weise auseinandersetzen müssen. (die Europäer haben das vielerorts schon hinter sich) Da militärische Eingriffe den Markt immer destabilisieren wird es wohl auf diplomatischem Wege geschehen.

    ein weiterer Punkt ist die Vermeidung der Abhängigkeit von einem einzigen Kunden oder einem einzigen Lieferanten. Bemühen wir noch ein mal das Beispiel Russland. Die Russen bauen zwar ihre wirtschaftlichen Betziehungen mit China aus im gleichen Zug aber auch mit Europa. Putin und Medwedew pochen darauf mehr Geschäfte mit den Europäern zu machen da auf diese deutlich mehr Verlass ist( Europa bietet einen stabilen Markt) als auf die Chinesen.

    Zu den US Amerikanern ist zu sagen:
    Sie waren die größte Wirtschaftsmacht. Deswegen verlieren sie auch am meisten wenn ein anderer Staat ähnliche Wirtschaftsleistungen erreicht. Es handelt sich hierbei nur geringfügig um tatsächliches Weltwirtschaftswachstum. Der größte Teil ist die Verlagerung der Finanziellen Mittel. Die Kapazitäten der USA sind noch da.
    Sobald China einen ähnlichen, personenbezogenen Wirtschaftsstand erreicht hat, werden die USA deutlich an Wachstum zulegen. Denn in einem Staat in dem die Bevölkerung eine Wahl hat siegt immer das kapitalistische System.
    In China verhält es sich doch so. Wenn auch nur jeder 10 sich dem System unterwirft sind es immer noch 130 Mio. Menschen( natürlich muss man bei der Gesamtbevölkerung noch die alten und die kleinen rausrechnen) die bereit sind alle Risiken auf sich zu nehmen nur um ein paar „Dollar“ zu verdienen.

    Zu Überalterung der Chinesischen Bevölkerung kann ich nur sagen:
    Die Regierung findet das nicht schlimm. Auch wenn nur ein Kind geboren würde, die Chinesen haben kein Sozialsystem(aktuell das Basis-Sozialsystem für Städte und Gemeinden) was an das Europäische auch nur im entferntesten heranreichen könnte. Entsprechend entstehen für den Staat auch kaum finanzielle Belastungen.
    Im besten Fall sterben alle Armen(60%), Ungebildeten(20%) und Kranken. Wenn dann noch 500 Mio. übrig bleiben ist immer noch genug Material vorhanden.
    So grauenvoll sich das auch anhört.

  31. @Yadgar: Ich glaube, dass lasse ich jetzt einfach so ohne weiteren Kommentar stehen… 🙂

    @Araya: Deindustrialisierung ist nicht etwas per se schlechtes. Die Industrie ist einer der (traditionellen drei) Wirtschaftssektoren, und die \“Gesundheit\“ eines Wirtschaftssystems lässt sich nicht einfach am Anteil der Industrie ablesen. Zudem muss man schauen, welche Industrien in den USA verbleiben: Vorwiegend High-Tech Unternehmen wie Rüstungskonzerne, Luft- und Raumfahrt, Computertechnologie etc. Der Dienstleistungssektor ist in der Regel besser bezahlt und erfordert eine höhere, bessere, längere Ausbildung, Dinge, die die USA oder Europa bieten können, aber China (noch) nicht. Wenn eine Firma in China produzieren lässt, die Gewinne aber zu Hause einfährt, profitieren beide Seiten. Und eben weil China auch profitiert, steigt dort der Wohlstand, und damit der Anteil des Dienstleistungssektors. Bereits gibt es Firmen, die nicht mehr in China produzieren lassen, sondern in Vietnam, weil dort die Löhne (noch) tiefer sind.

    Innovation ist der Schlüssel zu langfristigem wirtschaftlichem Erfolg für die Zeit nach der \“Modernisierung\“ eines Landes (dh, wenn einmal grundsätzlich alle Autobahnen, Krankenhäuser, U-Bahnen, Atomkraftwerke, Zugverbindungen, Brücke gebaut sind). Die chinesische Wirtschaft ist nicht innovativ – ja muss es gar nicht sein, deshalb ist sie noch immer erfolgreich. Wenn dereinst der Aufstieg mit all seinen Vorteilen vorbei ist, wird die Unfähigkeit zur Innovation (verschulded durch das restriktive politische System) entweder den im Artikel erwähnten Wandel zu einem freieren Staat herbeiführen müssen, oder China wird daran scheitern.

    Europa und insbesondere die USA sind noch lange nicht am Ende, aus Gründen, die ich im Artikel geschildert habe. Gerade die Fähigkeit zur Integration von Arbeitsmigranten (sowie die technologische Innovation, die es den Menschen erlauben wird, immer länger zu leben) wird diesen beiden Wirtschaftsräumen im 21. Jahrhundert erlauben, die Überalterung der Bevölkerung zu verhindern.

    Im Übrigen, China und die USA brauchen einander. Wenn die USA bankrott gehen würden, wenn der Dollar all seinen Wert verlieren würde – dann wäre auch China sofort pleite. Seine gigantischen Währungsreserven wären nichts mehr wert. Seine Fabriken würden keine Abnehmer mehr für die vielen Produkte finden. Die Nachfrage nach den seltenen Erden fiele flach. Und womit würde es dann seine Nahrungsmittelimporte aus Afrika bezahlen? Die USA könnten sich von so einem Schock problemlos erholen: sie wären, dank einer innovativen, freien Bevölkerung, in kurzer Zeit re-industrialisiert und würden den Chinesen in allen Bereichen den Rang ablaufen. China kann sich nur dann wirklich Hoffnungen machen, die Nummer 1 der Welt zu werden, wenn es genauso offen, frei und innovativ wird wie der Westen.

  32. Erst mall ein großes Lob an Bynaus für seinen Mutigen Artikel. Ich selbst bin zu erst mahl um es vorweg zu sagen kein Freund Chinas bzw. der Rot Chinesischen Diktatur und würde natürlich das scheiten des Chinesischen Nationalistischen Hyperkapitalistischen Diktatur Modells begrüßen ja herbeisehnen. Aber die Argumente die z.b Alex darbringt sind mindestens eben so stichhaltig und belegbar wie die von Bynaus, mahl den Punkt 5 weggelassen (ich kenne die USA recht gut und die Sache mit der Unwissenheit ist nicht so wie es das Klischee gerne vorgaukelt, aber das ist ein anderes Thema).

    Aber zu China:
    Ich sehe in China die größte Herausforderung die der Westlichen Zivilisation bisher gegenüberstand und sein Aufstieg und sein Machtzuwachs ist einfach furchteinflößend. Ich selbst habe da auch gerade die Militär sparte in Blickfeld, während die Ökonomische längst ein Bereich wo China den Ton angibt sprich schon die wahre Supermacht darstellt! Vergisst da die USA oder Europa den mit Finanzderivaten und etwas Know How aber ohne eine industrielle Basis wird man gegen die Chinesen einfach nicht bestehen können. Das Thema ist so komplex das eine genaue Erläuterung der Mannigfaltigen Lage jeden Rahmen sprengen würde, daher entschuldige ich mich wenn mein Text alles nur extrem oberflächlich anschneidet. Aber um es kurz in wenigen Punkten zusammenzufassen um darzulegen warum ich den Westen als absoluten Verlierer betrachte.

    1. Die USA sind in Folge des massiven Outsourcings völlig Deindustrialisiert worden, der Anteil der Industrie ist so unter 20% des GDPs gefallen, die Wachstumsdynamik der Wirtschaft ist zwar immer noch klar besser als die Europas aber es ist schwer zu sagen was tatsächlich in den USA wächst. Denn die USA wurden aus einen Land das TV Geräte, Telefone, Computer, Autos, Schiffe, Atomkraftwerke, Satellitensysteme (z.b GPS), Trägerraketen usw. entwickelt und baut zu einen Land das Finanzderivate und Immobilien Blasen produziert. Zu einer Dienstleistung und Konsumgesellschaft die an Zahlreichen Stellen schwer krankt, egal ob es die Gesundheit der Bevölkerung die Bildung oder die Politische Stabilität angeht.

    Aber mit andere Worten die USA Drucken Papiergeld und produzieren digitale Dollarzahlen während die Chinesen nun TV Geräte, Telefone, Computer, Autos, Schiffe, Atomkraftwerke, Satellitensysteme, Trägerraketen usw. produzieren. Selbst die Militärische Überlegenheit der USA droht in angesichts einer massiv aufrüstenden PLA und des Rückganges des eigenen Militärbudgets wie der beispiellosen Ineffektivität der US Rüstungsindustrie selbst verloren zu gehen.

    2. Europa ist ebenfalls am Ende, die Bevölkerung ist in vielen Europäischen Ländern rückläufig und überaltert (z.b Deutschland), die enorme Wirtschaftskraft wird faktisch von dem aufgeblähten Sozialsystem aufgefressen (z.b Frankreich, Großbritannien, Deutschland) und das vor allem auf Kosten des Militärs und der Forschung und damit der Fähigkeit Macht regional oder Global zu projizieren und sich weiter zu entwickeln. Nur mal so ein Beispiel aus der Raumfahrt, Europa gibt mit seinen GDP von ca. 15-16.000 Milliarden nur 4,2 Milliarden für die Raumfahrt aus, selbst die Russen geben da fast 3 Milliarden aus. Von Militär brauch ich gar nicht erst anfangen, man ist schlicht zu einer Lachnummer verkommen. Und ein einiges Europa ist nicht in Sicht, ja man entfernt sich sogar von dieser Vision und die Politische Instabilität in den 27 EU Ländern gibt Europa dann noch den Rest. Auch zeigen sich in Europa dieselben Symptome in Folge des Aufstieges Chinas wie sie es in den USA schon tun. Sprich deindustrialisieren und eine steigende bzw. wie in Fahle der USA längst totale Abhängigkeit von China.

    3. Den Fakt ist auch das wenn es China will die USA bankrott gehen würden und Europa gleich mit bzw. wenn es China will stürzt das bisherige Wirtschaftssystem zusammen. Einfach weil die USA an der Chinesischen Herz-Lungen Maschine hängen (China ist bekanntlich der USA größter Gläubiger und größter Lieferant aller Wahren des Täglichen Bedarfs) während Europa als Hirntoter Patient daneben liegt (weil Politisch zersplittert, Militärisch wehrlos und mit einer Gesellschaft die der Realität schlicht entrückt ist) um es mahl ganz böse zu formulieren.

    Das ist in etwa die Lage in Jahr 2011, China wächst indessen weiter mit Raten von um die 10% und es handelt sich hier um reales Wachstums.Denn China baut tatsächlich Glänzende Städte, Fabriken, Werften und produziert immer mehr Wahren und Rüstet zugleich massiv Militärische auf und macht den Westen Konkurrenz in allen Branchen oder nimmt ihn sein Technologie Monopol (Sei es ein eigenes GPS, eigene Trägerraketen inklusive Mondprogramm oder Flugzeugträger und Stealth Kampflugzeuge.). Ein Ende dieser Dynamik ist nicht in Sicht, wenigstens nicht in den nächsten 20 Jahren vor den es mir graut.

    Es sieht momentan einfach so aus als würde das Inhumane Chinesische Modell “den eher“ Humaneren Westlichem Modell den Rang ablaufen. Demografie und Umweltzerstörung und die Unfreiheit der Chinesischen Gesellschaft wie die Unfähigkeit andere Kulturen zu integrieren und die Konkurrenz durch die Demokratie Indien mögen ein Hoffnungsschimmer sein, aber ich würde auf den Westen nicht mein Geld setzen. Möge ich mich hoffentlich total Irren und möge Bynaus recht behalten mit seiner optimistischen Einschätzung, ich hoffe es ehrlich.

  33. @Aznagro: [Zitat:]\“mitleid ist ein luxus, den sich im großen maße nur die wohlhabenen leisten können.\“ Das ist vermutlich richtig, das hat ein kluger Mensch gesagt, vielleicht ist es von Rüdiger Nehberg, ich weiß jetzt nicht.

    Ich selbst kann nicht an diese gesellschaftliche Systematik glauben, die Du andeutest. Marxisten und Christen können das ja traditionell besonders gut. Vielleicht habe ich hier zu intensiv die gegenläufige Entwicklung miterlebt. Ich denke eher, daß es eine Frage der individuellen Erfahrungen ist, aus denen Menschen im Laufe ihres Lebens fortlaufend Schlußfolgerungen für ihr Verhalten ziehen. Wer die Erfahrung des Wohlstandes, z.B des Hausbesitzes oder auch der Ehe und Elternschaft noch nicht machen konnte, der wird auch keine neuen Verhaltensqualitäten und Problemlösungsstrategien auf dieser Ebene entwickeln können. Man kann ein Urteil dazu haben, es bleibt aber wenig fundiert. Das neue Verhalten aber, der neu gefundene Typ von Entscheidungen breitet sich dann durch Nachahmung in der ganzen Gesellschaft aus. Es ist aber fraglich (imho), ob die allgemeine Tendenz zum Positiven wirklich ultimativ und paradigmatisch feststeht.

    Ich gehöre zu den Wenigen, die schon lange vor der deutschen Einheit an die Möglichkeit glaubten, daß Zwischenformen zwischen den Gesellschaften in Ost und West möglich sein müßten. Die Chinesen haben das als erste bewiesen. Ob das ein Erfolgsmodell ist, muß man freilich noch abwarten. Diese Halb-und-Halb-Diktatur hat eigentlich nur einen wirksamen Vorteil: Wenn eine vernünftige Entscheidung gefunden ist, dann muß man sie nur noch anordnen, auch bei 1,4 Mr Menschen. Bei uns hier gehen die Streitereien dann erst richtig los. Und bis dann ein Kompromiß auf dem kleinesten gemeinsamen Nenner ausgekungelt ist, dann ist die beste Variante verworfen und die optimale Zeit zum Handeln vorüber. Deshalb sind viele unserer Gesetze schlecht, obwohl sie eigentlich von guten Leuten gemacht werden.

    Was die Amerikaner treiben, ist noch viel übler, das würde ich als eine Art Kastensystem bezeichnen, man hat entweder Einfluß auf die Politik oder man hat keinen. Dabei bin ich durchaus ein Anhänger von Kastensystemen, aber nicht von solchen, die durch Besitz und Macht determiniert werden wie in den USA. Soll als Bemerkung hier genügen.

  34. den beitrag von yadgar überspringe ich mal, da ich dazu nicht das notwenige hintergrundwissen über den staat afghanistan habe.
    aber in bezug auf die vorherigen artikel, bei denen alle seiten plausibel klingen und wahrscheinlich die prognosen und theorien beider seiten durchaus zutreffen könnten, möchte ich noch einmal kurz zwei punkte herausstellen, die meines erachtens essentiell sind (obwohl ich mich über einen beitrag über amerika auch freuen würde^^).

    1) ich geh davon aus, dass im grunde alle menschen auf gleichen gesellschaftlichen stufen gleich ticken, die gleichen bedürfnisse (siehe die berühmte pyramide) und letztlich auch eine ähnliche moral haben.
    hierzu kann man demonstrationen auf der ganzen welt vergleichen (welche an sich schon einen wichtigen schritt auf den gesellschaftsebenen darstellen): es wird gegen korrupte, unmoralische regierungen auf die straße gegangen, gegen krieg demonstriert und schließlich setzen die menschen auf höheren stufen sich sogar für dinge ein, die sie eigentlich nicht unmittelbar berühren, die ihnen eigentlich egal sein könnten. die ungebürliche behandlung von vermeintlichen terroristen in hochsicherheitsanlagen der amerikaner beschämt den zuschauer vor dem fernseher, weil es der moral zuwider läuft, man zeigt sich entrüstet, wenn tierarten fast ausgerottet werden und spendet geld, wenn in haiti lebensgrundlagen zerstört werden.
    man geht natürlich deswegen nicht gleich auf die straße und auch nicht alle denken so, aber es zeigt doch, wie weit das unrechtsempfinden von freien (soweit man denn je gänzlich frei ist) bürgern gehen kann.

    diese grundsätzliche moral wird durch das umfeld determiniert, menschen die in armut leben und selber leid erfahren, werden sich nicht sonderlich daran stören, dass irgendwo (vllt in einem anderen land) menschen gesteinigt werden. mit steigendem fortschritt und wohlstand schwinden die ablenkenden elemente, man beginnt probleme und sorgen zu suchen, wenn man selbst keine mehr hat und der blick wird unweigerlich weiter und man setzt sich für neue dinge ein, die plötzlich wichtig geworden sind.
    mitleid ist ein luxus, den sich im großen maße nur die wohlhabenen leisten können.

    diese gesellschaftliche entwicklung macht china durch, die menschen werden immer aufgeklärter, wohlhabender, sie pochen vermehrt auf ihre rechte und sehen missstände, die sie vorher vielleicht ignoriert haben und begehren (noch zaghaft) dagegen auf.

    wie schon beschrieben wurde, ist der einzige (und auch berechtigte!) pluspunkt der KP das wirtschaftswachstum. hört dieses auf bzw. sinkt dieses auf relativ \“normale\“ werte ab (rasant steigende löhne, sinkendes technologie-abkupfer-potential, vermehrtes augenmerk auf arbeitssicherheitsaspekte – siehe bergwerke die geschlossen werden, etc – umweltaspekte die zusätzliche kosten verursachen, etc), dann werden manche bedenken, die bisher mit dem argument des wachstums entschärft wurden, wieder mehr bedeutung bekommen.

    natürlich könnte man versuchen, die bedenken der bevölkerung niedrig zu halten, sei es durch bewusste erziehung in der art, dass grundeinstellungen, die wir im westen haben, nicht vorhanden sind oder dass aufwieglerisches denken und informationsbeschaffung einfach unterbunden wird (siehe great firewall). beides kann auf dauer nicht gelingen, wenn man davon ausgeht, dass der mensch grundlegende bedürfnisse hat, diese sich nicht ausschalten lassen und er dafür kämpft.

    ein erfolgreiches china unter einer diktatur kann nur bestand haben, wenn die diktatur faktisch keine mehr ist, sondern demokratische elemente vorherrschen. es sagt ja keiner, dass es noch andere arten der demokratie gibt, als die, die wir kennen :). denn im eneffekt scheinen alle argumente gegen china als weltmacht auf die diktatur als hinderniss hinauslaufen, vllt schaffen sie ja einen mittelweg.

  35. China, Indien, Brasilien, Polen, Türkei, oder wie gehabt Amiland… mag ja sein, dass diese Länder in den nächsten Jahrzehnten groß rauskommen werden… aber wer zuletzt lacht, lacht am besten!

    2150, der größte Teil der Menschheit ist an den Folgen von Peak Oil und dem anschließenden \“Decline\“ zugrunde gegangen, die Kontinente sind verwüstet und nachts aus dem Orbit gesehen stockdunkel… aber in einem dreieckigen Gebiet zwischen Amu-Darja, Suleiman-Gebirge, Pamir und Belutschistan strahlt das Licht der Zivilisation heller denn je!

    Auch wenn heutzutage nichts, aber auch gar nichts darauf hindeutet: ich hoffe für die Mitte des 22. Jahrhunderts auf Afghanistan als raumfahrende Weltmacht, der es nicht nur gelingt, sukzessive die durch Peak Oil-Decline und regionale Atomkriege verwüsteten Regionen wieder zu besiedeln, sondern im großen Stil ins Universum aufzubrechen… 2150 kreisen afghanische Raumstationen im Orbit, sind afghanische Astronauten (\“keyhânwardân\“) in afghanischen Raumschiffen auf Mond, Mars, Merkur, Ceres, Vesta, Ganymed, Kallisto und Titan gelandet und haben dort permanente Basen errichtet bzw. im inneren Asteroidengürtel mit kommerziellem Bergbau begonnen (mit Bergbau kennen sich die Afghanen aus!), sind unbemannte afghanische Sonden und Rover an allen Planeten, Zwergplaneten, Monden und größeren Asteroiden präsent, steht ein von afghanischen Wissenschaftlern erarbeitetes Konzept für interstellare Sonden kurz vor der Verwirklichung…

    Afghanistan kommmt, sage ich euch!

  36. Alex hat am 15.01.2011 14:49:03 geschrieben:
    \“über die Freiheitlichkeit der USA könnte man sicher ein komplettes eigenes Diskussionsforum öffnen.\“

    Definiere \“Freiheitlichkeit\“!

    \“Ob ein Zwei-Parteien-System wirklich demokratisch ist wage ich zu bezweifeln, zu ähnlich sind sich die beiden und alternative Meinungen sind praktisch abwesend.\“

    Parteien haben in den USA eine ganz andere Bedeutung als in Europa. Die Parteien in den USA können ja nicht mal ihre Kandidaten selbst bestimmen, das tuen die Primaries darum der Vorwahlkampf in den USA immer besonders spannend ist.
    Und wie man an der Tee-Party-Bewegung, um ein aktuelles Beispiel zu wählen, sieht, sind alternative Meinungen KEINESWEGS praktisch abwesend. Denn in der republikanischen Partei waren Tee-Party-Anhänger auch keineswegs Mainstream, auch wenn sie es in den Kongress geschafft haben.

    In Übrigen gibt es auch in Deutschland (5-6 Parteiensystem) Positionen die kaum vertreten werden.

    \“Als offen würde ich einen Staat, in dem jede weibliche Brust sofort zensiert wird, aber pausenlos Werbung für (auch militärische!) Waffen im Fernsehen läuft auch nicht bezeichnen.\“

    Klischees sind doch was feines…

    \“Freiheit ist den Amerikanern wichtig – aber nur die eigene. Vom Rest der Welt weiß man praktisch nichts, in den meistkonsumierten Medien wird praktisch einzig Berichterstattung über die USA gemacht – und deren Gegner in der Welt.\“

    1. Stimmt das durchaus nicht. Während des Kalten Krieges haben sich die USA massiv z. B. in Westeuropa engagiert und durchaus zur Stabilisierung von Demokratien beigetragen (z. B. im Marshallplan).
    2. Auch in europäischen Medien werden in erste Linie über Dinge vor der eigenen Haustür berichtet. Und dabei ist Europa insgesamt kleiner als das Staatsgebiet der USA!

    \“Das Bewußtsein, daß einzig das Individuum (aber nicht die Staatsform) einen wirklichen Wert hat, hat auch in Europa von den altgriechischen Urdemokratien über die auf das Individuum bezogene Religion des Christentums (welches zu seiner Zeit ein riesen Fortschritt war!), Renaissance, Industrialisierung und Hippiezeit einen extrem langen Weg gebraucht.\“

    Du meinst, vor der Hippizeit war Europa keine richtige Demokratie?

  37. Mal ohne die übrigen Kommentare komplett durchgelesen zu haben, würden ich 3 IMO wesentliche Punkte einbringen:
    1. Ich denke nicht, dass man China ernsthaft als Weltmacht bezeichnen konnte. Tatsächlich hatte China auch so etwas wie ein Mittelalter erlebt und dass die chinesische Kultur älter sei als die \“westlichen\“ (bzw. die Summerer) ist auch falsch. Tatsächlich hatte auch China das Zeug zur Kolonialmacht und hat es genutzt, hier darf aber nicht unerwähnt bleiben, dass auch einige indische Kulturen Kolonien in Ostafrika hatten.
    Der Grund, warum Europa so \“erfolgreich\“ war lag mW an 2 Faktoren (bzw. Theorien). Erstens, die Gründung exterritorialen Kolonien fiel in Europa mit einer großen Bevölkerungsexplosion zusammen. Zweitens es bestand zwischen den europäischen Mächten Konkurrenzdruck.
    2. Würde ich Meinungsfreiheit und Demokratie nicht unbedingt an Selbstverwirklichung knüpfen. Auch wenn es allgemeine Gründe gibt, die für Meinungsfreiheit sprechen, so ist es doch so, das viele Gesellschaften bereits in den Zustand von steigenden Wohlstand gelangt sind, ohne Meinungsfreiheit zu verwirklichen.
    Auch Demokratie fällt nicht vom Himmel, sondern erfordert ein bestimmtes Verhältnis zu seinem Gemeinwesen.
    3. Das Internet sollte nicht übersehen werden. Es wäre sehr wohl vorstellbar, dass in 100 Jahren feste Staatsgrenzen so überholt sind, wie heute konfessionelle Parteien. Dann gäbe es viele kleine Netzwerke, die alle in völlig unterschiedlichen Teilen der Welt leben, aber dennoch unter Umständen mehr Zusammengehörigkeitsgefühl haben als lokale Gemeinschaften. Ähnliches lässt sich heute schon beobachten.

  38. Ein China, das sich schliesslich mit den oben genannten Problemen konfrontiert sieht, wird auch aus der Raumfahrt aussteigen. Ob wir diese chinesische Raumstation also je sehen werden, steht wohl \“in den Sternen\“.

    Betreffend dem Stealth-Jet, diese Entwicklung war absehbar. Es wird aber noch mindestens ein Jahrzehnt dauern, bis ein solcher Jet es tatsächlich mit seinem amerikanischen Gegenstück (dem F-22) aufnehmen kann, und bis dahin ist die Technik dort längst weiter fortgeschritten.

    Es gibt keine Bodenschätze, die es nur in China gibt. Die Seltenen Erden, die derzeit in allen Medien sind, können in China zwar relativ günstig geschürft werden, verglichen zum Weltmarktpreis, was andere Anbieter aus dem Markt verdrängt hat. Seltene Erden gibt es jedoch weltweit. Gerade die USA haben eine riesige strategische Reserve davon, die darauf wartet, bei Bedarf aus dem kalifornischen Boden gekratzt zu werden. Aber warum sollten die USA das tun, wenn sie kein Geld dabei verdienen, während China freiwillig dieselben Stoffe auf dem Weltmarkt verkauft?

  39. Ich weiß nicht, ob man das am Thema Raumfahrt festmachen darf, wie fortschrittlich ein Land geworden ist. Es könnte doch auch sein, daß eine vernünftige Regierung eben vernünftigere Prioritäten setzt. In meinen Augen sah der Start der chinesischen Raketen jedenfalls besser aus als in Florida. Die brannten sauber wie eine Gasflamme.

    Viel interessanter finde ich die Fortschritte beim Entwickeln des chinesischen Tarnkappen-Kampfjets, die kürzlich vorgestellt wurden. Wenn man sich einmal überlegt, daß die gesamte Hightec dazu bei den Amis ausspioniert wurde und die Chinesen dadurch zweistellige Milliardenbeträge an Entwicklungskosten eingespart haben, da müßten die Amis doch vor Wut kochen. Nun fehlt nur noch, daß man für die elektrostatischen Beschichtungen seltene Elemente benötigt, die es nur in China als Bodenschätze gibt. Ich finde, die chinesische Strategie ist ausgesprochen klug, wenn ich Chinese wäre und das zu kontrollieren hätte, ich würde noch viel weniger strategisch wichtige Erze ausführen. Insbesondere, wenn man an die zukünftige Bedeutung von Laserwaffen denkt.

    Hier habe ich noch einen Link zur aktuellen Einschätzung Chinas als Wirtschaftsmacht. [ ] http://www.godmode-trader.de/nachricht/China-Die-Welt-ist-nicht-genug,a2440272.html

    Und hier noch einen zur allgemeinen Information über das Land: [ ] http://www.chinaseite.de/

  40. @Daniel: Die Fähigkeit, aus eigener Kraft bemannte Raumfahrt zu betreiben ist für sich genommen zwar ein vielleicht Indikator für eine Weltmachtstellung, aber schluss endlich ist es (heutzutage) nur Prestige, also kein echtes Argument. Erst wenn China seine Raumfahrtpläne wirklich umgesetzt haben wird, wird sich zeigen inwieweit dies seine Weltmachtstellung bestätigt, oder eben widerlegt.

  41. Neben Russland und den USA ist China das einzige Land, welches die bemannte Raumfahrt aus eigener Kraft bewältigen kann. Aus diesem Blickwinkel kann China bei den Grossmächten mithalten.
    Nach Plänen der chinesischen Raumfahrtagentur China National Space Administration CNSA, will China ab 2020 eine
    eigene, bemannte Raumstation betreiben.
    Chinese Lunar Exploration Program (CLEP) dient Erforschung des Mondes mit unbemannten Raumsonden und in einer möglichen späteren Phase mit bemannten Raumschiffen.

    de.wikipedia.org/wiki/Raumfahrt_der_Volksrepublik_China

  42. @Enal Yorl: Es spielt eigentlich keine grosse Rolle, ob China den \“Anspruch\“ hat, Weltspitze zu werden – wenn es auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technologie weltweit führend ist, und seine Bedürfnisse und Interessen auf der weltweit auch notfalls militärisch durchsetzen kann, dann ist es die dominierende Weltmacht. China hat zum Beispiel grosse Landflächen in Afrika zur Nahrungsmittelproduktion zusammengekauft, und um diese strategisch wichtigen Nahrungsmittel-Importe zu sichern, wird es seine militärische Macht auf den indischen Ozean projezieren müssen. Die Interessen mögen \“regional\“ motiviert sein, aber sie haben weltweite Konsequenzen – mit den USA und ihrer Abhängigkeit von ausländischem Erdöl ist das nicht anders. Das \“Weltverbessern\“ ist höchstens die Ettikete, die diesem globalen Verfolgen von strategischen Interessen (durch die USA und, bis zum zweiten Weltkrieg und der Entkolonialisierung, auch durch die Europäer) angehängt wurde.

    Ich stimme dir aber zu, dass sich die chinesische Regierung momentan Frieden und Stabilität mit wirtschaftlichem Wachstum erkauft. Je grösser der Wohlstand ist, desto höher werden die Löhne und Preise, und desto geringer wird das weitere Wirtschaftswachstum ausfallen – trotz steigender Binnennachfrage. Man beachte, dass in den 60er bis 80er Jahren Japan einen ähnlichen Aufschwung zu verzeichnen hatte, der direkt in die heutige Stagnation geführt hat. Ein homogenes und demokratisches Land wie Japan kann eine solche Stagnation aushalten – China, in seiner heutigen Form, nicht.

    @bozano & Anac: Die Geschichte wird sich nie genau wiederholen – aber politische Entwicklungen haben unter den typischen tagesaktuellen Entwicklungen oft auch tiefere, geografische Ursachen. Es ist zum Beispiel kein Zufall, dass die meisten Landesgrenzen entlang von Wasserscheiden in Gebirgen oder Flussläufen verlaufen. Solche natürlichen Schranken helfen, Grenzen zu stabilisieren. China hatte immer das Problem, dass es aus vielen verschiedenen Zentren bestand, von denen keines so mächtig war, dass es seine Grenzen soweit ausdehnen konnte, um sie an natürlichen Schranken zu stabilisieren – nur das Kaiserreich konnte das, aber nur durch \“Überdehnung\“. Die geografischen Umstände haben sich nicht geändert, auch wenn die heutige Technologie das Halten der heute \“endlich\“ erreichten stabilen Grenzen (Amur-Fluss sowie die Altai- und Himalaya-Gebirgskämme – der geostrategische Hauptgrund, warum China an Tibet festhält) möglicherweise einfacher macht.

    @Alex: Interessante Gedanken. Hier meine Gedanken dazu:
    1) Dass die Marktwirtschaft unter der chinesischen Diktatur gut gedeiht, ist unumstritten. Die Geschichte zeigt jedoch: Eine Gesellschaft, in der beim Geschäftemachten, Geldverdienen und Macht konzentrieren die Bedürfnisse der Bevölkerung komplett vergessen gehen, ist langfristig nicht stabil. Die Chinesen, dh, die Bevölkerung, ist ja nicht auf den Kopf gefallen – früher oder später werden sie merken, wenn sie von Politik und Wirtschaft übervorteilt wurden. Das geschieht ja zum Teil schon heute, wenn auch noch zaghaft.
    2) Es geht nicht nur um ein paar vereinzelte Genies. Ein Projekt wie, sagen wir, Apollo in den USA der 60er Jahre, braucht zehntausende von Menschen mit einer wissenschaftlichen oder technischen Ausbildung. Da kann man sich nicht auf einzelne beschränken, sondern muss eine ganze Generation dafür begeistern.
    3) Faktisch beträgt die Fertilität in China heute 1.5 Kinder pro Frau (Quelle: CIA World Factbook). Es ist nicht nur ein Kind, weil es auf dem Land ausnahmen für Landarbeiter gibt, und auch weil es \“illegale\“ Kinder gibt, die toleriert werden, wenn die Eltern dafür eine Busse bezahlen (dieses hat dann auch keinen Zugang zu einer höheren Ausbildung, etc.).
    4) Europa hat damit eben kein so grosses Problem. Die Situation ist zwar nicht so wie in den USA, aber Europa hatte schon immer viele aussereuropäische Zuwanderer, und dieser Zustrom von jungen Arbeitskräften wird auch in Zukunft nicht abnehmen, eher im Gegenteil (es wird eine Zeit kommen, wo sie sehr willkommen sein werden, weil die Zuwanderung dann zum einzigen Mittel wird, die Wirtschaft am Schrumpfen zu hindern und die steigenden Ausgaben für den älteren Teil der Bevölkerung zu bezahlen). Zudem ist die Fertilitätsrate in Europa nur sehr langsam auf die tiefen heutigen Werte abgesunken, das dämpft die Folgen des Überalterungsschocks etwas, dehnt ihn gleichzeitig über eine längere Zeit aus. Und nicht zuletzt haben z.B. nordische Staaten durch hohe Investitionen in kinderspezifische Sozialprogramme (wie etwa staatliche Krippenplätze für alle) wieder höhere Fertilitätsraten nahe an der Ersetzungsrate erreicht.
    5) Du hast recht, hier geht es nicht um die USA (das kommt vielleicht noch 😉 ). Sicher setzen die USA andere Prioritäten im Alltag. Trotzdem, eine so konsequente Rede- und Meinungsfreiheit wie in den USA gibt es wohl weltweit nirgends. Nur wenige andere Staaten trennen Staat und Religion so konsequent. Die Presse ist völlig frei von Repression. Es gibt natürlich auch viel mehr als zwei Parteien in den USA, aber deren Bedeutung wird in Europa eh überschätzt: Die Amerikaner können (wie die Schweizer, aber nicht die Deutschen) ihre Volksvertreter direkt wählen, ohne an Parteilisten gebunden zu sein. Wie keine andere weltweit atmet die amerikanische Verfassung den freiheitlichen, demokratischen Geist der Aufklärung – und die Amerikaner sind zurecht stolz auf sie.
    Natürlich gibt es in der Praxis, wie überall, auch (massive!) Probleme, und dass die Amerikaner nichts über die Welt wissen, ist ein altes Klischee, in dem sicher ein grosser Kern Wahrheit steckt – aber auch nicht mehr.
    6) Ja, Demokratien müssen wachsen. Ein Grund mehr, warum China am Ende der Wachstumsstrasse nicht so einfach auf einen demokratischen Kurs umschwenken kann.
    7) China ist eine regionale Grossmacht von weltweiter Ausstrahlung. Aber es ist eben nicht die Nummer eins. Und wird es auch nie werden. Denke ich. 🙂

  43. Ich finde, das ist ein sehr mutiger Artikel, Bynaus. Es ist vielleicht einer von denen, wo man zwanzig Jahre danach nicht mehr zugeben möchte, daß man sie verfaßt hat. Bin ganz anderer Meinung, aber ich werde das aus eben denselben Gründen hier nicht auswalzen. Die Darstellung von Alex kommt dem nahe. Darüberhinaus glaube ich fest daran, daß sich Erfolgsmodelle evolutionär auslesen. Wie wir es im anderen Thread dick angesprochen hatten: durch Nachahmung! Und zwar auch dann, wenn sie uns hier aus Gründen unserer Kultur und Gewohnheit gar nicht gefallen.

  44. Ich bin was einige Punkte angeht anderer Meinung. Das wird nun daher ein wenig länger werden, würde mich aber über Kommentare zu den Bedenken freuen:

    1.Punkt: die zunehmende Unabhängigkeit der multinationalen Konzerne von den Märkten durch die Oligopolisierung oder sogar Monopolisierung, ihre damit immer stärker wachsende Macht gegenüber den Nationalstaaten; im Kapitalismus entstehen keine Konzerne sondern sie vereinigen sich zu immer wenigeren, damit aber immer mächtigeren Gebilden. Viele sind schon längst über den Punkt hinweg wo sie sämtliche Kraft aufbringen müssen um im Konkurrenzkampf zu bestehen, oft ist das Marketing inzwischen fürs Überleben und Wachsen viel wichtiger als Innovation. Das kommt den Konzernen entgegen denn auch sie können keine Kritiker gebrauchen. Große Konzerne funktionieren ähnlich wie Diktaturen; entweder es gibt kein Wahlrecht oder es ist eine AG – dann sind die Stimmen käuflich, und die Käufer müssen nichtmal natürliche Personen sein. Freie Marktwirtschaft konnte zwar nur in freiheitlichen Gesellschaften entstehen, richtig wohl fühlt sie sich aber in Diktaturen; bislang war das undenkbar weil Diktatoren gerne alles kontrollieren; doch in China haben sie herausgefunden daß man die Konzerne ruhig machen lassen darf; die doppelte Abhängigkeit der Arbeiter (von Staat und Arbeitgeber) ist eine geradezu ideale Unterdrückungsstruktur.

    2.Punkt: die hellen Köpfe, auf die Konzerne noch angewiesen sind müssen nicht notwendigerweise Regimekritiker sein. Das Dritte Reich hat vorgemacht wie wahre Genies in deren Dienst zu stellen sind, ohne daß Gefahr von ihnen ausgeht. Die Meinung, ein starker Staat sei wichtig und Kritik daher schädlich ist selbst unter den gebildetsten technischen Genies weit verbreitet.

    3.Punkt: die Einkind-Politik ist blanke Theorie. In der Praxis hat in China jede Mutter nachwievor mehr als zwei Kinder. Ernste Probleme aufgrund mangelnden Nachwuchses sind daher nicht zu erwarten.

    4.Punkt: Wohl aber hat Europa damit ein sehr großes Problem. Eine Wirtschaft kann auch nicht völlig unabhängig von der Bevölkerungsgröße wachsen, sie basiert ja schließlich auch darauf.

    5.Punkt: über die Freiheitlichkeit der USA könnte man sicher ein komplettes eigenes Diskussionsforum öffnen. Ob ein Zwei-Parteien-System wirklich demokratisch ist wage ich zu bezweifeln, zu ähnlich sind sich die beiden und alternative Meinungen sind praktisch abwesend. Als offen würde ich einen Staat, in dem jede weibliche Brust sofort zensiert wird, aber pausenlos Werbung für (auch militärische!) Waffen im Fernsehen läuft auch nicht bezeichnen. Freiheit ist den Amerikanern wichtig – aber nur die eigene. Vom Rest der Welt weiß man praktisch nichts, in den meistkonsumierten Medien wird praktisch einzig Berichterstattung über die USA gemacht – und deren Gegner in der Welt. Tierreportagen aus Afrika sind darüberhinaus alles, was man in den USA vom Rest der Welt erfährt. Auch ein Mr.Obama kann daran nichts ändern.

    6.Punkt: zu einer derart im Volk verankerten freiheitlich-demokratischen Entwicklung wie in Europa ist es nirgendwo mehr auf der Welt gekommen; keine jetztige Diktatur in der Welt wird sich innerhalb weniger Jahre auf Demokratie umschalten lassen. Das Bewußtsein, daß einzig das Individuum (aber nicht die Staatsform) einen wirklichen Wert hat, hat auch in Europa von den altgriechischen Urdemokratien über die auf das Individuum bezogene Religion des Christentums (welches zu seiner Zeit ein riesen Fortschritt war!), Renaissance, Industrialisierung und Hippiezeit einen extrem langen Weg gebraucht. Den hat der Rest der Welt zum größten Teil noch vor sich, bzw. die Erfahrungen aus all dem fehlen da einfach im Bewußtsein jedes einzelnen.

    7.Punkt: was genau definiert eigentlich eine Großmacht? Daß sie Abkommen, Entscheidungen und Handel mit anderen Nationen aufgrund ihrer Markt- oder Militärmacht zu ihren Gunsten verschieben kann. Mit der VR China ist das längst der Fall – angefangen hatte es schon vor Jahren damit daß immer mehr Länder – darunter auch Deutschland! – sich der Diktatur beugten und ihre offiziellen diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abbrachen und dafür die VR China anerkannten (wozu es völkerrechtlich keinen Grund gab). Daß der Chinahandel zu wertvoll ist um dieser Diktatur einen Denkzettel zu verpassen merkte man mit den Aufständen 1989, als der Handelsboykott als Antwort gegen China abgelehnt wurde. Mit dem rasanten Wirtschaftswachstum seitdem und zunehmender militärischer Stärke hat China alle Asse in der Hand – niemand kann China mehr den Großmachtstatus absprechen weil niemand auch nur einen Schritt gegen dieses Land unternehmen kann ohne selbst massivst unter Druck zu geraten. Was wollte man denn unternehmen wenn China z.B. in der Mongolei einmarschiert? Vermutlich das gleiche wie beim Einmarsch in Tibet – nichts.
    Übrigens: gegen ein solches Boykott stehen auch noch die multinationalen Konzerne (und deren Lobbyisten weltweit…), die – egal wieviele Regimegegner abgeschlachtet werden – keinerlei Interesse an einem Handelsboykott haben.

    Aus all den Punkten geht hervor, daß China a) bereits Großmacht ist, b) die Wirtschaftsstruktur in keinem Gegensatz zur chinesischen Diktatur steht und c) die Situation Europas sowie der USA dagegen auch nicht sehr gut aussieht.

    Gruß Alex

  45. Zunächst einmal: Auch wenn es sehr beliebt ist, die Geschichte verläuft nicht zyklisch, daher treffen Prognosen, die sich an Beispielen aus der Geschichte orientieren, nie die ganze Wahrheit, umso mehr gilt dies in unserer Zeit. Wir befinden uns mitten in der industriellen Revolution und machen einen unvorstellbar rasanten Wandel durch, niemand kann sagen, wie die Welt in wenigen Jahrzehnten aussieht.

    Meine Vermutung ist, dass China unter dem Einfluss a) des Internets (weltweite Informationsfreiheit) und b) des zunehmenden Wohlstands in Zukunft nach dem schon weitreichend durchgesetzten Wandel des Wirtschaftssystems sich auch einen langsamen Demokratisierungsprozess durchmachen wird, an dessen Ende vielleicht nicht ein westliches Demokratiemodell stehen wird, aber immerhin mehr Menschrechte und mehr Rechtsstaatlichkeit. Ein solcher Wandel dürfte allerdings noch einige Zeit brauchen und erfordert vor allem einen Generationswechsel in der KP.

  46. Im Großen und Ganzen sehe ich das wie Enas Yorl, mit Ausnahem der Umweltverschmutzung.

    Die Sache mit den sich wiederholenden Zyklen von Königreich und Kaiserreich ist für die Zukunft weniger von Interesse, da sich durch die Medien, bei den meisten Menschen ein gewisses Bild eines Lebensstandards in den Köpfen bildet und diese wird sich dann auf die persönliche Wirtschaftskraft konzentrieren. Der ethnischen Zugehörigkeit wird weniger Wert beigemessen werden und dadurch auch in Vergessenheit geraten. Natürlich werden diese Prozesse einge Zeit brauchen aber sie werden eintreten.

    China wird sich, wie du schon geschrieben hast, verändern müssen aber diese Veränderungen werden nicht zu neuen Staaten führen.

  47. @Bynaus

    Die Geschichte mit der Spitze der Welt, beruht eigentlich mehr auf der westlichen Vorstellung das China tatsächlich versucht, den USA ihren Platz streitig zu machen. Dieser Anspruch ist aber auf chinesischer Seite, so gar nicht vorhanden. Politisch und militärisch, ist die Ausrichtung der chinesischen Regierung, sehr von regionalen Interessen geprägt. Konflikte und Probleme außerhalb der eigenen Interessensphäre, sind für China uninteressant. Im Reich der Mitte (der Name passt auch heute noch sehr gut), ist man recht zufrieden damit, das die USA und Europa den Weltverbesserer spielen.
    Wirtschaftlich gesehen, wird das Wachstums Chinas natürlich nicht endlos so weiter gehen. Allerdings wird es noch etwas dauern, bis sich dieser abschwächt. Das Potential beim Binnenkonsum ist immer noch gigantisch, hier hat die chinesische Bevölkerung noch einen sehr großen Nachholbedarf.
    Die Akzeptanz der chinesischen Regierung bei der Bevölkerung, ist direkt von dem Wirtschaftswachstum abhängig. China kann auf gut 20 Jahre Aufschwung zurückblicken, solange das so bleibt, wird sich daran wenig ändern. Natürlich gibt es hier enorme Unterschiede, zwischen der Bevölkerung in der Stadt und dem Land. Und kleinere Unruhen auf den Land, kommen auch immer wieder vor, nur fehlen diesen Teil der Bevölkerung, alle Mittel und die Organisation, um damit der Regierung gefährlich zu werden.
    Das größte Problem der chinesischen Regierung, wird in Zukunft die Umweltverschmutzung sein (auch wenn ich bezweifle, das man das im Staatsrat schon begriffen hat). Umweltbedingte Erkrankungen, nehmen in China stark zu, und mittlerweile haben zahlreiche Lebensmittelskandale (z.B. die melaminverseuchte Babymilch) den Unmut der Bevölkerung erregt. Ohne eine freie Presse und unabhängige Justiz, wird es kaum möglich sein, den korrupten Behördenapparat dazu zu bringen, tatsächlich für die Einhaltung der Lebensmittel- und Umweltgesetze zu sorgen.
    Das es auch anders geht, sieht man an Hongkong und Macau. Wann man es aber in Beijing wagen wird, aus diesen beiden Langzeitexperimenten zu lernen, und sich an Reformen macht, steht in der Sternen. Von Hu Jintao und Wen Jiabao, ist in dieser Angelegenheit jedenfalls wenig zu erwarten.

    問候

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