Tigerstreifen auf Enceladus

Der Saturnmond Enceladus ist den Planetologen ein Rätsel: er wäre eigentlich viel zu klein, um vulkanisch aktiv zu sein. Tatsächlich weist er aber einen intensiven Eisvulkanismus und eine dünne Wasserdampf-Atmosphäre auf. Nun wird er sogar als Kandidat für primitives Leben gehandelt…

Der Saturnmond Enceladus
Der Saturnmond Enceladus
Enceladus ist ein ganz besonderer Saturnmond. Obwohl er nur gerade 500 km Durchmesser aufweist, ist er kugelförmig rund. Zudem hat er die hellste aller Oberflächen im Sonnensystem: mit einer Albedo (Reflektivität) von 0.92 ist sie weiss wie frischer Schnee. Die amerikanisch-europäische Raumsonde Cassini, die seit dem Herbst 2004 den Saturn untersucht, hat nun spektakuläre Bilder von dieser fremden Welt zur Erde zurück geschickt.

Auf diesen ist zu erkennen, dass die Oberfläche von Enceladus ausserordentlich jung sein muss: es sind nur sehr wenige Krater zu erkennen. Die ganze Oberfläche ist von Brüchen (sogenannten „Tigerstreifen“) durchzogen, an deren Rändern sich Ansammlungen von organischen Molekülen finden. Zur Ãœberraschung aller mass die Raumsonde eine extrem dünne Atmosphäre aus Wasserdampf, Stickstoff und etwas Kohlendioxid. Da der Mond viel zu klein ist, um eine nennenswerte Atmosphäre festzuhalten, muss irgend etwas die Atmosphäre ständig „nachfüllen“, da sie ansonsten in wenigen tausend Jahren vollständig in den Weltraum entschwinden würde.

Am Südpol des Mondes wurde nun eine „warme Stelle“ entdeckt, wobei hier gleich relativiert werden muss: statt -200 Grad Celsius ist es an dieser Stelle „bloss“ -180 Grad kalt. Doch dieser Temperaturunterschied muss irgendwie erklärt werden. Der Mond hat zu wenig Masse, um – wie etwa die Erde – nennenswerte Mengen von Wärme durch radioaktiven Zerfall von langlebigen Radionukliden wie Kalium, Uran oder Thorium zu erzeugen. Auch befindet er sich nicht in einer besonders exzentrischen Umlaufbahn, so dass auch die Erklärung des „Gravitationswalkens“ durch Satrun nicht greifen kann. Weiter gibt es auf dem kleinen Mond nur geringe Mengen von Ammoniak, so dass auch dieses natürliche Frostschutzmittel als Erklärung wegfällt. Weiter ist erstaunlich, dass ausgerechnet Enceladus so aktiv ist, während seine Nachbarmonde Mimas (etwas kleiner) und Tethys (doppelt so gross) geologisch praktisch tot sind.

Die Atmosphäre scheint von einer Gruppe von Eisspalten in der Nähe des Südpols auszugehen. Diese Eisvulkane (sogenannte „Kryovulkane“) speien regelmässig flüssiges Wasser und organische Moleküle aus, die sich dann als Atmosphäre um den Mond verteilen und langsam in den Weltraum verdampfen. Durch die ständige Nachfüllung durch die Eisvulkane bleibt dem Mond seine dünne Atmosphäre erhalten. Beobachtungen der Eisspalten zeigen, dass diese noch vor 10 bis 1000 spätestens aktiv gewesen sein müssen.

Auf Enceladus schient also einiges los zu sein: flüssiges Wasser, organische Moleküle, geologische Aktivität bis in die Gegenwart… kein Wunder, wird Enceladus bereits als neuer Kandidat für die Suche nach primitivem Leben auf anderen Welten gehandelt. Nicht nur Mars, sondern auch der (im Vergleich mit Enceladus riesige) Jupitermond Europa, und nun eben auch Enceladus, scheinen Orte zu sein, an denen sich Leben bilden und erhalten könnte – bis zum heutigen Tag.

Enceladus, seine Vulkane und seine Atmosphäre bleiben vorerst ein spannendes Wissenschafts-Rätsel.

2 Kommentare

  1. Ganz so geheimnisvoll finde ich den Mond aber nicht.. Wahrscheinlich ist doch ein Einschlag eines kleineren Mondes Von Saturn auf Enceladus der seine Oberfläche zum großen Teil aufgeschmolzen hat.
    Da Eis und Wasser ein, verglichen mit Silikatgestein, schlecht geeignetes Medium zur Aufnahme der Energie die bei einem Aufprall freigesetzt ist. Liegt für mich die Vermutung nahe, dass der Körper durch die Eishülle des Mondes Gedrungen ist und sich die noch zum großen Teil erhaltene Energie am Kern entladen hat. Die aufgeschmolzenen Eis-/Wassermassen stürzen über der Einschlagstelle zusammen und frieren an der Oberfläche auf Grund der niedrigen Temperaturen wieder zu.
    Das was wir heute sehen wäre dann die Restwärme des Einschlages. Die abhängig von der Große des Einschlags über einen längeren Zeitraum erhalten bleiben kann. Eis ist wie bekannt ein gutes Dämmmaterial.

    Die Wahrheit herauszufinden überlassen ich aber gerne den Profis, die auch was davon verstehen.
    😉

  2. Kann es sein, das die Sonne, durch ihre Strahlung, Spannungen in der Eiskruste verursacht? Und wie sieht es mit dem Strahlungsgürtel aus, sofern er vorhanden und in der Nähe ist?

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