Eine eisige Welt, 5.5 mal schwerer als die Erde

Auf der ewigen Suche nach einer zweiten Erde da draussen in den Tiefen des Alls ist nun ein weiterer Schritt nach vorn gelungen: Astronomen haben einen Planeten entdeckt, der etwa 5.5 Erdmassen haben dürfte und seinen kühlen Stern in drei mal grösserer Entfernung umkreist als die Erde die Sonne.

Der ferne Planet in einer Zeichnung
Der ferne Planet in einer Zeichnung
Seit vor über 10 Jahren der erste Exoplanet im Orbit um einen sonnenähnlichen Stern entdeckt wurde, haben Astronomen mit ständig verbesserten Instrumenten rund [http://www.planeten.ch 170 Exoplaneten] entdeckt. Alle bis auf einen (jetzt: zwei) sind Gasplaneten wie Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Viele von ihnen umkreisen ihren Stern in einem engen Orbit, nur wenige Prozente der Entfernung der Erde zur Sonne von ihrem Stern entfernt – und weisen damit Temperaturen von über 1000 ° C auf.

In letzter Zeit werden aber immer mehr auch kleinere Planeten entdeckt – das ist kein Zufall, sondern es liegt an der Verbesserung der Messtechniken. Diese erhöhen die Chancen, massive und ihrem Stern nahe stehende Planeten zu entdecken, überproportional zu ihrer wahren Häufigkeit. Statistisch gesehen bedeutet die neue Entdeckung, dass kleine Planeten wie dieser häufig sein sollten – wesentlich häufiger als etwa Gasriesen. Genau dieses Ergebnis kam auch bei zahlreichen Simulationsrechnungen heraus, mit denen die Planetenbildung in fernen Sternsystemen simuliert wurde.

Der neue Planet trägt den prosaischen Namen „OGLE-2005-BGL-390L b“ und umkreist einen kleinen, roten Stern von rund 0.22 Sonnenmassen in rund 25’000 Lichtjahren Entfernung. Der Planet selbst hat zu seinem Stern (zum Zeitpunkt seiner Entdeckung) eine Entfernung von rund 2.6 AU (1 AU = die Entfernung der Erde zur Sonne) und eine Masse von 5.5 Erdmassen (die Masse könnte aber auch so klein wie 2.8 oder so hoch wie 11 Erdmassen sein). So weit von seinem Stern entfernt dürften dort Temperaturen von rund -220 ° C herrschen – viel zu kalt für Leben im herkömmlichen Sinn also. Forscher vermuten jedoch, dass der Planet eine eisige Oberfläche hat, die womöglich viele hundert Kilometer dick ist – unter dem Eis könnte sich ein gewaltiger Ozean verbergen, der von den zahlreichen Unterwasservulkanen des Planeten flüssig gehalten wird (je massiver ein terrestrischer Planet ist, desto aktivere Vulkane hat er – daher ist zu vermuten, dass dieser Planet vulkanisch sehr aktiv ist). Ãœber der Eiskruste spannt sich vermutlich eine dichte Atmosphäre. Eine kurze Ãœberschlagsrechnung ergibt für den Planeten etwa den doppelten Durchmesser der Erde und etwa eine doppelt so grosse Oberflächenanziehungskraft.

Viel mehr lässt sich über den Planeten leider nicht aussagen: Er wurde mit Hilfe einer sogenannten Gravitations-Mikrolinse entdeckt: die Masse des Sterns, den der Planet umläuft, krümmt dabei das Licht eines noch weiter entfernten, dahinter liegenden Sterns, wodurch dieser (scheinbar) kurz aufblitzt. Kurz nach dem Stern leuchtet der Hintergrundstern nochmals kurz auf, diesmal aufgrund des Planeten selbst. Durch eine sorgfältige Analyse des gemessenen Lichtflusses konnten die Forscher die Informationen über diesen Planeten gewinnen. Da Gravitationslinsen leider einmalig sind, besteht leider keine weitere Möglichkeit, den Planeten zu untersuchen – vermutlich wird man nie wieder etwas von ihm hören (zumindest nicht für eine lange, lange, lange Zeit). Uns bleibt nur die Entdeckung und sonst nichts.

Es ist dennoch eine spannende und faszinierende Entdeckung. Wann werden wir den ersten erdähnlichen Planeten finden?

Artikel bei Space.com

Artikel bei NewScientist.com

Publikation der ESO

Abstract bei Nature.com

6 Kommentare

  1. Ich glaube er heißt …
    OGLE-2005-BLG-390L b
    und nicht
    OGLE-2005-BGL-390L b
    (Quelle: de.wikipedia.org/wiki/OGLE-2005-BLG-390L_b=)

    FG Thanathos

  2. Nein, Wasser muss nicht unbedingt flüssig bleiben unter dem eigenen Gewicht – es gibt etwa zehn verschiedene Arten von Eis, jede mit einer anderen Kristallstruktur, und einige davon sind kompakter als flüssiges Wasser. Einige davon sind sogar bei hohem Druck und hohen Temperaturen noch stabil.

    Unter Atmosphärendruck ist das, was du geschrieben hast, korrekt: Wasser ist am dichtesten bei einer Temperatur von 4 Grad Celsius.

  3. Hallo, du schreibst das unter dem Eismantel aufgrund von Vulkanität, das Wasser flüssig bleibt!

    Ist dies nicht auch ohne Vuklanität zu vermuten, da doch Wasser seine höchste Dichte im flüssigen Zustand erreicht, also unter dem eigenen Gewicht flüssig bleiben muss. Das mag auch falsch sein, hab ich nur noch so in Erinnerung. Ich kann mir dann aber auch nicht, soweit ich mich noch richtig erinnere, die 4 Grad bei höchster Wasserdichte bei einer solch kalten Umgebung erklären! Oder waren es 0,4 Grad!

    Was meinst du dazu?

  4. Wenn die Entwicklung noch 10 Jahre so weiter geht, haben wir die ersten erdähnlichen Planeten in ca. 20 Lichtjahren Entfernung bald entdeckt.
    Dann noch den „Heim“ Antrieb und ab gehts 🙂

Kommentare sind geschlossen.