Der Phönix der Zivilisation

In unserem Geschichtsverständnis sehen wir die Menschheitsgeschichte als lineare Entwicklung: Aus den Höhlen, zu den Sternen. Tatsächlich spielte sich Zivilisation bisher immer in Zyklen von dunklen und goldenen Zeitaltern ab – Doch wann beginnt das nächste dunkle Zeitalter?

Nach dem 11. September
Nach dem 11. September
Für den grössten Teil der Menschheitsgeschichte gabe es keine Hochtechnologie: Keine Computer, keine Raumfahrt, keine Flugzeuge, keine Elektrizität. Es gab auch keine Feuerwaffen, keine Verbrennungsmotoren, keine Rohstoffausbeutung, keine Millionenstädte, keine Fabriken. Während dem grössten Teil der Menschheitsgeschichte waren die Menschen Jäger und Sammler, Händler und Bauern.

Natürlich „wissen“ wir das – es lässt sich in jedem Geschichtsbuch nachschlagen, wir haben es in der Schule gehört – in der Geschichte wurden die meisten, (für den westlichen Kulturkeis massgebenden) Hochkulturen wie die Ägypter, Griechen, Römer, Araber und Chinesen abgehandelt – man beendet diese rasante und blinde Fahrt durch die Geschichte mit dem Siegeszug der Europäer in der Welt, mit dem Ausbau ihres technologischen Vorsprungs, mit der Landung auf dem Mond.

Der Hegelsche „Weltgeist“, der die Hochkulturen rund um den Globus inspiriert, ist auf seiner langen Reise von Ost nach West endlich ganz im Westen (in den USA) angekommen und wird nun für immer dort bleiben… (er weiss wohl nicht, dass die Erde eine Kugel ist…)

Die heutige Hochkultur, so scheint es aus dieser Perspektive, ist bloss eine Ãœbergangszeit: Unsere primitiven Vorfahren kamen aus den Höhlen, schlugen sich gegenseitig die Schädel ein und hatten keinen Sinn für Kultur. Unsere gottgleichen Nachfahren werden zu den Sternen aufbrechen, alle Krankheiten heilen und überhaupt alles Ãœbel aus der Welt schaffen. Wir stehen in diesem Selbstbild irgendwo dazwischen – mit hochkomplexer Technologie ausgestattet, schlägt unsere eigentlich primitive Natur immer wieder durch. Wir sind Halbgötter, nicht wild und primitiv wie in unseren Albträumen, aber auch nicht gütig und weise wie in unseren Träumen.

Zunächst einmal: Ich glaube, dass dieses Menschenbild völlig verfehlt ist (obwohl es natürlich weit verbreitet ist – und nicht nur bei uns: Unzählige Religionen drehen sich um das Spiel zwischen Primitivtät und Göttlichkeit, um Gut und Böse im gleichen Wesen, das Gott und Affe zugelich ist). Die Menschen von heute sind dieselben wie damals, vor 30000 Jahren, als ihre Vorfahren die Welt eroberten. Wir sind nicht besser oder schlechter als unsere Vorfahren – und auch nicht besser oder schlechter als unsere Nachfahren es je sein werden. Auch in Zukunft wird es „Engel“ und „Dämonen“, Feige und Mutige, Erste und Letzte geben, wird Technologie zum Guten wie zum Schlechten eingestzt werden. Egal, welche Technologie die Menschheit noch entwickeln wird – in dem Moment, in dem sie (vielleicht, eines Tages…) ihr genetisches Erbe aus der Steinzeit ablegt, wird sie aufhören, die Menschheit zu sein, und zu etwas anderem, ganz neuem werden.

Ich glaube auch, dass dieses „lineare“ Geschichtsverständnis falsch ist. Die Hochkulturen, die wir kennen, sind alle durch Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende von „dunklen Zeitaltern“ voneinander getrennt. Obwohl viele Jahrtausende vergangen sind, seit die ersten Jäger und Sammler zu Bauern und Händlern wurden, hat es bis heute keine Hochkultur geschafft, sich länger als ein paar Jahrhunderte zu halten. Danach zerfallen Paläste und Heiligtümer, das angehäufte Wissen geht verloren, Hungersnöte und Kriege dezimieren die Bevölkerung. Ãœbrig bleiben nur Geschichten und Wunder eines verlorenen Paradieses, einer „goldenen Zeit“, die von Helden mit unglaublichen Fähigkeiten, von Halbgöttern gar, bevölkert war. Danach vergeht viel Zeit, und langsam, langsam, kehrt die Technologie zurück, bis ein neues, kurzes, „goldenes Zeitalter“ beginnt.

Noch jede Hochkultur hatte bisher den Eindruck, sie stelle den Zenit der menschlichen Entwicklung, die „Krone“ der menschlichen Zivilisation dar – genau wie wir heute. Weshalb gehen wir davon aus, dass dieser Zustand andauern wird? Wäre es nicht vielmehr vernünftig anzunehmen, dass Hochzivilisation letztlich vergänglich ist? Dass Gesellschaften wie unsere einen Extremfall in der menschlichen Geschichte darstellen (wie er bisher noch nicht stattgefunden hat)? Könnte es sein, dass die moderne Zivilisation die erste Hochkultur ist, die Jahrtausende überdauern wird?

Ich denke nicht. Jede Hochkultur hat eine Quelle, aus der sie sich speist: Das kann eine mächtige Stadt sein, eine grosse Bevölkerung, eine Religion, ein neu entdecktes, reiches Land – in unserem Fall ist es der billige Zugang zu Energie. Energie war immer schon der limitierende Faktor der menschlichen Zivilisation. Die Energie, die sich natürlicherweise aus dem Ökosystem der Erde für die Menschheit abzweigen lässt, erlaubt nur ein „Bauern- und Händler“-Niveau. Mit der Entdeckung Amerikas fielen den Europäern des Spätmittelalters plötzlich die Resourcen eines ganzen, zustätzlichen Kontinents in die Hände – dies erlaubte ihnen, die Welt zu erobern und sich so noch mehr Resourcen anzueignen – darunter auch die ultimative Energieresource, die unsere Welt bisher angetrieben hat: Erdöl.

Erdöl enthält eine gewaltige Menge Energie: um sich das zu veranschaulichen, braucht man sich bloss vorzustellen, wie viel man mit einem einzigen Liter Benzin machen kann: Auf 100 km/h beschleunigen und dann etwa 10 km weit fahren. Und nun stelle man sich vor, man müsste dies ‚von Hand‘ erledigen. Erdöl hat der westlichen Zivilisation (die bald die Zivilisation der ganzen Welt wurde) erlaubt, die Erde so zu beherrschen wie keine andere Zivilisation zuvor.

Doch nun fragt sich: Kann die Menschheit das, was sie errichtet hat, bewahren? Gelingt der rechtzeitige Umstieg auf erneuerbare Energiequellen, bevor das Erdöl unbezahlbar teuer wird? Lassen sich diese erneuerbaren Energiequellen danach auch weiterhin zuverlässig warten und reparieren, wenn es keine billige Energie mehr gibt? Gelingt es, die Abwärtsspirale abzuwenden? Denn wenn Energiequellen selber Energie benötigen, um gewartet zu werden, so werden nur noch die Energiequellen derjenigen erhalten, die es sich leisten können, ihre Wartung zu bezahlen – die Energiequellen derjenigen, die nicht bezahlen können, gehen verloren, so dass mit der Zeit immer weniger Energie zur Verfügung steht, also immer teurer wird, womit noch mehr Energiequellen verloren gehen…

Die einzige Lösung aus diesem Dilemma wäre, eine andere, billige Energiequelle zu finden – doch zur Zeit scheint keine in Reichweite. Wenn Energie wirklich der limitierende Faktor für Hochkulturen ist – und vieles spricht dafür – dann dürften die Chancen, dass die gegenwärtige Hochkultur auch nur von begrenzter Dauer sein wird, ziemlich gross sein.

Wann wird ein solcher Kollaps kommen? In 50 Jahren? In 100 Jahren? Und wie lange wird er dauern? Wir wissen es nicht. Doch ich bin sicher: Nach einer dunklen Zeit, nach 100, 500, 1000 Jahren, wird die Hochzivilisation zurückkehren. Wer wird sie dann erneut auf eine globale Ebene bringen? Die Chinesen? Die Südamerikaner? Die Afrikaner?

In diesem scheinbar ewigen Zyklus von Zivilisation und Zerstörung gibt es einen Hoffnungsschimmer: der generelle Trend zeigt doch in Richtung Sterne. Die Hochkultur der Griechen und Römer war weiter entwickelt, mächtiger als zuvor die Ägypter. Die Hochkultur der mittelalterlichen Araber wiederum war weiter als jene der Römer – und unsere ist weiter als diejenige der mittelalterlichen Araber. Vielleicht gelingt der nächsten Zivilisation, was uns versagt bleiben könnte: Die Eroberung und Besiedlung des Sonnensystems. Wird es danach wieder zum Kollaps kommen? Mit einzelnen, autarken Kolonien, die um ihr Ãœberleben kämpfen und auf eine neue Hochkultur von der Erde warten? Möglicherweise wird es dann einer übernächsten globalen Hochkultur gelingen, die nächsten Sterne zu erreichen. Möglicherweise werden wir noch viel länger warten müssen, möglicherweise wird es nie geschehen.

Doch bis dahin vergeht noch viel, viel Zeit.

14 Kommentare

  1. Mehr Sorgen als das Ende des Erdöls macht mir, dass der traditionelle Ackerbau ( auf Basis von Sonnenlicht und Boden im Freien) an seine ökologische Grenze stößt, sowie die Überforderung der natürlichen Trinkwasserregeneration.

    In einer Welt, in der jeder in Frage kommende Hektar und auch die Meere intensiv landwirtschaftlich genutzt werden, funktioniert die Selbstreinigung von Ökosystemen schlechter;
    Auch Schadstoffe natürlichen Ursprungs zB Brommethan aus Seetang oder von Termiten freigesetztes Chloroform können
    dann sehr problematisch werden zB für die Ozonschicht, diese Gefahr verstärkt sich noch wenn außer Kraft gesetzte ökologische Regelmechanismen zu extremer Vermehrung einzelner Arten führt.

    Für die Zukunft sehe ich zwei Möglichkeiten:
    1. Das Zeitalter billiger Sonnen- oder Fusionsenergie in Massen , in dem mit anderen Maschinen die Dienstleistungen der Natur ersetzt werden, zur Not mit sehr geringer Effizienz und hohem Energiebedarf( Abfälle sich zum Himmel türmen lassen und zum Beispiel aus Karbonatgestein neu produzieren,Sauerstoff aus Wasser statt geschlossener Kreisläufe), dieses Szenario macht den Zugriff auf die Ressourcen des Sonnensystems unumgänglich.

    2.Die Menschheit bedient sich weiterhin der Wälder und Meere
    als Lieferant von Sauerstoff,Nahrungsenergie, aber auch komplexen Produkten wie Papier und Leder, als Aufenthalts- und Freizeitort, als Fundgrube von Biodiversität und als \“ Lebenserhaltuungssystem\“, aber die Produktivität wird künstlich erhöht, in dem planvoll Trockengebiete bewässert,
    Meeresströmungen umgeleitet werden um Plankton zu düngen und auch ansonsten der jeweilige Minimumfaktor nach oben verschoben wird. Oder es wird gleich ein besserer Sonnenlichtsakkumulationsprozeß als die Photosynthese in biologische Organismen integriert.

    Weil technische Prozesse kein stabiles Ökosystem schaffen können, würde die Zivilisation im Szenario 1 gewaltige Mengen Ressourcen zu sehr geringen Teilen nutzen,verschmutzten und unbrauchbar machen wie z.B. Wasser in der Metallgewinnung.

    Szenario 2 hingegen setzt vorraus, das die der Biosphäre verfügbare Energie künstlich erhöht wird, und Modifikationen an der Biosphäre selbstragend sind, der Mangel müsste durch den Menschen zu einem evolutionären Sprung in der Energiegewinnung führen, wie zuletzt die Entstehung der Photosynthese.

  2. @moni Man kann aus Müll Energie machen- aber seine Herstellung hat zuvor schon mehr verbraucht( streng physikalisch natürlich falsch formuliert)

  3. Der Umstieg in neue Energiequellen hat, mit der ersten Markteinführung von Elektroautos im nächsten Jahr, schon begonnen. In Zukunft wird nukleare (Kernfusion) und/oder alternative Energie eine große Rolle spielen.
    Fragt sich nur wie die Länder der Erdöllieferanten weiter existieren werden wenn sie nicht selber \“aufwachen\“.

    Ich will daran erinnern das unsere Hochkultur nur einen kleinen Teil der Menschheit ausmacht. Der Rest ist verarmt oder (Technologisch) von uns abhänngig. So grausam sich das auch anhört, aber wir sollten uns von der primitiven Lebensweise, Armut und Kriege anderer Völker nicht vom Weg abbringen lassen. Wir tragen schließlich keine Verantwortung dafür, das wäre sonst das Ende unserer Hochkultur und der Zukunft der Menschheit!

  4. Die Nullpunktenergie (Falls es die wirklich gibt)

    Aber Solarpanele und solche Elemente, die Wärme direkt in Energie umwandeln wären auch schon sehr gut, um längerfristig Energie zu gewinnen.

  5. Die Kenrnfusion und die künstliche Photosynthese das wärs…
    Und wer weiß; Vielleicht gibts ja noch eine andere Möglichkeit riesige Mengen Energie zu bekommen im Weltraum.

  6. Wir wissen seid 50 Jahrend das Eröl weniger wird! Nur es macht keiner was dagegen! Oder erfindet was! Tja dafür werden jetzt wieder Uran-Kraftwerke gebaut die wirklich gefährlich sind, weil sie das Erbgut verändern. Aber sie sind eben billig. Und weil Denken so schwerr fällt und so teuer ist, werden erstmal solche Energiequellen benutzt. Ich frag mich auch ob mal etwas Besseres erfunden werden kann. Man kann sogar mit \“Müll\“ ein Auto zu fahren bringen (in dem er verbrannt wird) oder so viel ich weiß fährt ein Auto auch mit Alkohl! Nur es ist den Leuten zu langsam. Auch in den 80er gab es sogar Elektroautos. Aber ist den Leuten auch zu langam. Tja, aber es gibt Möglichkeiten, wie man sieht! Nur irgendwie zu wenig Geld. Der Mensch probiert gern aus. Er lässt das Ende kommen und denkt erst dann nach. Menschen brauchen sogar Rückschläge, damit sie nicht verlernen zu denken. (Hört sich irgenwie komisch an) Natürlich will ich nicht das Menschen sterben, aber erst wenn etwas passiert ist, denkt der Mensch nach. (Selbst dann nicht immer korrekt) Es gibt zu viele Menschen die an der Macht sind (außerdem sehr viel Geld haben und nicht wissen was sie damit machen sollen) und den Hals nicht voll bekommen. Das Geld kommt nicht an die richtigen Stellen.
    Wenn mehr darin investiert werden würde dann könnte sich auch was entwickeln.

  7. Mit \“Energiequelle\“ ist natürlich kein Perpetuum Mobile gemeint, sondern ein Prozess, der Netto für Menschen nutzbare Energie erzeugt. Z.B. die Kernfusion, oder die Nutzung von Sonnenenergie, etc. Da dieser Prozess immer aufrecht erhalten werden muss, ist er arbeitsintensiv, weshalb für diese Arbeitsleistung durchaus Geld verlangt werden kann. Energie selbst hat zwar keinen Preis, aber Energie, die durch den Menschen genutzt werden kann, schon.

  8. so ein quatsch \“ die einzige Lösung aus diesem Dilemma wäre, eine andere, billige Energiequelle zu finden \“
    energie kann nicht entsehen, energie ist da und wird nur in die von menschen nutzbare enregie umgewandelt, desshalb ist unendlich energie da, nur die kann man nicht verkaufen und es gäbe keine weltkonzerne nur öl und andere fossiele brennstoffe können verkauft werden.
    \“ein rad was sich von \“geisterhand\“ immer dreht ist der untergang der heutigen primitiven zivilisation\“

  9. Na ja, ich zähle ja zu den Glücklichen, die im Villengürtel des Dorfes leben. Würde ich nicht so privilegiert sein, deshalb eh schon ständig gegen den Tod kämpfen müssen, wären mir diese Probleme wahrscheinlich egal. – Obwohl es wahrscheinlich sogar im Untergang ungerecht zugeht: Am ehesten dürfte es die armen Menschen treffen, die auch jetzt schon nicht auf der Sonnenseite stehen.

  10. Naja, „ausgezeichnet“ wird die moderne Zivilisation durch diese Städte vielleicht nicht: Aber sie wären ohne sie – und ohne grosse Mengen an billiger Energie – nicht möglich gewesen. Und deshalb betrifft die Energiezukunft der Welt eben alle „im Dorf“: Denn ohne billige Energie dürfte es sehr schwierig sein, mehr als, sagen wir, 10 der ursprünglichen Bewohner noch zu ernähren. Darüber, wer diese 10 sein werden, dürfte ein heftiger Streit entbrennen. Welche 10 von den 100 Dorfbewohnern haben denn die grösste Chance, am Schluss noch zu leben?

  11. Der abgeschnittene Text: meine Schuld. Da hätte ich aus der Quelle besser Copy-Pasten müssen 🙂

    Man kann geteilter Meinung sein, ob die Riesen-Stadtgewächse in der „Dritten Weltâ€? nun wirklich eine Errungenschaft sind, die eine Hochkultur auszeichnen.

    Immerhin begreifen wir uns doch (langsam und unvollständig, aber immerhin tendenziell) als „eineâ€? Welt. Und wenn ich dann diesen Dorf-Vergleich heranziehe: Der kurzfristige Erfolg, von dem zu Recht sprichst, ist eh nur in ein paar Villen am Dorfrand eingezogen.

    Vielleicht haben wir das Überleben einfach nicht verdient. zumindest solange nicht, solange nicht alle im „Dorf� etws von den Segnungen der Hochkultur haben.

  12. Schade, dass dein Text abgeschnitten wurde – ich hoffe, dass da kein technisches Problem von „meiner“ Seite vorlag.

    Ich glaube, dass die Bezeichnung „Zeitalter der billigen Energie“ gar nicht mal so verkehrt ist: Auch die sogenannt „Dritte Welt“ wäre nicht das, was sie wäre, gäbe es kein Erdöl: Die Stadtmoloche, die sich in fast jedem grösseren Drittweltland finden, wären undenkbar. Die Versorgung von Millionenbevölkerungen wäre unmöglich ohne Fertilizer und landwirtschaftliche Fahrzeuge – alles auf Basis von Erdöl.
    Ich denke auch nicht, dass es einfach um das wohlige Schwelgen am eigenen Untergang geht: Es geht viel mehr darum, aufzuzeigen, dass unser kurzfristiger Erfolg auf wackligen Beinen steht: Wenn wir es nicht schaffen, ihn in einen nachhaltigen Erfolg zu verwandeln, wird uns in wenigen Jahrzehnten, maximal Jahrhunderten nichts mehr davon übrig bleiben.

  13. Das Grundproblem ist, dass wir uns mit einer latenten wohligen Lust am eigenen Untergang mit Problemen beschäftigen, die dem überwiegenden Teil der Menschheit scheissegal sein können. Denn die meisten Erdenbewohner haben bis heute nicht viel von den Segnungen der billigen Energie. Von daher braucht es die »dritte « Welt auch nicht zu (be-)kümmern, ob und dass die »erste « untergeht.

    Davon ab: Ich weiss nicht, ob man Zeitalter so global mit Schlagworten wie »das Zeitalter der billigen Energie « etikettieren kann. Gewissermassen leben wir doch auch schon in einem Zeitalter des Wissens, und dieses Wissen schliesst auch die Kenntnis um die Vergänglichkeit »kulturteller « Errungenschaften ein. Folglich liessen sich zumindestens Strategien entwickeln, um die »dunklen Perioden « zu verkürzen oder wenigstens das heutige Know-how in die Zukunft zu retten. Und sei es, dass man das vermeintlich wertvolle Wissen der Welt für die nächsten Jahrhunderte oder Jahrtausende irgendwie in einer um die Erde kreisenden Computerbibliothek parkt.

    Zudem: »Dunkel « ist immer relativ. »Golden « auch.

    Hier noch mal ein kleiner Input zu dem, was ich eingangs gesagt habe. Das ist nicht neu, aber es immer wieder aufs Neue wertvoll, sich daran zu erinnern – und die Sache mit dem Goldenen Zeitalter noch mal zu durchdenken:

    WENN DIE WELT EIN DORF WÄRE…

    Wenn man die Weltbevölkerung auf ein 100 Seelen zählendes Dorf reduzieren würde und dabei die Proportionen aller auf der Erde lebenden Völker beibehalten würde, wäre dieses Dorf folgendermassen zusammengesetzt:
    57 AsiatInnen
    21 EuropäerInnen
    14 AmerikanerInnen (Nord-, Zentral- und Südamerika)
    8 AfrikanerInnen.

    Es gäbe
    52 Frauen und 48 Männer
    30 Weisse und 70 Nichtweisse
    30 ChristInnen und 70 NichtchristInnen
    89 Hetero- und 11 Homosexuelle
    6 Personen besässen 59 % des gesamten Reichtums und alle 6 kämen aus den USA
    80 lebten in maroden Häusern
    70 wären AnalphabetInnen
    50 würden an Unterernährung leiden
    1 wäre dabei zu sterben
    1 wäre dabei geboren zu werden
    1 besässe einen Computer
    1 (ja, nur einer) hätte einen Universitätsabschluss.

    Wenn man die Welt auf diese Weise betrachtet, wird das Bedürfnis nach Akzeptanz und Verständnis offensichtlich.
    Du solltest auch folgendes bedenken:
    ? Wenn Du heute morgen aufgestanden bist und eher gesund als krank warst, hast Du ein besseres Los gezogen als die Millionen Menschen, die nächste Woche nicht mehr erleben werden.
    ? Wenn Du noch nie einen Krieg erlebt hast, in der Einsamkeit der Gefangenschaft, im Todeskampf der Folterung oder im Schraubstock des Hungers warst, geht es dir besser als 500 Millionen Menschen.
    ? Wenn Du zur Kirche gehen kannst, ohne Angst haben zu müssen bedroht, gefoltert oder getötet zu werden, hast Du mehr Glück als 3 Milliarden Menschen.
    ? Wenn Du Essen im Kühlschrank, Kleider am Leib, ein Dach über dem Kopf und einen Platz zum Schlafen hast, bist Du reicher als 75 % der Menschen dieser Erde.
    ? Wenn Du Geld auf der Bank, in Deinem Portemonnaie oder sonstwie in Reserve hast, gehörst Du zu den privilegiertesten 8 % Menschen dieser Welt.
    ? Wenn Du diese Nachricht liest, bist Du zweifach gesegnet: zum einen, weil jemand an Dich gedacht hat, und

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