Energieeffizienz und Erneuerbare: Kann die Schweiz auf die Atomenergie verzichten?

Die Schweizer Regierung hat unter dem Eindruck des Atomunfalls von Fukushima den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Wie sich nun zeigt, sollen die Atomkraftwerke durch Gaskraftwerke ersetzt werden. Ist eine „erneuerbare“ Alternative möglich? Wieviel kann die Effizienzsteigerung beitragen?

Die Schweiz produziert ihren Strom weitgehend CO2-frei: rund 40% des Stroms kommt aus den fünf (eher klein dimensionierten) Atomkraftwerken (AKW), rund 60% wird durch die Wasserkraft gedeckt. Beide Energieformen setzen pro Kilowattstunde (kWh) CO2 im Umfang von etwa 5 bis 25 Gramm frei (bei Gas- und Kohlekraftwerken sind es bis zu 1000 g/kWh). Der pro-Kopf-Ausstoss von CO2 ist mit ca. 5.6 Tonnen pro Person und Jahr entsprechend in der Schweiz deutlich tiefer als in Deutschland (ca. 10 Tonnen pro Person und Jahr – obwohl dort etwa 20% des Stroms aus der Windkraft Erneuerbaren Energien kommen). Trotzdem ist klar, dass die Schweiz ihre Emissionen in Zukunft weiter senken muss, um das Ziel von etwa 2 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr (im Jahr 2050) zu erreichen.

Das grösste Potential zur Senkung der Emissionen liegt im Energieverbrauch, der heute nicht durch Strom abgedeckt wird. Der nicht-Strom-Anteil an der gesamten in der Schweiz verbrauchten Energie (der sogenannte Primärenergieverbrauch) beträgt rund 90% – hier befinden sich etwa der Energieverbrauch durch Autos und Lastwagen (aus Benzin und Diesel), Ölheizungen oder Generatoren aller Art. Die Senkung dieser Emissionen kann – das ist ziemlich naheliegend – nur durch eine „Verstromung“ des Energiebedarfs erreicht werden, also die Nutzung von Strom als Energiequelle, wo immer das möglich ist. Zum Beispiel: Elektro- statt Verbrennungsmotoren, Wärmepumpen (und/oder Erdwärmesonden, wo möglich) statt Ölheizungen, usw. Eine solche Verstromung dieses Energiebedarfs wird dabei insgesamt zu einer Verringerung des Primärenergiebedarfs führen, da die Nutzung von Strom meist deutlich effizienter ist als die Nutzung der Energie, die bei der Verbrennung frei wird – es verpufft also deutlich weniger Energie in Form von „nutzloser“ Wärme in die Umwelt.

Der Bedarf an Strom jedoch wird durch diese „Verstromung“ des Primärenergieverbrauchs weiter ansteigen. Die Energie für den Betrieb all dieser Elektroautos und Wärmepumpen muss irgendwoher kommen. Setzt man für den fossilen Anteil am Primärenergieverbrauch eine durchschnittliche Effizienz von ~10% an, und nimmt man für Elektromotoren eine Effizienz von 50% an (beides typische Werte), muss man mit einem Anstieg des Strombedarfs um etwa 180% (also einer knappen Verdreifachung) rechnen. Kann dieser Bedarf durch Effizienzmassnahmen und/oder erneuerbare Energien in der Schweiz gedeckt werden?

Effizienzmassnahmen

Zuerst einmal zu den Effizienzmassnahmen, die sich vordergründig breiter Zustimmung erfreuen: Mal abgesehen davon, dass die Verstromung des Primärenergiebedarfs ohnehin schon eine enorme Effizienzssteigerung bedeutet, gibt es sicherlich auch in anderen Bereichen (z.B. bei der Wärmedämmung von Gebäuden) ein theoretisches Verbesserungspotential. Damit dieses aber auch wirklich ausgeschöpft werden kann, gibt es an sich nur eine sicher funktionierende Lösung: deutlich höhere Strompreise. Nur dann lohnt es sich wirklich, auf Energieeffizienz zu setzen – nicht weil sie gerade „en vogue“ ist, sondern weil die Kunden alles tun, um ihre Stromrechnung zu minimieren (wie sie es im Moment vielleicht mit der Krankenversicherung tun). Höhere Strompreise betreffen aber nicht nur die Privathaushalte in einer degressiven Art und Weise (dh, Ärmere sind im Allgemeinen stärker davon betroffen als Reichere, da der Stromverbrauch pro Person in etwa gleich, aber das Budget bei Ärmeren kleiner ist), sondern treffen auch stromintensive Betriebe wie die Papier- oder die Aluminium-Industrie.

Höhere Preise kann man zwar theoretisch durch eine künstliche Verknappung des Angebots (z.B. Abschaltung von AKW) oder durch eine geförderte Nachfrage (z.B. Subventionen für Elektroautos) erreichen – da die Schweiz aber in ein europäisches Stromnetz eingebunden ist, sind die Preise entsprechend gut „gepuffert“ – nur weil die kleine Schweiz etwas mehr Strom verbraucht bzw. etwas weniger Strom liefert, werden die Preise auf dem europäischen Strommarkt kaum spürbar steigen – viel zu stark ist etwa der Beitrag der deutschen Kohle- und französischen Atomkraftwerke. Die Alternative ist eine (schweizer) Steuer auf dem Strom, doch wie mehrheitsfähig ist eine solche Lösung, die die einkommensschwachen Haushalte am stärksten trifft? Bleibt also nur der bürokratische und aufwändige Weg über das Gesetz.

Doch selbst wenn es gelingen sollte, dank Effizienzmassnahmen, die auf dem Gesetzesweg durchgedrückt werden (sog. „Glühbirnenreformen“) die Hälfte des Stromverbrauchs zu drücken, sehen wir uns immer noch mit einer Steigerung des Strombedarfs um etwa 40% (180% Steigerung gegenüber heute = 280%, davon 50% = 140% des heutigen Bedarfs) konfrontiert. Kann dieser Bedarf durch Erneuerbare Energien abgedeckt werden?

Erneuerbare

Das Potential der Wasserkraft ist in der Schweiz weitgehend ausgeschöpft – eine Erweiterung im Bereich von wenigen Prozenten wird sich nur gegen den massiven Widerstand von Umweltverbänden (und, vermutlich auch der Bevölkerung) durchsetzen lassen. Es bleibt also in etwa bei den 60%, also knapp unter der Hälfte dessen, was wir (unter optimistischen Annahmen bzgl. Glühbirnenreformen) für die Zukunft wirklich brauchen werden. Das Windpotential in der Schweiz ist sehr begrenzt – allenfalls liessen sich einige Bergkuppen im Jura für die lokale Versorgung einiger kleinerer Dörfer nutzen. Die Umwandlung von Erdwärme in Strom ist bei den geringen Temperaturunterschieden im Schweizer Alpenraum extrem ineffizient – Erdwärme kann also nur dort von Nutzen sein, wo sie hilft, den Stromverbrauch zu senken, etwa in der direkten (Fernwärme-)Heizung von Gebäuden. Erdwärme ist jedoch auch teuer und, wo klassische Erdsonden zum Einsatz kommen, nicht wirklich erneuerbar (Erdsonden kühlen den Boden lokal aus). Anspruchsvollere Erdwärmeprojekte wie das Hot-Dry-Rock-Verfahren im Raum Basel wurden wegen unkalkulierbarer Erdbebengefahren gestoppt. Gezeiten, Strömungen und Wellen fallen für die Schweiz natürlich ebenfalls weg – bleibt also die Sonne.

Die Solarenergie ist die Grösste nicht bereits im grossen Stil angezpafte Energiequelle, die der Menschheit zur Verfügung steht. Jeder Quadratmeter der Erdoberfläche wird im Tagesmittel von etwa 150 Watt (Joule pro Sekunde) getroffen (siehe diese Karte, Quelle: solargis). Bei einem bisher offenen pro-Kopf Energieverbrauch von 2500 Watt pro Person (50% des heutigen Primärenergieverbrauchs von rund 5500 Watt, wovon etwa 500 Watt durch die Wasserkraft gedeckt sind) müssten also 17 Quadratmeter pro Person ausreichen, um deren ganzen restlichen Bedarf zu decken. Doch natürlich ist die Nutzung dieser Energieform nicht zu 100% effizient. Während experimentelle Solarzellen einen Wirkungsgrad von über 40% erreichen, haben die handelsüblichen (und für die nächsten Jahre realistischen bzw. bezahlbaren) Solarzellen einen Effizienzgrad von etwa 15%. Das heisst, aus den 17 Quadratmetern pro Person werden etwa 110, bereits die Fläche einer Wohnung – und das pro Person (für jedes Kind, jeden Erwachsenen, jeden Stadtbewohner, jeden Asylheimbewohner, usw.), wohlgemerkt.
Auf 8 Millionen Einwohner (heute) kommt dabei ein Bedarf von 2500 Watt * 8 Mio = 20 Gigawatt (= ca. 20 AKW) zusammen, oder die Fläche von 110 Quadratmeter * 8 Mio = 880 Quadratkilometern. Das ist die Fläche, die dicht an dicht mit Solarzellen zugepflastert werden müsste, um den Stromenergiebedarf zu decken – in etwa die Fläche des Kantons Schwyz. Die jährlichen Kosten für diese Energie (beim heute üblichen Solarstrom-Preis von etwa 20 Rappen pro kWh) belaufen sich dann auf etwa 2.5 kW * 8766 h/Jahr * 0.2 CHF/kWh =4400 CHF/Jahr – pro Person (für den Strom aus der Wasserkraft kommen dann nochmals etwa 200 CHF dazu). Für eine vierköpfige Familie bedeutet das in etwa den Kauf eines kleinen Autos pro Jahr, oder ca. 1500 CHF pro Monat (diese Kosten müssen allerdings nicht alle über die Stromrechnung zusammen kommen – einige nehmen den Umweg über den Stromverbrauch der Industrie, und kommen über Kostenüberwälzungen letztlich zum Endverbraucher). Ist uns der Atomausstieg diesen Preis wirklich wert?

Import aus dem Ausland?

Natürlich könnte man nun sagen, dass man die Stromerzeugung teilweise ins Ausland verlegt. Schliesslich ist die Schweiz in vielen Bereichen nicht selbstversorgend (etwa Nahrungsmitteln), und schliesslich ist sie ohnehin in das europäische Stromnetz und den europäischen Wirtschaftsraum eingebunden. Können wir also nicht einfach Wasserkraft in Norwegen ausbauen, Windmühlen in der Nordsee aufstellen und Solarkraftwerke in Tunesien finanzieren? Sicher – das geschieht ja schon heute. Schweizer Energiekonzerne bauen und betreiben Kohle- und Gaskraftwerke im Ausland.

Doch natürlich sind die Schweizer nicht die einzigen, die ihren Anteil an Erneuerbarer Energie ausbauen möchten. Die Deutschen (und andere) haben zunächst einmal 60% fossilen Strom (plus, seit dem Beschluss zum Ausstieg, 20% Atomstrom) zu ersetzen, neben der Verstromung des Primärenergiebedarfs. Und: Während die Verlagerung der Produktion ins Ausland das Problem der in der Schweiz fehlenden Kapazitäten (z.B. Wind oder Gezeiten) lösen kann, ändert es nichts an den Kosten, etwa im Fall der Solarenergie (die in Tunesien nicht viel billiger zu haben ist als in der Schweiz, wobei aber das Problem allfälliger politischer Instabilität hinzu kommt).

Gaskraftwerke

Eine besondere Form des Stromimports aus dem Ausland stellen Gaskraftwerke auf Schweizer Boden dar. Gaskraftwerke sind, gemessen an allen anderen fossilen Energien, „relativ“ sauber. Eine Verstromung des Verkehrs und die Bereitstellung dieses Stroms durch Gaskraftwerke würde effektiv einer leichten Senkung der totalen Emissionen entsprechen, da die Verluste über den Weg Gas->Strom->Elektroauto insgesamt etwas kleiner sind als die Verluste Benzin->Verbrennungsmotor. Doch das ändert nichts an den totalen CO2-Emissionen der Schweiz: der Verkehr wäre zwar neu auf Strom basiert, aber die Emissionen nicht viel kleiner – der Teufel wurde mit dem Beelzebub ausgetrieben.

Dazu kommt das Problem, dass Gas aus dem Ausland, vorwiegend Russland und dem Nahen Osten importiert werden muss, mit allen geopolitischen Problemen, die damit einher gehen. Ausserdem sind, wie beim Öl, die Gasvorräte letztlich begrenzt. Nicht zuletzt muss auch bedacht werden, dass Energie aus Gas eine relativ gefährliche Sache ist, fordert die Nutzung von Gasenergie in doch in etwa 4 Tote pro Terawattstunde, rund 10 Mal mehr als Solarenergie (auf Dächern installiert) und 100 Mal mehr als Atomenergie. Gaskraftwerke sind jedoch bekannte Grössen – und die logische Alternative zu AKW, wenn man keine deutlich höheren Strompreise in Kauf nehmen will. Vor diesem Hintergrund ist der Entscheid des Bundesrates, auf Gaskraftwerke zu setzen, völlig verständlich.

Was tun mit dem radioaktiven Abfall?

Wenn wir erst einmal aus der Atomenergie ausgestiegen sind, bleibt der bereits angefallene radioaktive Abfall natürlich bestehen und muss so entsorgt werden, dass er für kommende Generationen keine Gefahr mehr darstellt. Das Gesetz verbietet die Entsorgung im Ausland. Damit bleibt die Entsorgung im Inland – einmal mehr wohl gegen den Willen der lokalen Bevölkerung. Es gibt keinerlei Garantie, dass der radioaktive Abfall mit all seinen verschiedenen chemischen Komponenten tatsächlich für 100’000 Jahre sicher gelagert werden kann (so lange dauert es, bis das häufigste vorhandene Plutonium-Isotop, mit einer Halbwertszeit von etwa 24400 Jahren, zum grössten Teil zerfallen ist).

Das „Abfallproblem“ wurde über die Jahrzehnte immer wieder als Argument gegen die Atomenergie eingebracht – als ob es augenblicklich verschwinden würde, wenn man aussteigt (natürlich würde es nicht mehr „grösser“ werden – aber auf keinen Fall kleiner). Tatsächlich ist es jedoch so, dass genau diese vielbeschworene Verantwortung gegenüber künftigen Generationen eine Weiterentwicklung der Atomenergie erfordern würde – hin zu einer Technologie, die den radioaktiven Müll unschädlich machen kann. Wie geht das?

Heutige Atomkraftwerke sind das Produkt des Kalten Krieges: sie nutzen Uran-235, weil dieses für den Bau von Atombomben ohnehin gebraucht wurde (das häufigere Uran-Isotop 238 ist nicht „spaltbar“ in dem Sinn, dass es in einer Atombombe für eine Kettenreaktion verwendet werden könnte). In einem Brennstab eines üblichen Leichtwasser-AKW (zu denen alle Schweizer AKW gehören) gibt es nur etwa 5% Uran-235, und nur dieses wird zur Energieerzeugung genutzt. Nachdem der Brennstab einige Zeit im Reaktor war, ist ein gewisser Teil des Uran-235 gespalten – der Rest ist Uran-238 und neu entstandene „Aktiniden“, also langlebige Radioisotope wie Plutonium. Aus dem Brennstab ist „Müll“ geworden (was sich durch „Wiederaufbereitung“ teilweise rückgängig machen lässt – ein Prozess, der nicht ohne Probleme ist).

Es gibt jedoch auch Designs für Reaktoren, die nicht nur Uran-235, sondern auch Uran-238 nutzen können – und die Aktiniden. Diese Designs wurden teilweise bereits in den 60er Jahren des 20.sten Jahrhunderts ausprobiert, aber nie wirklich kommerzialisiert. Was heute als sogenannter „Müll“ aus dem AKW kommt und dann teuer, aufwändig und möglicherweise unsicher entsorgt werden muss, kann bei diesen neuen Reaktoren (der „4. Generation“) als normaler Brennstoff dienen. Übrig bleibt eine sehr kleine Menge (ca. 1% der heutigen Mengen) Müll mit einer Halbwertszeit von etwa 30 Jahren – nach zwei, drei Jahrhunderten wäre damit die verbleibende Radioaktivität komplett abgebaut.

Diese neuen Reaktoren hätten das Potential, das „Problem“ des radioaktiven Abfalls ein für alle Mal zu beseitigen – und dabei noch saubere, CO2-freie Energie zu erzeugen. Aus dem bisher angefallenen radioaktiven Abfall könnten also für jede bisherige Stunde Betriebszeit rund fünfzig bis hundert weitere Stunden herausgeholt werden (was die Schweiz wohl für den Rest des Jahrhunderts energieunabhängig macht). Die Schweiz ist immer noch Mitglied der „Generation 4“-Initiative, die diese Reaktoren zur Marktreife bringen will. Doch das Know-how für die Weiterentwicklung der Atomenergie kommt nicht von Ungefähr – es wird in aktiven AKW geformt und weiterentwickelt. Die Schweiz als Forschungsstandort und aktive Betreiberin von AKW auf einem weltweiten Topniveau der Sicherheit könnte durch eine verstärkte Investition in diese neue AKW-Generationen einen wichtigen Beitrag zur Lösung des Problems des radioaktiven Abfalls leisten.

Atomenergie: ein „informed choice“?

Schauen wir uns die zusammengetragenen Fakten noch einmal an. Eine signifikante Reduktion der CO2-Emissionen erfordert eine Verstromung des Primärenergieverbrauchs. Diese wird jedoch den Strombedarf in der Schweiz noch einmal kräftig ansteigen lassen. Dieser Bedarf kann wohl nicht durch Effizienzsteigerungen aufgefangen werden, insbesondere wenn diese nicht durch deutlich höhere Strompreise durchgesetzt werden. Wasserkraft und die neuen erneuerbaren Energien haben jedoch nur ein begrenztes Ausbau-Potential und/oder wären mit hohen Kosten (Geld und Land) verbunden. Der Weg, den der Bundesrat eingeschlagen hat, ist daher naheliegend: Gaskraftwerke. Doch damit lassen sich die Emissionen nicht so deutlich senken, wie nötig wäre. Was bleibt, ist die Atomenergie.

Sind AKW sicher? Wie bei allem im Leben ist der Betrieb eines AKW ein sogenannt „kalkuliertes Risiko“. Solche Risiken gehen wir überall ein: jedes Mal, wenn wir in ein Flugzeug, ja ein Auto steigen, besteht ein gewisses Risiko, dass wir es nicht mehr lebend verlassen. Wir akzeptieren das Risiko, weil wir eine Gegenleistung erhalten. Für die Schweiz ist das Risiko der Nutzung der Atomenergie subjektiv etwas grösser als in den Nachbarländern, weil das radioaktiv kontaminierte Gebiet im Fall eines grossen Unfalls eine ähnliche Flächenausdehnung hat die das ganze Staatsgebiet – anders als, sagen wir, Deutschland oder Frankreich könnten wir wirklich „alles“ verlieren. Anderseits ist es so, dass direkt in Hauptwindrichtung Frankreich mit seinen 50 AKW liegt – bei gleicher Sicherheit der AKW ist es 10 Mal wahrscheinlicher, dass ein AKW in Frankreich hochgeht, als in der Schweiz. Unter der Annahme, dass jeder Unfall in Frankreich uns auch betrifft, verringern wir somit bei einem Atomausstieg das Risiko, von einem Atomunfall betroffen zu sein, um nur gerade 10%.

Der Entscheid, ein AKW zu betreiben, ist genauso ein kalkuliertes Risiko wie der Entscheid, eine Staumauer oder ein Gaskraftwerk zu bauen. Die Menschheit hat nun viele Jahrzehnte Erfahrungen mit AKW gesammelt – mit 0.04 Toten pro Terawattstunde gehören sie, objektiv gesehen, zu den sichersten Energieformen überhaupt. Irgendwann müssen wir realisieren, dass uns ideologische Diskussionen nicht weiterbringen: jeder Entscheid, ob für oder gegen AKW, hat Konsequenzen, die es vorsichtig abzuwägen gilt. Wollen wir im Fall eines totalen Ausstiegs künftigen Generationen unseren radioaktiven Abfall hinterlassen, oder sollten wir dieses Problem nicht gleich selber entschärfen? Können wir den ärmsten Familien die Kosten der „Energiewende“ im Umfang von heute etwa 1500 CHF pro Monat aufbürden? Ist die Reduktion der CO2-Emissionen es wert, den Fortbestand der Schweiz als Nation aufs Spiel zu setzen – auch wenn die Gefahr sehr klein ist? Die Antworten mögen individuell verschieden sein, aber diese wichtigen Fragen haben, denke ich, mehr verdient als das reflexartige Widerholen von auswendig gelernten Parolen.

Dank geht an den Leser „UMa“ für das aufmerksame Lesen und die Korrektur einiger Fehler bei der Berechnung der 1500 CHF/Monat (siehe Kommentar unten).

41 Kommentare

  1. Nicht negativ (obwohl das auch vorkommt), nein. Das Problem der Strompreise ist, dass die Einspeisevergütungen für Windenergie (genauso wie die Netzpriorität) zu krassen Marktverzerrungen führen die die traditionelleren Anbieter von Bandenergie (auf die man sich verlassen muss wenns mal eben nicht windet) in den Ruin treiben. Die Kosten daraus werden in deiner Rechnung völlig vernachlässtigt.

    Aber es stimmt dass Strom aus AKW nicht günstig zu haben ist. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass so wenige davon noch gebaut werden. Würden mehr gebaut, würden die Kosten auch runterkommen. China baut derzeit sehr viele AKW – zu einem deutlich günstigeren Preis als in Europa und den USA (selbst wenn man die Lohnkosten berücksichtigt). Dass die EPR-Prototypen in Finnland und Frankreich mehr kosten als ein späteres Werk aus der Reihe, ist ebenfalls klar.

    Flächendichte: Ok. In dem Fall musst du ja „nur“ 83 Quadratkilometer Modulfläche (vermutlich etwa 100 Quadratkilometer totale Fläche) verbauen, um die Leistung eines AKW zu ersetzen. Die Kosten für die Zwischenspeicherung sind dann da natürlich noch nicht drin. Und wie gesagt, nach 20-30 Jahren musst du die 83 Quadratkilometer nochmals verbauen. Die EPR hingegen könnten bis zu 100 Jahre laufen.

  2. Die Börsenstrompreise werden wohl aber nicht (in großem Maßstab) negativ werden. Damit ist das obere Limit für Windenergie bei derzeit 0,06€ (Küste) bzw. 0,09€ (Binnenland) immernoch deutlich günstiger als diese neuen KKW. Und da ist die Inflation (die in GB ja ausdrücklich ausgeglichen werden soll) noch gar nicht eingerechnet.

    @Flächendichte: Ich sprach von 10GWp, die man für das Geld bekommt. Das sind dann so ca. 1GW mittlere Leistung.

    @Naturschutz: Ich kenne WEA aus eigener Anschauung. Von unweltschädlichem Lärm ist da nicht zu sprechen. Jeder Wald ist im Wind lauter. Vogelschlag mag vorkommen, ist aber auch kein gravierendes Problem.

    @Speicher: Derzeit (Younicos) kostet die MWh mit einem MW Leistung ca. 1Mio€. Das entspricht pi mal Daumen den Kosten für eine gleichgroße WEA. Das ist jetzt natürlich sehr weit hergeholt und lässt reale Lastfälle ausser Acht, aber im Grunde kann man damit an günstigen Onshore Standorten Wind*regel*energie für 0,12€/Kwh oder weniger anbieten.

  3. Börsenstrompreis: das ändert nichts daran dass der Börsenstrompreis ins Bodenlose fällt sobald es mal ein bisschen fest windet. Die Differenz bezahlt der Steuerzahler bzw. der Strombezüger.

    AKW lassen sich auch in ihrem Output moderieren, wenn nötig. Gerade die AKW der Generation 3+ (wie eben der EPR) lassen sich fast so schnell moderieren wie ein Gaskraftwerk.

    Mittlere Flächenleistungsdiche: Es geht nicht um den Output bei schönem Wetter am Mittag – sondern um den mittleren Output, über lange Zeit gemittelt. Der beträgt für PV Anlagen an guten Lagen etwa 10-20 W/m^2. Beispiel: Solarpark Lieberose. 1.62 km^2, Modulfläche 500’000 m^2. Mittlere Leistung: 6 MW (alles auf Wikipedia nachzulesen). Entsprechend mittlere Leistung pro Quadratmeter: 12 W (optimistischerweise per Modulfläche gerechnet, sonst nochmals drei mal kleiner). Wenn dein 10 GW mittlere Leistung aus PV Kraftwerk so „gut“ ist wie Lieberose, braucht es also eine Fläche von 10 GW / 12W = 833 Quadratkilometer.

    Von Naturschutz kann bei Windanlagen, deren Auswirkungen auf Vögel und die Natur allgemein (z.B., Lärmemissionen) keine Rede sein. Das Hauptproblem bei Wind ist jedoch ohnehin die Zwischenspeicherung, nicth der Flächenbedarf.

  4. Nur um das nochmal klar zu stellen, in Deutschland gibt es keinen Börsenstrompreis für EE. Die 0,11€ sind der Endpreis für den Lieferanten und die Differenz zwischen den 0,11€ und dem Börsenstrompreis wird ergänzt.

    Was die Stetigkeit der Einspeisung angeht, stehen wir sicherlich noch vor dem großen Problem, ein vernünftiges Verbundnetz zu schaffen. Allerdings besteht das Problem genauso bei KKW, denn nicht nur die Produktion, sondern auch der Verbrauch kann (und wird) schwanken. Unglücklicherweise sind KKW darauf angeweisen, dass sie *dauerhaft* Strom produzieren. Also müsstest Du dann fairerweise dem KKW Betreiber auch Netzausgleichskosten auflegen.

    Und schließlich noch zum Flächenverbrauch: Ein PV Modul liefert das zehnfache (!) an W/m², nämlich mehr als 150! 15W/m² wären abentuerlich wenig. Wir reden also nicht von 667 sondern von 66,7km². Bei der Windernergie von Flächenverbrauch zu reden, ist im Grunde albern, da die Fläche nicht verbraucht wird, sondern weiter für Landwirtschaft, Naturschutz etc. zur Verfügung steht. Nennen wir es mal Flächennutzungsbindung.

  5. Sorry dass es etwas gedauert hat mit der Antwort…

    Der Börsenstrompreis für EE-Strom kann nicht den tatsächlichen Preis wiederspiegeln: Die Subvention hat der Produzent zu diesem Zeitpunkt (bei der Einspeisung) ja bereits erhalten. Entsprechend ist dieser Preis künstlich niedrig. Weiter müssen diejenigen, die derzeit EE-Strom einspeisen, (noch) nicht für die sich daraus ergebende Instabilität des Netzes aufkommen – müssten sie, würde das ganze viel teurer. Stell dir z.B. vor, man würde (im Extremfall) nur dann Einspeisevergütungen bekommen, wenn der Strom als Bandenergie geliefert wird (also so wie er vorwiegend auch genutzt wird). Ein Windstromanbieter müsste dann also nicht nur die Windräder bauen und betreiben, sondern auch das Backup bzw. die Zwischenspeicherung – ohne auch nur irgendwas mehr dafür zu bekommen.

    Mehr (angereichertes) Uran zu produzieren ist nie ein allzu grosses Problem. Ein AKW braucht ja nur ein paar Tonnen pro Jahr, und Uran gibts in den Weltmeeren mehr als genug. Langfristig müssen wir aber ohnehin von den Leichtwasserreaktoren weg (sie produzieren zu viel Abfall). Integral Fast Reactors, Thorium-Brenner oder Travel-Wave-Reactors können mit natürlichem Uran (bzw. Thorium) arbeiten. Zwischen- und Endlager für alle AKW in Deutschland (oder der Schweiz) brauchen eine winzige Fläche gegenüber einer PV bzw. WE Analge, die die effektive Leistung eines einzigen AKW hat. Um einen Endenergibedarf von 3 kW pro Person aus PV (WE) zu decken, musst du 4% (20%) der Landesfläche mit diesen bedecken.

    Brennstoffpreise sind bei AKW übrigens vernachlässigbar. Selbst bei einem Leichtwasserreaktor mit ein paar Tonnen Uran pro Jahr ergibt das bei einem Uranpreis von 200 $/kg nur ein paar Peanuts gegenüber den 3 Mrd Einkommen, die du berechnet hast.

    Eine PV-Anlage braucht genauso Wartung, zudem müssen die Module schneller wieder erstzt werden als ein AKW. Die Produktion von Solarzellen ist keineswegs ressourcenschonend (zumindest wenn du Solarzellen willst, die eine bestimmte Effizienz haben). Weiter vernachlässigst du, dass der Strom auch (mit Verlusten) zwischengespeichert werden muss für dann wenn keine Sonne scheint oder mal Wolken auftauchen. Bei 10 GW PV brauchst du dich nicht nur um den Modulpreis zu kümmern, sondern auch z.B. um den Kauf von Land für das massive Vorhaben. Bei 15 W/m^2 mittlerer Produktion bedeckt diese Anlage 667 Quadratkilometer! Im Vergleich dazu braucht ein AKW vielleicht einen einzigen Quadratkilometer (10 für 10 AKW a 1 GW). Wenn die Sonne scheint, produziert sie an die 200 GW, in der Nacht gar nichts und bei Bevölkung praktisch nichts.

    Bei Wind ist das ganze noch problematischer. So lange der Anteil des Windstroms noch so klein ist, dass die Variation vom europäischen Netz geschluckt werden kann, fällt das noch nicht auf. Aber wenn man hier eine realistische Vollkostenrechnung machen würde, kann die Windenergie einpacken.

    Solarenergie hat absolut eine grosse Zukunft – und zwar im All. Ein Solarsatellit, der seine Energie zur Erde strahlt (oder von mir aus über ein Orbitalseil zur Erde leitet) ist die perfekte Lösung. Bloss sind wir noch nicht soweit. Und bis es soweit ist, sollten wir uns auf das Hauptproblem fokussieren: auf den schnellen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern. Deutschland macht derzeit (allen Beteuerungen zum Trotz) das Gegenteil und baut neben Windrädern gleich noch neue Kohlekraftwerke. Das ist tragisch, aber schlicht die logische Konsequenz aus Atomausstieg und Ausbau der EE. Bis das aber in den Alltag durchsickert, werden noch ein paar Jahre oder gar Jahrzehnte vergehen.

  6. Doch, diese Preise sind eine Obergrenze der tatsächlichen Kosten, eben weil sie die einzigen Subventionen (zumindest bei den derzeitigen Kreditkosten) darstellen. Und sie fallen (2012 sogar stark mit mehr als 2%/Monat für die Module, mittlerweile mit 0.5%). Es ist absolut plausibel davon auszugehen, dass sie weiter fallen werden.

    Was die Skalierbarkeit angeht: Die Produktionsmengen von angereichertem Uran sind (aus gutem Grund) stark begrenzt. Noch mehr gilt das für Zwischen- und Endlager Ich behaupte, dass KKW deutlich schlechter skalieren als PV und vor allem WE-Anlagen.

    Ich will hier mal die Zahlen in Relation setzen: 2013 hat der Weltmarkt für Photovoltaik ungefähr das Volumen von 35GW. Legt man den großzügigen deutschen Modulpreis von unter 0,8€/W zugrunde und verdoppelt ihn (nochmal großzügig gerechnet) für Installationskosten etc. dann kostet die Weltproduktion weniger als 70€. In anderen Worten, dieses eine KKW *soll* soviel kosten wie *derzeit* ungefähr 10GW PV.

    Nehmen wir der Einfachhalt halber nun an, dass Umsatz=Gewinn (bei beiden Kraftwerkstypen) und dass PV wie üblich innerhalb von Wochen gebaut werden kann.

    Wenn man eine (hohe) Auslastung von 95% annimmt, dann kommt man auf ca. 27,5 Tw/h im Jahr, die das KKW vielleicht einmal produzieren könnte. Bei 0,11€ bedeutet das einen Jahresumsatz von ca. 3Mrd€. Damit ist das Kraftwerk nach angenommenen 10 Jahren Bauzeit nach 17 Jahren amortisiert. Bauverzögerungen, Brennstoffpreise usw. heben diesen Zeitraum.

    10GW PV liefern durchschnittlich 9TW/h pro Jahr. Verkauft man diesen Strom für 0,11€/kW/h kommt man auf 1Mrd € Umsatz pro Jahr. Das bedeutet, dass sich die PV installation zum Preis des Nuklearstroms nach 20Jahren amortisiert hat.
    Jeder Rabatt, chinesische Module, etc. drücken diesen Zeitraum.

    Im Vergleich dauert es 3 Jahre mehr, bis die PV sich amortisiert hat. Die produziert dann aber *kostenlos*.

    Die selbe Rechnung sieht für Windenergie übrigens noch deutlicher aus. Da kostet das MW weniger als 1.5Mio€ und liefert ca. 2000 Vollaststunden im Jahr.

  7. Die Börsenstrompreise sind sicher nicht die echten Kosten – sowohl Sonne als auch Wind werden subventioniert, ausserdem sind da die versteckten Kosten für das Gas-Backup bzw. die Zwischenspeicherung noch nicht integriert, genausowenig wie für die Verluste, die sich dadurch (oder durch die Übertragung über weite Strecken) ergeben. Dazu kommt noch, dass die tatsächlich nutzbare Fläche für Sonne und Wind (in Deutschland) begrenzt ist: nur in bestimmten Gebieten windet es häufig genug / ist die Ausrichtung zur Sonne günstig genug, um so tiefe Preise zu erzielen. Bei einem weiteren Ausbau kommt unweigerlich der Punkt, wo man auch an ungeeigneten Standorten bauen muss. AKW hingegen sind praktisch beliebig skalierbar: man kann immer noch – nach Bedarf – ein weiteres hinzubauen (aber natürlich haben AKW ihre eigenen Probleme).

  8. Aus gegebenem Anlass:

    http://www.heise.de/tp/blogs/2/155178

    Berichten zufolge reden wir hier von 3.3GW. Für 19Mrd €. Das wird natürlich noch mehr werden. Das Ding wird frühestens in 10 Jahren fertig sein. Die Kw/h kostet dann 0,11€ plus Inflationsausgleich. Zum Vergleich: Photovoltaik wird *im Moment* für weniger als 0,14€ produziert. Windenergie für ca. 0,08€. Tendenz *fallend*.

    Mal ehrlich: Wie soll sich das *jemals* rentieren?

  9. Zur „Erneuerbaren Zukunft“ Deutschlands hatte ich Fragen and den BUND. Hier der Text, vielleicht bekomme ich ja mal eine Antwort.

    Sehr geehrter Dr. Neumann,

    mit Interesse habe ich gerade Ihre „ Stellungnahme zur Frage der Stromspeicherung im Rahmen der Netzintegration von Strom aus erneuerbaren Energien“ vom 19. Juli 2010 gelesen.
    http://www.bund-bawue.de/fileadmin/bawue/presse/newsletter/2011/05/BUND_2010_stellungnahme_stromspeicherung.pdf

    Dazu habe ich einige Fragen.

    Wohin geht die Reise? Was ist das Ziel? 100% Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen? Warum nur Strom? Das sind gerade mal 20% unseres Energiebedarfes. Sicher ist das ein Anfang, aber doch viel zu weit von 100% entfernt, um langfristig eine Delle in die Umweltschädlichkeit der menschlichen Existenz zu schlagen. Wozu die gewaltige Anstrengung, um 20% zu erreichen, wenn uns die restlichen 80% dann trotzdem umbringen werden?

    Aber gut, fangen wir damit an. Ich suche seit langem nach einer realistischen Darstellung des Zustandes unseres Landes „nach der Energiewende“. Wie genau wird das aussehen? Was soll sich Otto-Normalbemittelter darunter vorstellen? Wir brauchen ein Bild. Wie sieht es aus, wenn ich aus dem Fenster schaue? Leider liefern Sie das auch nicht, im Gegenteil.

    Sie kombinieren in Ihrer Stellungnahme geschickt Bilder von Entwicklungen und Fortschritten technischer Anlagen, mit Abstrakten Zahlen. Dabei suggeriert die Geschichte der technischen Entwicklung eine greifbare Lösung, während der kolossale Umfang der zu bewältigenden Aufgabe hinter geschickt gewählten Zahlen versteckt bleibt. Sie sprechen von MEGAWATT Leistung eines Speichers, unter der sich der Durchschnittsbürger nicht viel vorstellen kann, während Speicherbedarf geschickt als lächerlich kleine 4% des Jahresstromverbrauchs dargestellt werden. Sie bauen hier Verschiebungen der Wahrnehmung um Größenordnungen auf, die ich nur als manipulativ und unehrlich empfinden kann.
    Um es mal deutlich zu machen: 4% Jahresstromverbrauch bedeutet die Strommenge von 4% *365Tage, also knapp 2 Wochen. Das wären grob 14 Tage * 24 Stunden * 50 Gigawatt, macht zusammen 16800 Gigawattstunden.
    Das PSW Goldisthal hat eine Kapazität von 8 GWh. Wir brauchen also 2000 davon. 2000 Amputierte Bergkuppen und 2000 geflutete Täler.

    Sie sagen zwar ganz richtig, daß es hierbei Probleme geben wird, gehen aber in keiner Weise auf das Ausmaß ein. Klartext: Es handelt sich hier nicht um ein lösbares Problem. Pumpspeicher sind abgehakt.
    Ob sie es schaffen die selbe Menge in Druckluftspeichern unterzubringen ist unklar. Klar ist jedoch, daß Sie mal wieder keinen Hinweis auf das schiere physische Ausmaß des Speicherbedarfs liefern. Es handelt sich um tausende Großtechnischer Anlagen, die die Arbeit von potentiell 80 AP-1000 oder EPR Reaktoren erledigen sollen. Und der gesamte Nukleare Abfall würde locker in eine einzige Druckluftspeicherkaverne passen.
    Genauso sollten Sie immer dazusagen, daß ein 70% effizienter Speicher auch eine Erhöhung der Stromproduktion um über 30% bedeutet. Das sind noch ein paar Windkraftwerke und Solardächer.

    Was das alles noch mit Naturschutz zu tun hat, weiß ich nicht. Ich sehe in Ihrer Vorstellung einer erneuerbar betriebenen Welt 2 Alternativen:
    1. Eine vollständig durchindustrialisierte Landschaft. Solarzellen und Windräder in wo immer man hinschaut, verschandelte Berglandschaften durchzogen von hunderten von Staumauern. In diesem Land werden meine Kinder nicht leben wollen.
    2. Wir werden wieder weniger Menschen… Hoffentlich gehören meine Kinder zu denen, die weiterleben dürfen.

    Unter Naturschutz jedenfalls verstehe ich etwas anderes. Menschen sind auch Natur. Wir müssen uns minimal-invasiv in unsere Umwelt einfügen. Was Sie propagieren ist das Gegenteil. Maximal-invasive Nutzung natürlicher Lebensräume.

    In der Hoffnung auf ein Missverständnis

    Alexander Barth

  10. Hallo.

    Seit meinem letzten Kommentar im Mai sind ein paar Monate vergangen. Damals habe ich die Daten des 1. Quartals 2012 für die Photovoltaik genommen.
    Seit dem sind die Preise und Einspeisevergütung (in Deutschland) erheblich gesunken. Und zwar um
    20% die Preise für Dachanlagen
    und die Einspeisevergütung um
    25% für kleine Dachanlagen
    30% für Freiflächenanlagen.
    Inzwischen ist für Deutschland ‚grid-parity‘ erreicht.
    Seit dem Frühjahr liegen die Stromgestehungskosten für kleine PV-Dachanlagen (auch für mittelgute Lagen) unter dem Haushaltsstrompreis und seit dem Herbst 2012 auch die Einspeisevergütung.
    Wie jetzt die Preise für Freiflächenanlagen sind, weiß ich nicht. Nach meiner Faustformel dürften sie jetzt, nachdem eine Übergangsregelung im Juni bzw. September ausgelaufen ist, eigentlich nur noch bei extrem hohem Ertrag von über 1000 kWh/kWp und Jahr rentabel sein. Oder die Preise für große Freiflächenanlagen sind stärker gesunken als für kleinere Dachanlagen, oder man muss von einer kleineren Interestrate als 7% ausgehen.
    Mittlerweile (November (*) 2012) werden in Deutschland neue Freiflächenanlagen nur noch mit 12,39 Cent/kWh vergütet, kleine Dachanlagen mit 17,90 Cent/kWh, jeweils für 20 Jahre.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Erneuerbare-Energien-Gesetz#Photovoltaik
    Damit eine im November ans Netz gehende Freiflächenanlage (30 Jahre Betriebszeit) noch rentabel ist, müssen (nach meiner Berechnung) die Stromgestehungskosten unter 9,7 Cent/kWh liegen.
    Mittlerweile, ende 2012, sollten also die weiter oben in den Kommentaren diskutierten 10 Cent/kWh für neue, große Freiflächenanlagen in Deutschland erreicht sein.

    Die Preise in der Schweiz sind ca. 30% höher als in Deutschland ohne Mehrwertsteuer. Mit MwSt. (8% bzw. 19%) ist der Unterschied geringer.

    9,7 Cent/kWh sind bei 30% höheren Preisen 15.2 Rappen/kWh, bei gleicher Einstrahlung wie in D. oder 13.5 Cent/kWh bei der höheren Schweizer Einstrahlung.

    Im Mai hatte ich mittlere Kosten wie bei mittelgroßen Dachanlagen angenommen. Allerdings müssten bei der großen Leistung, das meiste als Freiflächenanlagen installiert werden. Wenn diese dann noch bevorzugt an überdurchschnittlichen Standorten aufgestellt werden, müsste bei nur 10% Anteil von Dach- und Kleinanlagen durchschnittliche Kosten von 14 Rappen/kWh möglich sein.

    Damit komme ich für die oben 2229 W/Kopf auf nur noch auf 2735 CHF/Kopf und Jahr.

    Außerdem muss berücksichtigt werden, dass diese über 2000 W/Kopf ja nicht in kurzer Zeit installiert werden würden und die Preise vermutlich weiter sinken werden.

    Gesamtenergieverbrauch der Schweiz ca. 4500-5500 W/Kopf (nach verschiedenen Angaben, kann im Moment die relativ große Schwankungsbreite nicht erklären),
    meine Annahme 5200 W/Kopf.
    Evtl. ersetzen mit insgesamt 2600 W/Kopf elektrisch. Wie realistisch ist es, 2W Primärenergie mit 1W Elektrizität zu ersetzen?
    Also nur noch 2079 W/Kopf.

    Vergleich der Kosten: Wie im Kommentar von c. höger angeregt, sollten nicht nur die Kosten der PV errechnet werden, sondern mit den Kosten der Kernenergie und den heutigen Energiekosten verglichen werden.

    Diesmal incl. Kosten für Wasserkraft 350 CHF/Kopf (7,7 Rappen/kWh) und Jahr geschätzt, für die Kernenergie nehme ich 8 Rappen/kWh an. (Deutschland 5,75 Cent/kWh = 6,9 Rappen/kWh, falls in der Schweiz auch 30% teurer 9 Rappen/kWh, Schweizer Energieunternehmen geben 7-8 Rappen/kWh an), für die PV nehme ich 14 Rappen/kWh an, siehe oben.

    A) heute, ca. 2200 CHF/Kopf und Jahr (Hauptkosten Erdöl ca. 1200 CHF) für 940 W/Kopf Strom und 3400 W/Kopf anderes

    B) Kernenergie 2079W/Kopf + 521W/Wasserkraft ca. 1800 CHF/Kopf

    C) Photovoltaik 2079W/Kopf + 521W/Wasserkraft ca. 2900 CHF/Kopf

    Aber es kommen noch Zusatzkosten hinzu für Verteilung, Speicherung und Transport der Energie.
    Im Fall B) und C) noch für die Elektrifizierung des Straßenverkehrs, Netzausbau usw. Die höher der Zusatzkosten kann ich im Moment nicht gut abschätzen.

    Stromerzeugung der Schweiz ist gegenwärtig 40% Kernkraft, 55% Wasserkraft, 5% sonstiges, hauptsächlich Abfälle (3%). Der Strombedarf ist in den letzten Jahren gestiegen, während die Erzeugung der Wasserkraft etwas sank. Der steigende Bedarf wird durch steigende Importe gedeckt.
    Wasserkrafterzeugung ist ungleichmäßig, 55% des Verbrauchs im Jahresmittel, aber 40% im Winter, 80% im Sommer. Der Verbrauch und die Strompreise sind im Winter höher als im Sommer.
    Deswegen wird eine Stromerzeugung benötigt, die im Winter mehr Strom als im Sommer erzeugt, was bei der Photovoltaik leider genau umgekehrt ist, wie schon T. Mollet in einem Kommentar schrieb.
    Die Schweiz ist ein Transitland für Strom mit großem Im- und Export. Importiert wird aus Frankreich und Deutschland, aber auch Österreich, exportiert nach Italien. Während die Exporte relativ gleichmäßig sind, schwanken die Importe stark, viel Importe im Winter, wenig im Sommer.

    Weitere Probleme im Text:

    „Der nicht-Strom-Anteil an der gesamten in der Schweiz verbrauchten Energie (der sogenannte Primärenergieverbrauch) beträgt rund 90%“
    Bei ‚Nicht-Wasserkraft‘ statt ’nicht-Strom‘ würden die 90% stimmen, so aber nicht.

    „Setzt man für den fossilen Anteil am Primärenergieverbrauch eine durchschnittliche Effizienz von ~10% an, und nimmt man für Elektromotoren eine Effizienz von 50% an (beides typische Werte), …“
    Beide Werte sind viel zu niedrig. Kann ich nicht nachvollziehen.

    „Nicht zuletzt muss auch bedacht werden, dass Energie aus Gas eine relativ gefährliche Sache ist, fordert die Nutzung von Gasenergie in doch in etwa 4 Tote pro Terawattstunde, rund 10 Mal mehr als Solarenergie (auf Dächern installiert) und 100 Mal mehr als Atomenergie.“
    Ich kann die Werte nicht nachvollziehen. In dem Link wurde m.E. die Zahl der Toten pro TWh für alle drei Energieformen sehr unterschätzt. Sie liegen m.E. für alle drei Energieformen deutlich höher.

    „… nur etwa 5% Uran-235, und nur dieses wird zur Energieerzeugung genutzt.“
    Nein. Etwa ein Drittel der Energie kommt aus Plutonium-239, welches aus Uran-238 entstand.

    „Unter der Annahme, dass jeder Unfall in Frankreich uns auch betrifft, verringern wir somit bei einem Atomausstieg das Risiko, von einem Atomunfall betroffen zu sein, um nur gerade 10%.“
    Die Annahme halte ich für unrealistisch. Die meisten Kernkraftwerke in Frankreich sind von der Schweizer Grenze zu weit weg.

    (*) PS: Inzwischen ist Dezember. Solange habe ich daran geschrieben.

  11. Hallo,
    @Matthias
    zum letzten Absatz;
    AKW’s der 4.Generation sind ein gutes Beispiel dafür das die Wissenschaft noch lange nicht an ihren Grenzen ist.
    Dies gilt ebenfalls für Solarthermie und Fotovoltaik.

    Was mich an der aktuellen Situation im Bereich der Solarthermie und Fotovoltaik stört ist die Tatsache, dass man als Kleinstinvestor (der Durchschnittsbürger eben) nicht die Möglichkeit hat seine Anlage dorthin zu bauen wo sie auch wirklich sinnvoll ist.
    z.B. Großteil Afrikas, Großteil Arabischer Emirate, Australien, Mexiko, Peru, Chile usw.
    Es ist natürlich nicht sinnvoll den Strom durch ein Kabel von z.B. Peru nach Europa zu leiten.
    Da der Solarstrom so oder so noch eine Weile subventioniert werden muss. Sollte man doch eine Stelle suchen an der man den geringsten Subventionsaufwand betreiben muss. Nebenbei fördert man auch die Entwiklung der Wirtschaft in den entsprechenden Ländern.
    Mexiko und der Süden der USA könnten Mittel- und Nordamerika versorgen usw.

  12. „und nimmt man für Elektromotoren eine Effizienz von 50% an (beides typische Werte)“
    Öhm wie kommst du denn auf den Wert? Elektromotoren müssen in Europa mindestens einen Wirkungsgrad von 94% haben: http://de.wikipedia.org/wiki/Elektromotor#Energieeinsparung_.2FEffizienz

    „So lange die Kosten für PV nicht so tief fallen, dass es sich tatsächlich lohnt, auch ohne Einspeisvergütung jährlich ein bisschen Geld in den weiteren Ausbau der Dachanlage (oder so) zu investieren, wird das kein Selbstläufer.
    Für die Zeit bis dahin brauchen wir aber CO2-freien Strom – und da sind Gaskraftwerke die falsche Entscheidung.“
    Und die Zeit bis dahin willst du mit AKWs der 4. Generation überbrücken? Wie denn? Für kommerzielle Reaktoren gibt es doch nicht einmal Baupläne. Selbst wenn es diese dann einmal gibt,
    werden erste Kraftwerke wohl auch wesentlich teurer sein und länger im Bau sein als Kraftwerke der 3. Generation.
    Aber nehmen wir einfach mal an, dass sie genauso viel kosten und eine gleich lange Bauzeit haben.
    Dann ist man mit 9-10 Jahren und 7 Milliarden dabei. (siehe Finnland)
    Jetzt komm mir bitte keiner mit China. China nimmt auf den Schutz von Arbeitern und Bevölkerung keine Rücksicht. Früher oder später werden wir von dort von einem Super-Gau hören, oder eben nicht hören. Die Sovjetunion hat ja auch den einen oder anderen Super-Gau erfolgreich vertuscht.
    So wie in China zu bauen wird in Europa niemals möglich sein und das ist auch gut so.

    Warum muss PV eigentlich ohne Einspeisevergütung auskommen, aber Atomkraft darf Milliarden subventionen erhalten? (ohne diese Subventionen rechnet sich kein neues Kraftwerk)

    Für 7 Milliarden über 10 Jahre kann man sich auch nen guten Batzen Solaranlagen hinknallen. Die werden ja auch immer billiger und effizienter, was man ausnutzen kann indem man sie anch und anch baut.

    Wichtig ist auch, dass auch mit AKWs der 4. Generation der Abfall keinesfalls verschwinden würde. Wir könnten ihn reduzieren, das ist aber auch schon alles. Der Abfall den diese Kraftwerke produzieren ist immernoch hochradioaktiv.

    Letztlich, das Risiko eines Atomunfalls mit dem eines Flugzeugabstruzes zu vergleichen ist doch mal mehr als lächerlich. Bei einem sterben 100 Menschen, bei dem anderen tausende und ganze Landstriche werden unbewohnbar.
    Wo sollen denn die ganzen Schweizer hin, wenn ein Atomkraftwerk hoch geht? Wird irgend ein anderes Land all die Flüchtlinge aufnehmen (können)? Oder müssen die Schweizer auf radioaktivem Land sitzen bleiben und langsam sterben?
    Ist das wahrscheinlich? Nein. Aber ist das ein Risiko das man eingehen kann, auch wenn es noch so gering ist? Ich denke nicht.

    • Effizienz von Elektromotoren: Ein Auto muss mehr können als nur Antreiben: so muss man z.B. Licht erzeugen, oder Wärme bzw. Kälte, etc. Und mit Strom zu heizen ist weitaus weniger effizient als mit Abwärme. Deshalb bekommt man bei Elektroautos am Ende eine Energieeffizienz, die etwa im genannten Bereich von 50% liegt.

      Und die Zeit bis dahin willst du mit AKWs der 4. Generation überbrücken?

      Nein – mit AKWs der Generation 3 und 3+. Die der 4. Generation kommen erst danach, wenn sie verfügbar sind. Finnland nimmt sicher eine Pionierstellung ein, die Verzögerungen sind Ausdruck eines ständigen politischen Prozesses. Jede Verzögerung um ein Jahr treibt die Kosten um etwa eine Milliarde nach oben. Wenn diese „Kinderkrankheiten“ erst einmal ausgestanden sind, dürften die Kosten deutlich fallen, auf vielleicht 6 Mrd pro Kraftwerk bei 4 Jahren Bauzeit.

      Atomkraft erhält – zumindest in der Schweiz – nicht Milliarden-Subventionen, wie kommst du darauf?

      Wichtig ist auch, dass auch mit AKWs der 4. Generation der Abfall keinesfalls verschwinden würde.

      Das behauptet auch niemand. Bloss ist der Abfall nur noch etwa 300 Jahre lang radioaktiv (weil er zu einem überwiegenden Teil aus Spaltprodukten mit 30 Jahren Halbwertszeit besteht). Ausserdem können wir mit AKW der 4. Generation den bestehenden Abfall verbrennen und müssen ihn nicht auf gut Glück für die nächsten 100000 Jahre vergraben. Wer AKW der 4. Generation kategorisch ausschliesst oder gar nicht erst entwickeln will, nimmt das billigend in Kauf.

      Bei welchem Atomunfall bitte starben denn „Tausende“? Es geht mir im Übrigen nicht darum, direkte Vergleiche zu ziehen – sondern darauf hinzuweisen, dass vermehrter Einsatz eben auch höhere Sicherheit bedeutet. Wenn heute Flugzeuge immer noch so häufig verunfallen würden wie in den 80er Jahren, hätten wir jede Woche einen Unfall mit hunderten Toten. Dass dies nicht geschehen ist, ist dem technologischen Vorsprung zu verdanken, der Erfahrung, die in der Zwischenzeit eingeflossen ist. In die Reaktoren der Generationen 3 und 3+ sind diese Erfahrungen eingeflossen – sie sind deshalb auch viel sicherer als diejenigen, die heute mehrheitlich im Einsatz sind.

      Ist das wahrscheinlich? Nein. Aber ist das ein Risiko das man eingehen kann, auch wenn es noch so gering ist? Ich denke nicht.

      Das Problem ist eben, dass es letztlich gar keine Alternative zu AKW gibt, wenn man ernsthaft aus den fossilen Energiequellen aussteigen will. Es wird problemlos möglich sein, alle Dächer und windigen Pässe mit Solar- respektive Windanlagen zu bestücken. Aber dann werden die Leute realisieren, dass damit noch lange nicht der ganze Energiebedarf gedeckt ist, selbst wenn dieser durch Effizienzanstrengungen stark gesenkt werden konnte (Solardächer können etwa 10% des Endenergiebedarfes in der Schweiz decken). Was kommt dann? Entweder der Zubau weiter (offener) Flächen für Solarzellen und Windparks (in suboptimalen Gebieten), neue Gas- oder Kohlekraftwerke, Stromimporte (aus Gas/Kohle/Atomkraftwerken von anderswo), oder eben AKW im eigenen Land. Wenn man möglichst viel natürliche Landschaft erhalten und gleichzeitig aus den fossilen Energien aussteigen will, gibt es keine andere Lösung.

  13. Es passt vll nicht ganz hier rein aber ich wollte die frohe Nachricht unbedingt verkünden.
    Polywell wird für die nächsten zwei Jahre weiterfinanziert.

    en.wikipedia.org/wiki/Polywell#FY_2012_Work

  14. jemand schon hier von der KALTEN FUSION von Rossi gehört? (Italiener)
    Fusion zw Wasserstoff und Nickel.

    scheint alles keine lüge zu sein und tatsächlich zu funktionieren, nur frage ich mich das man nirgends davon was hört, weil es ja eigentlich unsere ZUKUNFT IST….

  15. China baut zwar Druckwasserreaktoren – aber nicht alte vom Typ Fukushima 1-3, sondern neuste, u.a. der Generation „3+“ (wie Areva/Siemens EPR und Westinghouse AP-1000). Diese Reaktoren sind durchaus „sicherer“ als die Reaktoren, die man noch in den 60er und 70er Jahren gebaut hat: ganz einfach, weil viele neue Erfahrungen darin eingeflossen sind. In der Schweiz sind Gösgen und Leibstadt auch „sicherer“, weil neuer, als Beznau I&II und Mühleberg. Ich hätte kein Problem damit, Beznau & Mühleberg so bald wie möglich abzuschalten, so lange der wegfallende Strom nicht aus fossilen Quellen geliefert wird.

    Eine Laufzeitbegrenzung klingt zwar auf den ersten Blick wie eine gute Idee – aber natürlich wird der Betreiber dann kein grosses Geld mehr in AKW investieren, wenn sich das betreffende AKW seiner Laufzeitgrenze nähert… Ich würde stattdessen vorschlagen, dass der Richtwert für die Eintretenswahrscheinlichkeit einer Kernschmelze (von unabhängiger Seite eingeschätzt) des jeweiligen AKW langsam, aber stetig auf tiefere Werte abgesenkt werden müsste. So bliebe die Motivation hoch, in die Sicherheit zu investieren, weil sich daraus eine längere Laufzeit (und damit eine höhere Rentabilität) ergibt.

    Die Betreiber können die AKW wohl gar nicht versichern, weil Versicherungen nicht bereit sind, so hohe Schäden zu versichen (selbst wenn die Eintretenswahrscheinlichkeit gering ist). Hier könnte man sich aber einen globalen Fonds vorstellen, in den alle AKW-Betreiber einzahlen und aus dem Schäden aus Atomunfällen behoben / vergütet werden. Allerdings: rechnet man die bisherigen Schäden auf die Kilowattstunde um, kommen äusserst moderate Preissteigerungen heraus (die AKW müssten deshalb keine Konkurrenz von der Solarenergie fürchten, z.B.). Und schliesslich die Abfälle: gemäss Kernenergiegesetz finanzieren die AKW-Betreiber über die Nagra (Nationale Gesellschaft für die Entsorgung Radioaktiver Abfälle) die Entsorgung bzw. Zwischenlagerung der Abfälle zu einem grossen Teil selbst. Natürlich ist die Enstorgung aber immer auch eine politische Frage.

  16. Ich stehe der Atomenergie an sich nicht negativ gegenüber.
    Das problematische ist (wie im Artikel ja auch erwähnt), das Entscheidungen zum Reaktordesign zu Beginn aus militärischer Sicht (die Bombe) getroffen wurden und mittlerweile aus rein wirtschaftlicher Sicht. Und die Sicherheit wird leider allzu oft auf dem Altar der Rentabilität geopfert.

    Nach Fukushima gab es auf dieser Seite einen Artikel über die „richtigen Lehren“ aus Fukushima.
    https://www.final-frontier.ch/fukushima#more-450

    Ich zitiere mal:
    „1) Bei Fukushima handelte es sich um relativ alte Reaktoren aus den frühen 70er Jahren. Diese verfügen nicht über die “passive Sicherheit” einiger neuerer Designs. Dies hat nicht zuletzt damit zu tun, dass nur sehr wenige Reaktoren gebaut werden, die “Verweilzeit” eines typischen Reaktors somit lang und das Durchschnittsalter der Reaktoren weltweit hoch ist. Würden Reaktoren standardmässig nach, sagen wir, 25 Jahren abgeschaltet und ersetzt, wäre in Fukushima ein brandneuer Reaktor gestanden, der mit den Belastungen mit einiger Wahrscheinlichkeit besser zurecht gekommen wäre (eben weil er z.B. auch passiv, dh, ohne aktive Pumpen, kühlbar wäre)“

    Lt. dem von Matthias geposteten Link setzten die Chinesen hauptsächlich auf Druckwasserreaktoren, was aber auch bedeutet, das wir für 100 Jahre erstmal genauso weitermachen wie bisher und munter Müll produzieren, den wir hoffentlich irgendwann einmal transmutieren können. (Allerdings nur falls das mal wirtschaftlich sein sollte…)
    Solange wird der Müll trotzdem irgendwo gelagert werden müssen und wie gut das funktioniert sieht man an der Asse (http://www.sueddeutsche.de/politik/debatte-ueber-endlager-asse-atommuell-und-das-prinzip-verdunkelung-1.57753) in Deutschland. Und dafür war der Staat verantwortlich, ich will mir gar nicht ausmalen was passiert, wenn da ein ehrgeiziger BWLer ran gelassen wird.

    Ich halte den momentan eingeschlagenen Weg für falsch.
    Dabei hätte die Atomenergie das Potenzial viele Probleme der Menschheit zu lösen.

    Ich persönlich bin trotzdem noch für Atomenergie inkl. dem Bau neuer Kraftwerke, sofern diese maximal 30 Jahre laufen, die Betreiber die Kraftwerke komplett selbst versichern inkl. dem Unfallrisiko und der Müll bis zum erreichen einer funktionierenden Transmutations-Technologie rückholbar eingelagert wird, wobei die Kosten dafür (Lagerung, Transport, etc. ) zumindest anteilig vom Betreiber zu zahlen sind.
    Leider ist die Atomenergie mit diesen Vorgaben weit entfernt von Preisen wie 5 – 10 ct/kWh.

    Daher wird uns allen weiterhin nichts anderes übrig bleiben als zu hoffen, das uns das Restrisiko niemals selber trifft.

  17. @c.hoeger: Der Bau eines AKW dauert nicht 20 Jahre. China baut Reaktoren (und zwar moderne) zur Zeit in etwa 52 Monaten, dh, etwas mehr als 4 Jahren, ohne grosse Kostenexplosionen:

    http://www.world-nuclear.org/info/inf63.html

    Da in der Schweiz keine neuen AKW gebaut werden können, ohne dass die Bevölkerung diesen zustimmen muss, rechne ich im Fall einer Annahme auch nicht mit Verzögerungen durch Baubehinderung von Aktivisten u.ä. Wenn die AKW darüber hinaus tatsächlich 100 Jahre am Netz bleiben wie für die neusten Modelle geplant, fällt der Preis nochmals deutlich unter die 5 ct/kWh.

    Neben den eigentlichen Kosten für PV sind natürlich auch die Landschaftlichen Kosten zu tragen, die mit der Zupflasterung von fast 1000 Quadratkilometern Land (eher noch mehr) einher gehen. Und wie in den Kommentaren erwähnt geht der Artikel noch gar nicht auf die allfälligen Speicherprobleme ein.

  18. Also 10 ct/KWh ist da wohl schon ein bisschen zu tief…
    http://www.swissolar.ch/fileadmin/files/swissolar/solarstrom/KEV-Tarife_2012_de.pdf
    Demnach variert der Preis von PV-Strom bei derzeit neuen Anlagen von
    28.1Rp./kWh (>1MW freistehend) bis 48.8Rp./kWh/(<10 kW integriert)

    Ausserdem fühle ich mich nicht wohl, wenn wir im Winter mehr als die Hälfte unseres Stromes importieren müssten. Derzeit importieren wir in manchen Wintermonaten 20% unseres Stromes aus Frankreich +50% eigene KKWs = 70% des Stromes wird in Zukunft in einigen Wintermonaten fehlen. Da PV im Winter viel weniger leistet und der Stromverbrauch steigen wird, sehe ich nicht ein, wie wir diese Lücke mit PV schliessen sollen.

  19. Nochmal zur PV (was die Windenergie angeht, ist das zwar schwer vorstellbar, warum man gerade in bergigen Gegenden da Probleme haben sollte aber die Studien dazu, die der Schweiz nur ein kleines Potential bescheinigen gibt es ja):

    http://www.heise.de/tp/artikel/36/36930/1.html

    Freiflächenanlagen sind z.Z. bis zu 10ct je kwh möglich. Damit dürfte die südlichere Schweiz das auch schaffen. Damit liegen die Kosten nur noch bei der Hälfte, also ca. 750CHF je Monat. KKWs liegen bei ca. 5ct je kwh und damit dann bei 375CHF je Monat in deiner Rechnung. Dabei dauert der Bau eines KKW ca. 20 Jahre und verteuert sich üblicherweise extrem.

    Die Frage sollte also sein: Will die Schweizer Bevölkerung für einen potentiellen Gewinn von 375CHF je Monat in 20 Jahren (aber nur wenn die PV nicht noch deutlich billiger wird, wofür es keinerlei Anzeichen gibt) auf eine erprobte Technik verzichten?

    Meiner Meinung nach wird in den nächsten 8 Jahren die PV explosionsartig auf dem Globus Verbreitung finden. Schon jetzt gibt es ca. 40GW Überkapazität. Mit dem Unterschreiten der 10ct/Kwh Marke wird praktisch jedes andere Energiegroßprojekt nachhaltig unter Druck gesetzt. Entweder es ist hochdynamisch regelbar (Gaskraftwerke) oder extrem günstig (Windenergie) Kohle- und Atomkraftwerke sind beides nicht.

  20. @Matthias: „Für die Schweiz ist Wind keine Option“
    Das kann ich dir nicht glauben, denn in Österreich wird massiv in WK investiert, und das nicht nur in den pannonischen Ausläufern im Osten, sondern auf den Kämmen direkt und die habt ihr auch 😉 Ein Projekt ist beispielsweise ein großer Windpark am Brenner, genauer gesagt am Sattelberg. Hier formiert sich aber auch schon wieder (auf tiefstem Niveau) Widerstand unsersattelberg.wordpress.com (im möchte hier keinen Link setzen)
    Aber es gibt auch schon existierende Anlagen in den Bergen, die zwar nicht ganz so weit oben platziert sind, aber dennoch fleißig Strom produzieren. Windkraft in den Bergen ist zwar nicht so einfach wie Off-Shore, aber der Wind bläst da oben nicht sanft und auch sehr regelmäßig.

    • Wie erwähnt – natürlich kann man mit Wind ein paar Bergdörfer versorgen, unbestritten produzieren auch die kleinsten Windkraftanlagen nutzbaren Strom. Im schweizweiten Kontext kann der Wind jedoch definitiv nicht den Strom aus den Atomkraftwerken ersetzen oder den gesteigerten Bedarf im Fall einer elektrifizierung (verstromung) des Primärenergieverbrauchs decken. Insofern: ja bitte, man kann gerne so viele Windanlagen zu wie möglich und mit lokalen Naturschutzvereinen verträglich zubauen – aber man darf nicht erwarten, dass diese Windanlagen spürbar zum Gesamtenergieverbrauch in der Schweiz beitragen können.

  21. Ich finde den Artikel super, leider wurde ein wichtiger Punkt vergessen: Das Problem der Speicherung von Strom.
    Wenn wir hauptsächlich mit Solarenergie den Strombedarf decken wollen, wird Strom fast nur noch im Sommer erzeugt. Derzeit stammt in einigen Wintermonaten der Anteil Atomstrom bis zu 70%(50% Eigene KKWs, 20% Importe aus FR)
    In Sommermonaten erzeugen aber Solarzellen bis zu 6 mal mehr Energie als in Wintermonaten.
    Ob die PSW die wir haben ausreichen, hab ich jetzt nicht ausgerechnet, es wahrscheinlich nicht reichen. Zusätzlich speichern PSW aber auch Strom aus dem Ausland und sorgen dafür das dort keine zusätzlichen Reservekraftwerke gebaut werden müssen.

    Als Student an der BMS haben wir zu zweit unsere Interdisziplinäre Projektarbeit(IdPa) über die radioaktiven Abfälle geschrieben:
    https://docs.google.com/open?id=0B6cy3gB3JafSUHJuVWNERmVScXFGUFFITENNeHFDQQ

    Am Ende kommen wir doch hoffentlich auf den LFTR als Beste Lösung 😉

    Wegen Fuksuhima werden gemäss ersten Schätzungen zufolge 100-1000 zusätzliche Krebstote geben(Nur wenn die LNT-Hypothese stimmt)
    Man kann das auf die erzeugte Energiemenge von Fukushima selber oder auf die Erzeugung aus Kernenergie der nächsten 10-50 Jahre aufrechnen.
    Das Resultat zeigt doch wie sicher Kernenergie ist…

  22. @UMa: Danke. Das passiert, wenn man Zahlen aus dem Kopf rezitiert statt nachschlägt… Vielleicht sollte ich meine Artikel jeweils zu dir ins Review schicken? 🙂

    @C.Höger: Für die Schweiz ist Wind keine Option (ausser für ein paar Dörfer vielleicht). Photovoltaik (PV) hingegen ist mit den erwähnten Kosten verbunden, die man zu tragen bereit sein muss. So lange die Kosten für PV nicht so tief fallen, dass es sich tatsächlich lohnt, auch ohne Einspeisvergütung jährlich ein bisschen Geld in den weiteren Ausbau der Dachanlage (oder so) zu investieren, wird das kein Selbstläufer. Für die Zeit bis dahin brauchen wir aber CO2-freien Strom – und da sind Gaskraftwerke die falsche Entscheidung.

  23. Man kann über die erneuerbaren sagen was man will, einen unbestreitbaren vorteil gegenüber KKW haben sie: Sie skalieren sofort. Ein KKW ist eines der größtmöglichen Großprojekte überhaupt. Bei der gegenwärtigen offenbaren unfähigkeit, Großprojekte einigermaßen sicher über die Bühne zu bringen, besteht bei jedem KKW Neubau das nicht unerhebliche Problem, am Ende mit leeren Händen dazustehen.

    PV und Windkraft hingegen erzeugen von der ersten Anlage an Strom. Und das auch noch zu fallenden Preisen (zu den 60 Rappen hat sich UMa ja schon geäußert).

    Also mal angenommen, ich hätte 8Mrd. € für ein Energiegroßprojekt. Wenn ich das über 8 Jahre strecke, habe ich entweder ein halbfertiges KKW mit diversen Problemen und zusätzlichen Kosten oder ca. 1000MW installierte Windenergieleistung jedes Jahr. In der gleichen Zeit hat sich der Preis für neue Anlagen vermutlich stark reduziert. Für die PV kann man ähnlich rechnen. Aus Investorensicht wäre meine Entscheidung klar (solange die Abnahme gesichert ist).

  24. @Matthias:

    Ich habe noch weitere Korrekturen.

    Zum Kapitel „Erneuerbare“:

    „Jeder Quadratmeter der Erdoberfläche wird im Tagesmittel von etwa 300 Watt (Joule pro Sekunde) getroffen.“
    Nach dem Link sind es im globalen Mittel nur knapp 200W. (168W die absorbiert werden + 30W die reflektiert werden)
    http://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Strahlungshaushalt_der_Atmosph%C3%A4re

    „…heutigen Primärenergieverbrauchs von 6000 Watt…“
    Ich komme auf ca. 5500Watt sowohl für die Schweiz als auch für Deutschland. Ist also ok.

    „…weitere 50% sind durch die Wasserkraft gedeckt)“
    Das wären 1500W durch Wasserkraft.
    Nach der Quelle (3) hat die Schweiz im Mittel pro Jahr 36TWh Strom aus Wasserkraft erzeugt. Das ist 521W/Kopf.

    Also sind offen 5500W/2-521W = 2229W statt
    „…offenen pro-Kopf Energieverbrauch von 1500 Watt pro Person“

    „müssten also 5 Quadratmeter pro Person ausreichen,“
    2229W/198(W/m²)= 11 m², aber in der Schweiz eher weniger als 198W, also noch mehr Fläche.

    „Während experimentelle Solarzellen einen Wirkungsgrad von bis zu 50% erreichen,“
    Bisher leider noch nicht. Nach dem Link unten sind es maximal 43.5% für concentrator cells und 35.8% unter normaler Sonneneinstahlung.
    http://en.wikipedia.org/wiki/Solar_cell

    „Das heisst, aus den 5 Quadratmetern pro Person werden etwa 35, bereits die Fläche einer kleinen Wohnung…“
    In Deutschland werden pro 1kWp etwa 930kWh pro Jahr erzeugt. Wenn ich für die Schweiz 1050kWh/kWp =0.12*8766h annehme, also einen Capacity Faktor von 12% gibt das bei einem Wikrungsgrad von 15% d.h. 6.67m²/kWp eine Mittlere Stromerzeugung von 18W/m²
    Das ist eine Fläche von 2229W / (18W/m²) = 124m² pro Person.

    „Auf 8 Millionen Einwohner (heute) kommt dabei ein Bedarf von 1500 Watt * 8 Mio = 12 Gigawatt (= ca. 12 AKW) zusammen, oder die Fläche von 35 Quadratmeter * 8 Mio = 280 Quadratkilometern.“
    Ich komme auf 2229W * 8Mio = 17.8 GW oder 124m² * 8 Mio = 991 km². (Schweiz total 41285 km², also 2.4% der Fläche, aber es sind noch Verluste durch z.B. Staffelung zu berücksichtigen).

    „(beim heute üblichen Solarstrom-Preis von etwa 60 Rappen pro kWh) “
    In Deutschland sollte der Strom aus einer in diesem Jahr installierten mittelgroßen PV-Anlage (bei 30Jahren Nutzungsdauer) ca. 16 eurocent/kWh Kosten (Ohne Steuern wie MehrWertSt.). Bei den oben angenommen Einstrahlungsverhältnissen sind das 14.2 eurocent/kWh in der Schweiz, falls die Anlage genauso viel Kosten würde wie in Deutschland. Dies entspricht 17.1 Rappen pro kWh. In den anderen EU-Ländern sind die PV-Anlagen ca. 10 bis 30% teurer als in Deutschland, falls man das auf die Schweiz übertragen kann, sind das 19-22 Rappen pro kWh. Kleine Anlagen (2-5kW) für das Eigenheim dürfen 20% teuer sein, also 22-27 Rappen pro kWh. Großkraftwerke (>1-10MW) liegen darunter.

    „1.5 kW * 8766 h/Jahr * 0.6 CHF/kWh = 7880 CHF/Jahr“
    mit 20.5 Rappen pro kWh und 2.229kW komme ich auf ca. 4000 CHF/Jahr.

    „Für eine vierköpfige Familie bedeutet das in etwa den Kauf eines Autos pro Jahr, oder ca. 2000 CHF pro Monat.“
    Bei einer vierköpfigen komme ich auf 1335 CHF/Monat (nur PV). Allerdings ist darin der Strom für die Industrie und andere Unternehemn sowie den Gütertransport enthalten (der den Stromverbrauch der Haushalte auch in der Schweiz deutlich übersteigen dürfte) und nicht nur der im Haushalt und zusätzlich dann für dann Auto, Heizung ähnliches verbrauchte Strom.
    Andererseits sind die Kosten für Netzausbau und Speicherung nicht enthalten.

  25. Ein sehr interessanter Artikel, der das Dilemma sehr schön zeigt, in dem wir stecken. Gerade wurde eine neue Studie präsentiert (hab leider keinen Link dazu) die Besagt, dass es nicht vor 2030 zu einer Stabilisierung des CO2 Ausstosses kommt. Angesichts dieses Szenarios sollte eigentlich klar sein, dass eine CO2 freie Energiepolitik notwendig ist, insbesondere in einem Land wie der Schweiz. Ein Land mit diesem Reichtum kombiniert mit dem enormen Know-How sollte ein Vorbild sein können, das der Welt ein Beispiel sein soll. Aber leider haben die Schweizer selten viel Pioniergeist gezeigt. Es wird wohl wieder eine vertane Chance werden. Zudem kommt dazu, dass der Betrieb von Gaskraftwerken keinen Sinn macht um die Grundlast zu ersetzen, die von den momentanen KKW erzeugt wird.

  26. Das Thema ist wirklich sehr geladen. Ich finde allerdings nicht, dass man eine Seite definitiv als die richtige darstellen kann. Meines Erachtens überwiegt aber am Ende ein wenig der Anspruch der Gegner. Zunächst besteht das Problem der Abfallentsorgung.
    Und dein Argument bezüglich der Weiterentwicklung von Atomenergie gilt für die sogenannten „erneuerbaren Energien“ ja auch. Zweifellos ist es da auch vernünftig, zweigleisig zu fahren, also Atom- und Alternative-Energiegewinnung weiterzuentwickeln. Ob man sich allerdings darauf verlassen kann, dass der technische Fortschritt das Müllproblem schon lösen wird und so noch mehr Atommüll produzieren sollte? Oder handeln wir da nicht fahrlässig?

    Jenseits von Fragen der effizienten Energienutzung und der sicheren Entsorgung von Atommüll (beides allerdings sehr wichtige Fragen) steht tatsächlich noch die Frage der Gesundheitsgefährdung im Raum. In den Medien kursieren ja immer mal wieder Studien, die eine Korrelation zwischen der Nähe eines Atomkraftwerkes und gewissen Krankheiten (u.ä.) zu zeigen behaupten.
    Ich bin leider über den Forschungsstand auf diesen Feld nicht im Bilde, deshalb frage ich mal: Sie sieht da eigentlich die Expertenmeinung aus?

  27. @Matthias

    „(ca. 10 Tonnen pro Person und Jahr – obwohl dort etwa 20% des Stroms aus der Windkraft kommen).“
    Die Windenergie erzeugte 2011 7.6% des Stromes in Deutschland, alle Erneuerbaren zusammen hatten 19.9% (2).

    „um das Ziel von etwa 2 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr (im Jahr 2050)“
    Ist das das offizielle Ziel der Schweiz?
    Im weltweiten Maßstab müssten etwa 1.5-1.6 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr (im Jahr 2050) erreicht werden.

    Quellen für Daten:
    (1) Deutschland, Statistisches Jahrbuch
    https://www.destatis.de/DE/Publikationen/StatistischesJahrbuch/StatistischesJahrbuch.html

    (2) Energieverbrauch und Stromerzeugung in Deutschland
    http://www.ag-energiebilanzen.de/viewpage.php?idpage=65

    (3) International, Elektrizitätserzeugung, Monatlich nach Energieträgern
    Revised historical data (excel sheet) herunterladen
    http://www.iea.org/stats/surveys/elec_archives.asp

    (4) Der World Energy Outlook 2010 der IEA ist jetzt frei verfügbar
    http://www.worldenergyoutlook.org/publications/weo-2010/

    (5) CO2 Emmisionen 2009/2010 nach Ländern
    http://cdiac.ornl.gov/trends/emis/prelim_2009_2010_estimates.html

  28. Vielleicht in der Schweiz und Deutschland – in anderen Ländern sieht die Sache ganz anders aus. Ich befürchte einfach, wir werden für den Sonderweg bezahlen müssen.

  29. Amen, wie dem ist nichts hinzuzufügen
    Amen, wie, die Gebetsformel ist beendet.
    Amen wie eigentlich ist es gut gemeint und sollte heil bringen.
    aber auch Amen, wie, jetzt bete ich es zum wiederholten male, aber es wird nicht erhört
    Amen eben. 🙂

    Aber dem Wähler klar zu machen das Atomkraft und Atomkraft nicht das selbe ist, wird in nächster Zeit nicht möglich sein. Betriebsfähige Atomkraftwerke zu schließen während man gleichzeitig neue baut ist nicht Mehrheitsfähig. Es wird in absehbarer Zeit keine neuen Atomkraftwerke geben. Das vertrauen der Menschen in diese Technik ist verspielt. Es wird wohl oder übel etwas wärmer werden…

  30. Von diesen „neuen“ Reaktor Typen, hatte ich bereits zuvor gehört, und ich ich stimme vollends zu das man mehr Geld in die Atomenergie, genauer gesagt in die Forschung in diesem Bereich investieren sollte, anstatt diese Form der Energiegewinnung zu verteufeln. Selbstverständlich sollte man die jüngsten Vorkommnisse nicht einfach ignorieren, die Sicherheit sollte immer an erster Stelle stehen, jedoch denke ich mit Forschung wird man auf längere Zeit mehr Sicherheit gewährleisten als durch bloßes Abschalten aller Akw´s. Ich würde jedenfalls ungern die nächsten 100.000 Jahre auf Atommüll hocken bleiben 😉

Kommentare sind geschlossen.