Erdöl – der Anfang vom Ende?

Der Ölpreis ist so hoch wie noch selten. Irak, Terrorismus, Wirbelstürme? Alles falsch: Tatsache ist: die Welt hat das Maximum der möglichen Erdölförderung erreicht – von nun an übersteigt die Nachfrage das Angebot. Mit Auswirkungen auf die Preise.

Erdölförderung
Erdölförderung
Bloss am Anfang der 80er Jahre lag der Ölpreis (teuerungsbereinigt) bei rund 90 Dollar pro Barrel noch höher. Doch auch diese Grenze wird in den nächsten Jahren durchbrochen werden. Der Preis steigt und steigt – und zeigt uns schmerzlich, wie abhängig wir vom Öl geworden sind.

Doch warum gerade jetzt? Das Erdöl soll doch angeblich noch für 40 Jahre reichen?

Diese Aussage basiert auf einer falschen Vorstellung: die Erde ist kein Tank, aus dem so lange Öl gepumpt werden kann, bis er leer ist. Tatsächlich existiert Öl in unterschiedlichsten Qualitäten. Das leichte, obenauf schwimmende Öl kann in der Anfangsphase einer Bohrung leicht entnommen und teuer verkauft werden. Je länger die Förderung dauert, desto mehr schweres Öl wird gefördert. Der Öldruck, der ursprünglich die „Quelle“ sprudeln liess, lässt nach, und das Öl muss mit Druck (zum Beispiel durch einschiessen von Wasser oder CO2 in das Bohrloch) heraus gepresst werden. Je länger man ein Bohrloch betreibt, desto teurer und aufwändiger wird es, weiteres Öl zu fördern.

Das führt dazu, dass die Ölförderung einer Glockenkurve folgt: sie steigt erst langsam, dann immer schneller an, bremst sich ab, erreicht einen Hochpunkt (Peak), nimmt dann immer schneller ab und läuft schliesslich flach aus. Jedes Ölfeld, jede Ölregion zeigt exakt dieses Verhalten – die Weltproduktion hat den Peak soeben erreicht.

Natürlich gibt es auch noch auf der anderen Seite des Peaks eine Ölproduktion. Doch im Unterschied zu der Zeit vor dem Peak übertrifft nun erstmals die Nachfrage das Angebot. Das hat dramatische Auswirkungen, deren erste Ausläufer wir in den letzten Jahren bereits gespürt haben: Preisschwankungen, erste Rohstoffkriege, Reden über die Zukunft der Energieversorgung.

Bereits seit den späten 60er Jahren des 20. Jahrhunderts liegt die Rate der Neuentdeckungen von neuen Ölfeldern hinter dem zusätzlichen Verbrauch zurück. Wir verbrauchen also schon seit über 40 Jahren jedes Jahr (zur Zeit etwa vier mal) mehr Öl, als neu entdeckt wird – das kann auf die Dauer nicht gut gehen.

Mit gewaltigem Aufwand wurde in den letzten Jahren die weltweite Förderungsquote auf ungefähr 84 Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag getrieben. Doch nun ist Schluss – 2005 wird vermutlich als das Jahr des „Oil-Peak“ in die Geschichte eingehen.

Peak Oil
Peak Oil
Natürlich werden auch weiterhin neue Erdölfelder entdeckt werden – aber diese Entdeckungen werden immer seltener und sind von kleinerem Umfang. Und natürlich wird es mit zunehmendem Ölpreis plötzlich wieder mehr wirtschaftliche Vorkommen geben, deren Ausbeutung sich bisher nicht gelohnt hatte. Doch nicht das Erdöl an sich ist das Problem, sondern der langfristige Aufwärtstrend des Ölpreises. Billiges Öl ist das Blut der Weltwirtschaft – ohne billiges Öl werden die Preise in diversen Bereichen explodieren – und die Welt in eine Rezession führen – wenn nicht schlimmer.

Denn aus Öl werden auch Dünge- und Unkrautvertilgungsmittel hergestellt. Die ganze Landwirtschaft funktioniert mit Öl. In vielen Staaten, insbesondere in den USA, werden thermische Kraftwerke mit Öl betrieben.

Günstige Alternativen sind nicht in Sicht: Denn alternative Energiequellen wie Sonne, Wind und Wasser sind teuer – und dazu kommt, ihre Produktion hängt wiederum von billigem Öl ab (bei steigendem Ölpreis werden diese Produkte teurer). Würden wir die gesamte Erdölproduktion in den Aufbau einer alternativen Energieversorgung investieren, wäre es bestimmt möglich. Doch wir ziehen es vor, das kostbare Erdöl in unseren Autos zu verbrennen. Bioenergie hängt wiederum von der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung ab – und diese hängt, wie schon oben erwähnt, vom billigen Erdöl ab. Zudem kann niemals genügend Biomasse produziert werden, um das Erdöl zu ersetzen. Alles hängt allso von billigem Erdöl ab. Sogar Kernspaltung hängt indirekt vom billigen Öl ab: Uran, das von überall auf der Welt in die Kraftwerke gebracht werden muss, kann nur unter hohem Energie (Öl-)-Aufwand gewonnen werden. Ohne billiges Öl werden auch Kernkraftwerke unwirtschaftlich. Die Kernfusion, die seit 60 Jahren die „Energiequelle der Zukunft“, wird dies wohl auch noch für die nächsten 60 Jahre bleiben – so lange rechnen zumindest die Wissenschaftler, die an Fusionreaktoren forschen, bis zur Inbetriebnahme des ersten kommerziellen Reaktors.

Bis 2015 wird der Ölpreis auf rund 380 US$ steigen – mit gewaltigen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Bei solchen Preisen werden Länder, die militärisch dazu in der Lage sind, mit allen Mitteln versuchen, sich einen Zugang zu billigem Öl mit Gewalt zu verschaffen. Das 21. Jahrhhundert wird ohne Zweifel eines der Rohstoffkriege (besonders und vor allem um Öl) in die Geschichte eingehen.

Alles Leben ist vor allem eines: die Suche nach einfach verwertbarer Energie. Wo einfach verwertbare Energie in grossen Mengen verfügbar ist, spriesst das Leben, das gilt für die Bakterienkultur wie für das gedüngte Feld genauso wie für Kulturen und Zivilisationen. Die moderne Welt ist ein Produkt des Erdölreichtums, der nun zur Neige geht. Werden wir überleben?

Sehr gute Seite zum Thema: Leben nach dem Öl-Crash

Eine weitere Seite zum Thema

Association for the study of peak oil

12 Kommentare

  1. Japp, die großindustrielle Umwandlung von Kohle in Öl scheint gerade richtig in Fahrt zu kommen. In Südafrika laufen bereits einige Anlagen.
    Gut für den Ottomotor und die Weltwirtschaft, schlecht fürs Klima und den Meeresspiegel.

  2. Peak Oil ist definitiv eine ernstzunehmende Entwicklung, aber nicht das Ende der Welt. Kohleverflüssigung liefert synthetisches Rohöl für 25-45 Dollar pro Barrel, billige Energie wird es also noch eine Weile geben.

    Energieeffizienz ist KEINE Lösung:

    Jevon\’s Paradoxon lehrt uns, dass effizientere Nutzungsmöglichkeiten die Nachfrage nach entsprechenden Gütern erhöhen.

  3. Ich glaube an die Vorteile chemischer Energiespeicherung, sie ist billig und vor allem einfach. Im Straßen-,Wasser-und Luftverkehr bin ich sehr skeptisch gegenüber elektrischen Antrieben. Es geht also darum, alternative Treibstoffe zu finden und dass scheinen mir Abfälle aus der Land- und Forstwirtschaft zu sein, wenn wir gleichzeitig die biologische Produktivität erhöhen z.B durch verbesserte Düngung und Bewässerung, die leicht zu realisieren sein werden wenn wir billigen Solarstrom haben.

  4. Energiesparen ohne Konfortverlust, das geht ohne große Probleme.

    Z.B. den fernseher statt stand-by auf aus.
    Oder einen Kühlschrank kauen, der weniger Emmisionen verursacht.

    Solarzellen und windkrafträder, Autos, die auf Strom fahren…

    Ach ja heutzutage wer sich ein neues Auto anschafft, sollte sich einen Hybrid zu legn. Zukunftsorientiert und in der Stadt (bis Tempo 50-70) braucht er 0 Benzin

  5. Wir müssen viel mehr auf erneuerbare Energien setzen. Alten Lügen von günstigen Strom aus Atomkraft dürfen wir nicht länger glauben. Durch mehr Energieeffizens und weniger Verbrauch können wir unseren Lebensstandart auch in Zukunft halten.

  6. Ich finde das man mit diese Seite erkennen kann… Das Rohrstoffe wie Erdöl oder Erdgas die Menschen zu verzweiflung bringt. Stat neue möglichkeiten durch zu setzen oder zu erforschen, beginnen wir lieber Kriege oder ähnliches. Ein tropfen Erdöl gleich 1 Liter Blut im 21. Jahrhundert. Die Vorstellung ist schlim.
    Ich bin erst 20 Jahre Alt, aber wenn ich dran denken muß das in der Zukunft unsere Kinder sich bekämfen werden, weil wir zu Faul waren neue Forschungen zu machen. Dann sage ich im vorraus danke…

  7. Als Geologen freut es mich immer wieder, wenn auch Leute ausserhalb der Geowissenschaften die Problematik in ihrem ganzen Ernst erkennen. Das zeigt mir, dass es sich dabei nicht um irgendein Nischenthema handelt, das nur von Fachleuten verstanden werden kann.
    Ich empfehle uebrigens noch http://www.theoildrum.com aka TOD als aktuellste Website zum Thema.

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